Das größte Opfer ist keines Dankes wert
Am 19. Juli liest Hans-Helmut Dickow aus "Der alte Mann und die Medaille" von Ferdinand Oyono.
Die Geschichte ist tragisch: Ein alter Afrikaner wird der Lächerlichkeit preisgegeben, obwohl in Afrika gerade der alte Mensch hohes Ansehen genießt. Meka hat für die französischen Kolonialherren sein Land und seine Söhne verloren. Dafür erhält er nun eine Medaille. Aber der Tag der Ehrung bringt ihm nur Mühe und Schmach. Stundenlang lässt man ihn in der Sonne schmoren und macht sich auch noch über ihn lustig. Auch das anschließende Fest bringt ihm nur Spott ein. Er trinkt zu viel und wird von der kolonialen Schutzmacht, trotz Ehrenmedaille, ins Kittchen geworfen.
Ferdinand Oyono wurde 1929 in Kamerun geboren und starb 2010 in Yaoundé. Er studierte in Paris und war viele Jahre Botschafter seines Landes. 1974 wurde er Ständiger Vertreter bei den Vereinten Nationen. Er war Außen- und Kulturminister seines Landes. Seine drei Romane, darunter "Der alte Mann und die Medaille" von 1956, gelten als Höhepunkte der antikolonialen Literatur.
Sie finden die Lesung in der ARD Audiothek.