"Der Kaninchen-Faktor": Amüsanter Roman von Antti Tuomainen
Antti Tuomainens neuer Roman "Der Kaninchen-Faktor" erzählt die Geschichte eines Versicherungsmathematikers, der Probleme hat auch mit unwahrscheinlichen Ereignissen zurechtzukommen.
Der Finne Antti Tuomainen zählt zu den erfolgreichsten Schriftstellern seines Heimatlandes und wurde unter anderem mit dem finnischen Krimipreis ausgezeichnet. Seine Romane erscheinen in 25 Ländern. Die Idee zu seinem neuen Roman "Der Kaninchen-Faktor" fiel ihm ganz beiläufig auf dem Heimweg ein. Der Schriftsteller Jan Costin Wagner hat den Roman gemeinsam mit seiner Frau Niina Katariina ins Deutsche übersetzt.
Die Berechnung von Wahrscheinlichkeiten bestimmt Henris Leben
Henri Koskinen ist Versicherungsmathematiker. Als Experte kennt er sich mit mathematischen und statistischen Erhebungen aus. Die Berechnung von Wahrscheinlichkeiten bestimmt Henris gesamten Lebensrhythmus. So beruhten beispielsweise die Auswahlkriterien für seine Wohnung auf Effizienz und Funktionalität.
Das Risiko bei einer solchen Weltsicht: Die kleinste unberechenbare Konstante bringt Henri aus dem Gleichgewicht. Nachdem ihm seine Firma zum alten Eisen erklärt und ihm Unflexibilität attestiert hat, legt man Henri die Kündigung nah. Doch Antti Tuomainens erzählender Romanheld fühlt sich nicht lange orientierungslos und untätig, denn sein Bruder ist verstorben. Bei der Testamentseröffnung erfährt Henri vom Anwalt:
"Wenn ein Mann mittleren Alters stirbt, ist das in aller Regel eine eher triste Angelegenheit. So leid mir das tut, aber die Sache taugt nichts für einen Filmstoff." Leseprobe
Eine überraschende Erbschaft eröffnet neue Möglichkeiten
Doch sein Bruder vererbt Henri etwas ganz besonderes: einen Abenteuerpark samt Angestellter. An dieser Stelle nimmt Antti Tuomainens Roman "Der Kaninchen-Faktor" Fahrt auf und liefert eine temporeiche Geschichte ab, die durch ihre espritreichen Dialoge und komödiantischen Szenen doch als Filmstoff taugen würde.
Außerdem lässt Antti Tuomainen seinen Protagonisten nicht in seinen mathematisch-analytischen Ticks stecken. Er baut Henris Liebe zur Wahrscheinlichkeitsberechnung zum Glück auch nicht zu einem übertriebenen Running Gag aus.
Henri darf sich als Romanfigur weiter entwickeln. Er setzt seine besonderen mathematischen Fähigkeiten gezielt ein und weiß auch um seine Schwächen, über die er die Angestellten des Abenteuerparks aufklärt:
"Ich habe Angst vor Humor, Heiterkeit, Spontanität, Schlagfertigkeit und Annehmlichkeiten aller Art", sage ich. Ich habe meine Stimme erhoben, rede mich fast in Rage. "Wir agieren jetzt so, wie es die Situation erfordert. Sobald sich die Lage verändert, machen wir uns wieder Gedanken." Leseprobe
Kriminelle bereiten Henri große Schwierigkeiten
Als neuer Chef des Abenteuerparks wächst Henri über sich hinaus und wird mutig; trotz aller unkalkulierbaren Herausforderungen wie zum Beispiel der Liebe. Henri beginnt damit, den Park auf Vordermann zu bringen. Trotz guter Besucherzahlen scheint der Betrieb Verluste zu machen.
Er findet heraus, dass sein verstorbener Bruder Spielschulden bei üblen Kriminellen hat. Die fordern ihr Geld nun von Henri zurück und trachten ihm im Abenteuerpark nach dem Leben.
Die essentiellen Fragen des Lebens
Im Zentrum der lebensgefährlichen Turbulenzen steht der überdimensionale Hase, der Henri zur Selbstverteidigung nicht nur sein Ohr leiht, sondern auch titelgebend für den Roman ist. Wegen des Wohlklangs wurde der Nager in der deutschen Romantitel-Übersetzung zum Kaninchen.
Es taucht aber noch ein anderes Tier auf, Henris Kater Schopenhauer. Ein ruhiger Zeitgenosse, der dem unterhaltsamen Roman eine philosophische Note verleiht.
Antti Tuomainen gelingt es, seinem Roman auch die essentiellen Fragen des Lebens einzuhauchen. Wobei die Kunst und die Liebe für uns alle die wohl wahrscheinlich größten Konstanten sind.
Der Kaninchen-Faktor
- Seitenzahl:
- 352 Seiten
- Genre:
- Krimi
- Verlag:
- Rowohlt
- Bestellnummer:
- 978-3-498-00132-2
- Preis:
- 16,00 €
