Krimi: Eine kompromisslose Ermittlerin in Los Angeles
Der amerikanische Schriftsteller Michael Connelly erzählt über sich selbst gern, dass er schon als Jugendlicher, nachdem er die Romane von Raymond Chandler gelesen hatte, Krimis schreiben wollte. Vorher nahm er aber noch einen Umweg und war Polizeireporter in Los Angeles. Er kennt also das Umfeld, in dem seine Bücher spielen. Inzwischen hat er mehrere Serien mit verschiedenen Ermittlerfiguren wie Harry Bosch oder Mickey Haller verfasst. Eine Ermittlerin ist in seinem neuen Buch "Late Show" als Hauptfigur dazugekommen: die Streifenpolizistin Renée Ballard.
Ballard ist eine außergewöhnlich starke Frauenfigur mit Leidenschaft und einer gehörigen Portion Sex-Appeal. Schon weil man ihr gern auf den Fersen bleiben möchte, ist dieser Krimi verlockend.
Trotz vieler Protagonisten kann der Leser sich gut orientieren
Es tauchen zwar relativ viele Personen auf, aber man kann sie sich erstaunlich gut merken, auch ohne Personenverzeichnis. Michael Connelly als erfahrener Krimiautor gibt kleine Hilfestellungen, sodass man sich immer schnell orientieren kann, wer noch mal wer war.
Über die Lebensgeschichte von Renée Ballard erfahren wir, dass sie aus Hawaii stammt. Als sie 14 Jahre alt war, ist ihr Vater beim Surfen ertrunken, während sie verzweifelt am Strand auf und ab lief, ohne etwas tun zu können. Die Mutter kümmerte sich dann kaum um sie, Renée zog zu ihrer liebevollen Großmutter, die weiterhin eine bedeutende Rolle in ihrem Leben spielt. Sie studierte, wurde Journalistin und ging dann zur Polizei.
Nach der Anzeige gegen einen Kollegen wird Ermittlerin Ballard gemobbt
Als junge Polizistin wurde sie von einem Vorgesetzten belästigt und zeigte ihn an. Der Kollege, der damals für sie eine Aussage machen sollte, stand ihr nicht zur Seite, um seine eigene Karriere nicht zu gefährden.
Seitdem schiebt sie Nachtschichten bei der Streifenpolizei. Sie arbeitet mit einem Kollegen zusammen, dessen Frau an Krebs erkrankt ist. Er möchte jeden Tag so oft und so früh es geht, bei seiner Frau sein. Also ist Renée oft auf sich allein gestellt.
Manche Fälle lassen sie nicht los und sie ermittelt heimlich in ihrer Freizeit weiter - besonders im Fall eines fast zu Tode gequälten Transsexuellen, um den Ballard sich intensiv kümmert. Sie will unbedingt herausfinden, wer das getan hat. Ihre Spurensuche führt sie in ein räudiges Bürogebäude, in dem Pornofilme gedreht werden.
Ballard befand sich im Herzen der milliardenschweren Industrie, von der böse Zungen behaupteten, dass sie die Wirtschaft von Los Angeles am Laufen hielt. Leseprobe
Ballards Vorgesetzter verbietet ihr die Untersuchung in einem Fall mit fünf Toten
Parallel zu diesem Fall geht es um eine Schießerei in einer Bar mit fünf Toten. Ballard sucht den Todesschützen, obgleich ihr Vorgesetzter ihr ausdrücklich untersagt hat, in der Schießerei zu ermitteln. Er sucht sowieso einen Vorwand, um sie aus dem Polizeidienst zu entlassen. Das ist Mobbing - und aufgedeckt werden hier nicht nur Kriminalfälle, sondern auch die Strukturen und Gefahren eines hierarchischen Systems, das missbraucht wird. Jeder kämpft um kleine Vorteile und will Karrierestufen nach oben erklimmen. Dafür hält man dann auch die Klappe.
Zwischendurch erholt sich Renée, von ihrem Hund Lola begleitet, am Strand beim Paddeln. Ein Straßenkünstler, der dort bisher Obama-Porträts verkauft hat und davon ganz gut leben konnte, erzählt ihr:
Dass Bilder des neuen Präsidenten keine Abnehmer fanden, weil dessen Anhänger nicht nach Venice Beach kamen. Leseprobe
Mehr sei nicht verraten. Es gibt einen ebenso erstaunlichen wie die Herzen von Recht und Gesetz liebenden Krimifans befriedigenden Schluss.
Late Show
- Seitenzahl:
- 432 Seiten
- Genre:
- Krimi
- Verlag:
- Kampa
- Bestellnummer:
- 978-3-311-12503-7
- Preis:
- 19,90 €
