Frankfurter Buchmesse: Königlicher Besuch zur Eröffnung
Spanien ist 2022 Ehrengast der Frankfurter Buchmesse. Bei der Eröffnungszeremonie am Dienstagabend gaben sich König Felipe VI. und Königin Letizia die Ehre. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier war vor Ort.
1991 war Spanien schon einmal Ehrengast der Frankfurter Buchmesse. In seiner Rede zeichnete König Felipe VI. die Entwicklung seines Landes seitdem nach. "Das heutige Spanien hat nicht mehr viel mit dem Spanien von damals zu tun", sagte der König. "Die Transformation seit dem EU-Beitritt 1986 hat zu tiefgreifenden Veränderungen im Land geführt - in der Gesellschaft, in der Wirtschaft und in der Kultur." Spanien sei heute ein Land, dass sich der Freiheit, der Gleichheit, der Toleranz und der Gerechtigkeit verpflichtet fühle. Und auch der Freundschaft zu Deutschland, betonte Felipe VI. mehrmals.
Bundespräsident Steinmeier warnt vor "verlogenen" Schriften
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erinnerte seinerseits an die große internationale Bedeutung der spanischen Literatur seit Cervantes, die ohne Übersetzungen und Bibliotheken nicht so eine große Wirkung erzielt hätte. Mit Blick auf die Gegenwart mahnte er: "Wir wissen auch: Bücher befördern nicht immer nur das Gute. Es ist nicht immer so, wie ein optimistisches Motto der diesjährigen Messe: Worte verbinden Welten. Es gibt auch schlimme, verlogene Bücher. Es gibt zum Bösen, zur Feindschaft und zur Unmenschlichkeit verführende Schriften. Kein Krieg, das erleben wir jetzt auch gerade wieder, ohne Pamphlete, ohne selbst rechtfertigende Reden, ohne Kampfschriften und leider auch nicht ohne hasserfüllte Bücher und Artikel."
Zeit des Aufbruchs brachte Veränderung mit sich
Der Schriftsteller Antonio Muñoz Molina war schon 1991 Teil der spanischen Schriftstellerdelegation. Er erinnerte an diese Atmosphäre des Aufbruchs, kurz nach dem Mauerfall, aber auch daran, dass Salman Rushdie zwei Jahre zuvor, wegen seiner satanischen Verse mit dem Tode bedroht worden war. Damals war noch etwas anders, erklärt König Felipe VI. "Einer der großen Unterschiede zwischen der spanischen Literatur, die 1991 nach Frankfurt kam und der von heute, ist der Zuwachs an Frauen, die seit jeher den Großteil der Leserschaft bilden und jetzt auch den ihnen gebührenden Platz in den Verlagskatalogen und in der gesamten Literaturwelt einnehmen."
Immer mehr Frauen sind Teil der Frankfurter Buchmesse
Eine dieser neuen Stimmen der spanischen Gegenwartsliteratur ist die Wissenschaftlerin und Sachbuchautorin Irene Vallejo, die mit ihrem Buch 'Papyrus - die Geschichte der Welt in Büchern' großen Erfolg hat. 5.000 Jahre Büchergeschichte spannend erzählt, wie ein Kriminalroman. Literatur, das machte sie deutlich, hat niemals Grenzen akzeptiert. Übersetzungen haben immer schon Grenzen aufgehoben und den geistigen Austausch jenseits aller Nationalismen in ein großes geistiges Abenteuer verwandelt.