Papiermangel verursacht Kostensteigerungen bei Kulturveranstaltern
Verschiedene Faktoren führen gerade dazu, dass bestimmte Produkte und Rohstoffe knapp werden. Wir merken es ja schon an den Preisen fürs Heizen, aber auch der Papiermangel wird zu einem immer größeren Problem. Nach und nach bekommen auch die Kultureinrichtungen zu spüren, welche Auswirkungen das hat.
Schon im vergangenen Herbst hatte Daniel Weth, der Marketingleiter des Schleswig-Holstein Musikfestivals große Schwierigkeiten, ausreichend Papiermengen für die SHMF-Journale zusammenbekommen. Darin wird das Gesamtprogramm des Festivals vorgestellt. Solche Drucksachen sind nach wie vor ein wichtiges Angebot für das Publikum. Das beobachtet auch der Chef des Hamburger Theaterfestivals Nikolaus Besch: "Das ist ja kein Geheimnis, dass im Kultursektor viele der Besucher 50+ sind, die einfach wahnsinnig gerne ein Druckprodukt in den Händen halten. Und nicht immer neu auf Webseiten gehen wollen. Das ist sozusagen eine Hommage an unser Publikum."
Ohne Druckprodukte geht es nicht
Ohne bestimmte Druckprodukte geht es vielerorts also nicht, dazu gehören Flyer, Werbeplakate und Programmhefte. Doch aufgrund des Papiermangels wird es jetzt teurer. "Diese Kostensteigerungen treiben uns die Tränen in die Augen, weil alle, die wir uns privat finanzieren und mit Spenden der Hamburger Bürger, diese Kostensteigerung nicht einfach so wegstecken können. Gerade haben wir hier Rechnungen vorliegen, die ungefähr 70 Prozent über dem letzten Jahr liegen und das ist natürlich immens", erklärt Besch.
Er musste nun an anderer Stelle im Budget kürzen, legt aber Wert darauf, dass dies nicht bei den Honoraren für die Künstlerinnen und Künstler geschieht. Rund 25 Prozent mehr Kosten verzeichnen auch die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern. Daher habe man kritisch die Auflage geprüft und sich für einen Druck in zwei Schritten entschieden. Ob wirklich der Bedarf für die zweite Auflage vorhanden ist, werde kritisch geprüft. Per Email teilt das Festival mit:
"Mit vorausschauendem Blick auf uns als Kunde und mit dem Wissen, was wir wann benötigen, hat es unsere Druckerei geschafft, uns bislang gut durch die Krise zu bringen. Hier haben wir natürlich als privatfinanziertes Unternehmen das Glück, größtenteils nicht ausschreiben zu müssen und so selbst flexibel zu sein." Zitat
Papiermangel beeinflusst Veranstaltungsorganisation
Von einer vorausschauenden Druckerei profitieren auch die Hamburger Deichtorhallen. Auf Anraten habe das Haus schon im vergangenen Jahr ausreichend Papier bestellt und daher bislang noch nichts vom Papiermangel gemerkt.
Das Bucerius Kunstforum in Hamburg bekommt die gestiegenen Kosten bereits zu spüren. Die ohnehin langfristige Planung für Ausstellungen müsse daher teilweise noch früher stattfinden, als ohnehin schon, teilt das Haus mit. Um zum Beispiel das Papier für die Kataloge zum Angebotspreis bestellen zu können. Immerhin komme dem Kunstmuseum jetzt zugute, dass es bei der Kommunikation mit dem Publikum in den vergangenen Jahren verstärkt auf die Digitalisierung gesetzt habe. Das sei nicht nur mit Blick auf den akuten Papiermangel, sondern auch im Sinne der Nachhaltigkeit ein Vorteil. Über dieses Thema werden Kultureinrichtungen sich jetzt wohl noch mehr Gedanken machen müssen, als zuvor.