Katharina Hacker präsentiert Roman "Die Gäste" in Hannover
Schriftstellerin Katharina Hacker hat ihren neuen Roman "Die Gäste" im Literaturhaus Hannover vorgestellt. Im Gespräch zum Buch ging es auch um die Liebe zu Ratten.
Räumlich sind wir im Literaturhaus Hannover. Gedanklich in einem Café in Berlin. Friederike hat es an ihrem 50. Geburtstag von ihrer Großmutter geerbt. Sie übernimmt es - ohne zu zögern. Warum? Katharina Hacker meint: "50 ist ein ausgezeichneter Zeitpunkt, um das Leben zu verändern. Eigentlich finde ich, man hat da noch, sagen wir mal grob 15 Jahre, die man arbeiten wird. Man altert so vor sich hin. Ich finde ja, man sollte dann dafür sorgen, dass man inwendig etwas glanzvoller wird, wo denn der äußere Glanz doch schon so am Abklingen ist, um es vorsichtig auszudrücken. 50 Jahre ist das Alter, wo man sein Leben verändert."
Friederike ist also 50 Jahre, im besten Alter. Hund Pollux immer an ihrer Seite - und ab jetzt mit eigenem Café.
Anderntags war es wüst im Café. Ich schloss die Tür auf und erschrak. Stühle standen im Raum, Tische waren voller Krümel, voller Gläser und Wachsflecken. Ein paar leere Flaschen waren unter die Heizung gerollt, die Kaffeemaschine zischte, das kleine vergitterte Fenster schlug zu, als sich die Tür hinter mir schloss. Teller stapelten sich auf dem Tresen, die meisten hatten einen Sprung. Leseprobe
Ratten mit Maske - wirklich?
In diesem Café, unter den "seufzenden Dielen", in der Bodenlucke, wohnen übrigens Ratten. Sie hocken dort und spielen der neuen Besitzerin Friederike gelegentlich Szenen aus unserer grausamen Welt vor. Spiegeln uns, wer wir sind: "Selbst die Ratten, dachte ich, tragen Masken," liest Katharina Hacker.
Haben wir das tatsächlich gehört, gesehen? Ratten mit Maske? Die Autorin will es uns glauben machen: "Ist es nicht in unserem Leben tatsächlich so, dass es immer wieder diese merkwürdigen Schnittpunkte gibt, wo die Erinnerung, der Traum, ein konkreter Anblick sich mischen? Und ist das nicht manchmal der Ort, wo wir die meiste Kraft her schöpfen?"
Ein ganzer Turm frischer Pfannkuchen für Freunde
Sie interessiert sich für das Nicht-Auserzählte, sagt Hacker: "Ich finde die Welt immer da reizvoll, wo sie mir auch entwischt. Ich finde das Bedürfnis, die Dinge zu durchschauen, eher befremdlich." Was Katharina Hacker da alles preis gibt, es wirkt nie einstudiert. Das liegt an Moderatorin Katja Weise, die ihr Gegenüber mit provokantem Nachfragen herausfordert. So entsteht zwischen den beiden Frauen auf der Bühne eine knisternde Spannung, die den ganzen Abend über hält.
Ein Raum, in dem sich Katharina Hacker wohl fühlt. Die Anwesenden, die Gäste, erfahren zum Beispiel, warum sie für jedes ihrer Bücher einen Paten oder eine Patin hat. Dass es sie froh macht, für Freunde einen ganzen Turm frischer Pfannkuchen zu backen - und dass sie Konsonanten auskostet - beim Lesen, wie auch beim Sprechen. Sprache, mit der Katharina Hacker Orte erschaffen will, vor allem aber Räume: "Mich interessiert die Literatur, die mir Platz schafft und die meinen Geist wacher macht und die meine Sprachlichkeit lebendiger und großzügiger macht."
Ein Leben im Alter mit Ratte auf der Schulter
Sollten Sie jetzt noch immer kein fassbares Bild von Katharina Hacker haben, wie sie gestern im Literaturhaus saß, las und sprach? Das lässt sich ändern. Moderatorin Katja Weise stellt fest: "Ich mag eigentlich gar keine Ratten. Mögen Sie Ratten?" Und Hacker antwortet: "Ja, sehr. Ich stelle mir auch immer vor, wenn ich alt bin, dann werde ich eine alte Dame sein, mit einer Ratte auf der Schulter, und zwar einer gut erzogenen Rate, die stubenrein ist und kommt, wenn ich pfeife, so stelle ich mir das vor."
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