Lesung vorab: Cornelia Funkes "Tintenwelt"-Band vier
Seit etwa zwei Jahren schreibt Cornelia Funke an der Fortsetzung der "Tintenwelt"-Reihe. "Die Farbe der Rache" soll Band vier heißen. Am 10. Oktober 2021 soll das Buch beim Verlag Dressler erscheinen. In Zeiten von Corona möchte die Autorin ihren Leserinnen und Lesern die Wartezeit jedoch verkürzen: Deshalb liest Schauspieler Rainer Strecker im Zwei-Wochen-Rhythmus jeweils eins der 15 Kapitel aus dem noch unvollendeten Roman vor. Am Wochenende gab es das spannende Auftaktkapitel zu hören. Lesung wurde live über Funkes Kanäle bei Youtube und Instagram übertragen.
Rainer Strecker fährt sich mit der Hand durch die ohnehin schon verwuschelten Haare, richtet das Mikrofon. Hinter ihm: Bücherregale. Er steht in seinem Wohnzimmer. Er setzt die Lesebrille auf, nimmt sie wieder ab. "Noch kann ich es ohne Brille", erklärt er.
Rainer Strecker liest aus "Die Farbe der Rache"
Die ersten Zuhörerinnen und Zuhörer chatten und freuen sich auf "Zauberzunge", wie sie Rainer Strecker in Anlehnung an die Romane nennen. Cornelia Funke, neun Zeitstunden hinterher und Tausende Kilometer entfernt, hört nicht zu, denn: "Ich war beschäftigt mit einem Tierarzt, der sich meine schwangere Eselin anguckte. Die bekommt in zwei Wochen ihr Baby", so die Schriftstellerin.
Erstes Kapitel verweist auf ersten "Tintenherz"-Band

Rainer Strecker liest auf Cornelias Funkes Youtube-Kanal des Hörbuchverlages Atmende Bücher live das erste Kapitel namens "Die Wege des Bösen" - ein Anfang, der sicher nicht zufällig auf den des ersten Bandes verweist, "Tintenherz". Ein paar Minuten des ersten Kapitels des Hörbuchs sind bei "Soundcloud"als Audio erschienen. Die restlichen 14 Kapitel erscheinen nun zweiwöchentlich auf den üblichen Audio-Streamingdiensten, die auch auf der Website "Die Farbe der Rache" verlinkt sind.
Regen, Regen, Regen jeden Tag und die Kälte. Es erstaunte Orpheus, dass die Tinte nicht gefror. Leseprobe aus "Die Farbe der Rache"
Auch hier fällt Regen, allerdings fein und wispernd. Vor 17 Jahren ist das Buch erschienen, das auf magische Weise von der Macht der Worte erzählt. Figuren werden in Geschichten hinein- und herausgelesen - Worte schaffen und verändern Welten.
Funke hat sich entschieden, 15 Kapitel vorab zu veröffentlichen. "Als das mit dem Hausarrest anfing, habe ich auf Twitter meine Leser gefragt: Was wollt Ihr? Daraufhin kamen zwei Fragen: Wie weit bist du beim Roman 'Die Farbe der Rache'? Erzähle uns bitte, wie es den Hühnern geht. Das habe ich beides als Arbeitsanweisung genommen", so Funke.
Cornelia Funke: 'Farbe der Rache' ist "eigentlich fast fertig"

Funke sagt, sie sei sehr zufrieden, wie weit ihr Text zur "Tintenwelt"-Fortsetzung gerade sei. "Bei einigen anderen Texten hätte ich das nicht machen können, aber bei diesem Buch dachte ich, das ist eigentlich fast fertig. Meine Lektorin hat auch noch einmal draufgeschaut." Der vorgelesene Text sei also kein provisorischer. Änderungen könne es natürlich trotzdem noch geben. Gut die Hälfte des Romans sei geschrieben. Im Mittelpunkt, zumindest des ersten Kapitels, stehe der böse Orpheus, der ebenfalls Macht über Worte habe, sich am Ende des dritten "Tintenwelt"-Bandes jedoch geschlagen geben musste. Jetzt sei die Stunde der Rache gekommen und dafür brauche er finstere Worte:
Worte, die nach Nesselsaft und Blut schmeckten, nach schwarzer Magie und neblig kalten Nächten. Ach, es gab so viel zu lernen! Leseprobe aus "Die Farbe der Rache"
Wiederhören mit Meggie, Mo und Staubfinger
Düster ist die Welt, die Cornelia Funke hier entwirft, ähnlich düster wie die "Spiegelwelt", in der die "Reckless"-Romane spielen. Beide will die Autorin nicht voneinander getrennt wissen. Insofern sei auch nicht nur von einer Rückkehr in die "Tintenwelt" zu sprechen. Alles sei eins: "Das kommt sehr durch das Thema, was ich in meinem Schaffen habe: Ist das Bild eigentlich mächtiger als das Wort? Und was vermögen die beiden, was unterscheidet sie voneinander? Was ist, wenn die miteinander spielen?", erzählt die Autorin.
Spannung verspricht der Auftakt auf jeden Fall, und wenn Rainer Strecker liest, scheint das Wort mächtiger. Selbst, wenn es bei der Übertragung manchmal holpert.
