Frankfurter Buchmesse: Wie steht es um Buchbranche?
Die Frankfurter Buchmesse startet ohne die Corona-bedingten Einschränkungen, die noch im vergangenen Jahr ein eher zögerliches Geschäft beschert haben. Wie schätzt die Branche das Buchgeschäft unmittelbar vor Beginn der Messe ein?
Die nackten Zahlen sind nicht so schön: 3,6 Prozent weniger Umsatz hat der stationäre Buchhandel 2021 laut dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels gemacht. Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 liegt der Rückgang sogar bei 12,3 Prozent. Christian Heymann ist klassischer Buchhändler: "Bei uns sind die Zahlen stabil, wir haben es sogar geschafft, auf 2019 jetzt langsam wieder aufzusetzen." Allerdings kämpfe die Branche derzeit mit steigenden Energiepreisen und Inflation. "Das ist eigentlich unser größeres Problem", sagt Heymann. "Aber ich bin verhalten optimistisch, dass wir das auch weiterhin schaffen werden."
Die Kundinnen und Kunden schätzen die Nähe zu den Buchläden
14 inhabergeführte Buchläden betreiben die Heymanns. In Hamburger Stadtvierteln wie Eppendorf, Rahlstedt, Bergedorf, Brahmfeld oder Eimsbüttel, aber auch weiter draußen in Elmshorn, Ahrensburg, Itzehoe oder Wedel. "Hier lebt der Kunde, hier kennt er uns und wir gehören zu seinem Leben einfach dazu und das ist im Augenblick unser extremer Vorteil." Diese Nähe genießen Leserinnen wie die, die am vergangenen Samstagnachmittag auf dem schönen Ledersofa sitzen und in drei, vier Büchern blättern und mal reinlesen, ob sich dieser Skandinavien-Krimi lohnt. "Ich mss gucken, ob es mich fesseln kann, aber noch viel wichtiger ist es, wie es geschrieben ist, weil ich schon Bücher hatte, die sich im Klappentext gut angehört haben und sich dann aber nicht so entwickelt haben, wie ich dachte und ich es nicht zu Ende lesen konnte."
Zu Corona-Zeiten waren Einfallsreichtum und Körpereinsatz gefragt
Das erlebt auch Joachim Wrensch in Braunschweig wieder, nachdem er die schweren Corona-Zeiten mit Einfallsreichtum und viel Körpereinsatz überwunden hatte. Mit acht Autos und fünf Fahrrädern lieferten er und sein Team die Online-Bestellungen an ihre Kundschaft aus. Seine Buchhandlung Graff liegt im historischen Zentrum der Stadt. "Wir haben noch nicht die Kassenzahlen wie vor der Corona-Zeit, aber die Kundinnen und Kunden haben während der Corona-Zeit gelernt, wie leistungsstark der traditionelle und stationäre Buchhandel ist. Sie haben viel online bestellt und machen das auch weiterhin. Was uns Kopfzerbrechen macht, sind die gestiegenen Energiepreise." Die Braunschweiger Buchhandlung muss Stromsparen: Weniger Schaufensterbeleuchtung, LED-Lampen überall, die Rolltreppe ist ganz aus und wird erst im Vorweihnachtsgeschäft wieder angestellt. Das, worauf sich Inhaber Joachim Wrensch aber schon freut: "Die ganze Branche fiebert mit, alle sehnen sich nach Normalität. Alle wollen sich wieder sehen. Sehnen sich nach einer Normalität im Miteinander. Ich weiß, dass das auch für die Verlage gilt. Es zeigt sich auch an den Hotelpreisen: Da habe ich noch im Vorjahr ein eher günstiges Hotel gefunden. Dabei sind die dieses Jahr deutlich höher."
Buchhändler: Die Buchpreise müssten eigentlich steigen
Eigentlich müssten auch die Buchpreise steigen, da sind sich die beiden Buchhändler einig. Für sie zählt nur eins: die Qualität eines Buches, erklärt Christian Heymann: "Insofern sage ich immer, macht die Bücher gut, der Inhalt muss stimmen, die Haptik, dass man sie gerne anfasst und auf dem Nachtisch liegen hat. Inhalt und Produkt müssen zusammenpassen und dann ist der Verbraucher auch bereit den entsprechenden Preis zu zahlen." Die Frankfurter Buchmesse startet mit verhaltenem Optimismus nach den Corona-Einschränkungen im vergangenen Jahr.
