Eis - Zeuge des Klimawandels
Früher sprach man vom "ewigen Eis". Doch mittlerweile wird immer offensichtlicher, dass das Eis auf unserer Erde so ewig wohl nicht ist. Eisgiganten brechen in sich zusammen, ganze Landschaften lösen sich von der Antarktis, die Nordwestpassage liegt frei. Es ist unverkennbar: Die Zukunft dieses kalten, glitzernden Stoffes ist bedroht.
Gewaltige Gletscher und fragile Eiskristalle
Seit fast 30 Jahren reist der Naturfotograf Philippe Bourseiller in die Eislandschaften dieser Welt: von der Arktis über die Alpen und die südamerikanischen Anden bis hin zum antarktischen Kontinent. Die rund 150 doppelseitigen Aufnahmen seines neuen Bildbandes zeigen gewaltige Gletscher, majestätische Eisberge, fragile Eiskristalle - und die Zerbrechlichkeit der Natur.
Ein Knacken, ein Krachen, ein dunkles Grollen: Blitzförmige Risse schlagen ihre Bahnen in die Oberfläche des zugefrorenen Baikalsees. Kreuz und quer verlaufen die frostigen Spuren auf dem sibirischen Eis - bilden ein zackiges Muster, welches scheinbar über dem schwarzbläulichen, kristallklaren Wasser in der Tiefe zu schweben scheint.
Eine Aufnahme, eingefangen vom Fotografen Philippe Bourseiller. "Die Fotografie ist eine universelle Sprache. Sie braucht keine Worte. Das Bild kann aufgenommen worden sein hier in Europa, in China oder anderswo. Der Betrachter braucht keine Übersetzung. Die Fotografie ist eine fantastische Art zu kommunizieren."
Das Schmelzen der Gletscher - Zeichen für Erderwärmung
Tausende Kilometer weiter südlich ein ganz anderes Szenario: Grenzenlos weit blickt der Betrachter über das Wasser, riesige Eisschollen bis zum Horizont. Eine Handvoll Adelie-Pinguine hockt auf einem Eisberg, der gemächlich auf dem Ozean driftet. Der Himmel, eine Melange aus zartem Rosa und knalligem Gelb. An den Rändern ein verwaschenes Violett. Der Betrachter kann förmlich die Stille hören, die das Bild ausstrahlt.
Bourseillers Reisen führen ihn immer wieder an altbekannte Orte. Seine Erkenntnis: "Ich war etwa 27 oder 28 Mal in der Arktis in einem Zeitraum von 30 Jahren. Und ich habe mit eigenen Augen das Schmelzen der Gletscher gesehen. Der Rückgang ist das erste sichtbare Zeichen für die Erderwärmung."
Die Anmut der Landschaftsaufnahmen steht oft im harten Kontrast zu den Interviews mit Wissenschaftlern, Abenteurern und Umweltaktivisten, die den Bildband ergänzen. Sie alle stellen fest: Die Eislandlandschaften der Erde sind Zeugen des Klimawandels. Pole und Gletscher schmelzen unverkennbar.
Vom gefrorenen Wasser lernen
Die Arktis: kaltes Weiß - so weit das Auge reicht. Ein Eisbrecher kämpft sich voran, mühsam schiebt das Kraftpaket gewaltige Eismassen beiseite. Tastet sich Stück für Stück durch die frostigen Klötze. Die tief stehende Sonne wirft bereits Schatten auf das Packeis, lässt es bläulich schimmern.
Der Eisbrecher ist Arbeitsplatz von Alain Gariépy. Seit mehr als 30 Jahren manövriert er die imposanten Schiffe der kanadischen Küstenwache durch die Arktis. Schon als Kind war er oft mit seinen Eltern segeln und lernte so früh den Respekt vor dem Meer, vor der Unberechenbarkeit seiner enormen Kräfte.
"Wenn das Wasser gefroren ist, gilt das umso mehr. Ich kann immer noch mehr darüber lernen - und darüber, wie unbedeutend wir Menschen im Vergleich zur Natur sind. Doch am Ende sind es unsere Taten, die zählen, und daran will ich mich Tag für Tag in meinem Verhalten gegenüber der Erde und ihren Bewohnern erinnern," sinniert der Kapitän.
Bourseillers Bildband zeigt die Schönheit des Eises in all seinen Facetten und Farben - und wie zerbrechlich die eisigen Naturparadiese sind. Nicht nur an den Polen, sondern auch direkt vor unserer Haustür: Die Gletscher in den europäischen Alpen büßen Jahr für Jahr knapp zwei Meter ein. Eine ästhetische Mahnung für jeden Betrachter.
Eis
- Seitenzahl:
- 296 Seiten
- Genre:
- Bildband
- Zusatzinfo:
- 24,5 x 30 cm, 15 schwarz-weiß-Abbildungen und 140 farbige Abbildungen
- Verlag:
- Knesebeck
- Bestellnummer:
- 978-3-95728-136-4
- Preis:
- 45,00 €
