Ein mann mit grauen Haaren und Bart lächelt freundlich in die Kamera. © picture alliance/dpa Foto: Annette Riedl

Deniz Yücel neuer Präsident des PEN-Zentrums Deutschland

Stand: 27.10.2021 09:05 Uhr

Das internationale PEN-Zentrum gilt als Stimme verfolgter und unterdrückter Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Der Journalist Deniz Yücel ist nun zum neuen Präsidenten der deutschen PEN-Vereinigung gewählt worden.

PEN steht für Poets, Essayists und Novelists und wurde 1921 in London gegründet. Die Vereinigung feiert also dieser Tage 100. Geburtstag. Seit 1924 gibt es ein deutsches PEN-Zentrum. Bei der Mitgliederversammlung der deutschen PEN-Vereinigung in der Frankfurter Paulskirche ist die Wahl des neuen Präsidenten nun auf den deutsch-türkischen Journalisten und Autor Deniz Yücel gefallen. Er ist damit der Nachfolger von Regula Venske, die vier Jahre lang im Amt war, sich aber dieses Mal nicht mehr zur Wahl gestellt hat.

PEN versteht sich als Sprachrohr für verfolgte Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Deniz Yücel escheint damit als treffende Wahl. Im Jahr 2017 wurde er als Korrespondent der Zeitung "Die Welt" in der Türkei wegen angeblicher Terrorpropaganda inhaftiert. Ein ganzes Jahr lang saß er damals in türkischer Untersuchungshaft. Es gab in Deutschland eine große Solidarität mit Yücel und die Forderung nach Freilassung.

Deniz Yücel freut sich über Wahl zum PEN-Präsidenten

Deniz Yücel ist erst seit letztem Jahr Mitglied der deutschen PEN-Vereinigung und nun direkt zum Präsidenten gewählt worden. Er zeigte sich sehr erfreut über die Wahl. Im Interview mit Deutschlandfunk Kultur sagte er in einem ersten Interview, dass eine Sache, die er sich nach seiner Freilassung fest vorgenommen habe, gewesen sei, sich nicht auf die Rolle des inhaftierten Journalisten festlegen zu lassen. Weil auch das eine Form der Unfreiheit sei: "Ich habe gemerkt, dass diese Rolle, in die ich nicht gerade freiwillig gekommen bin, eine Verantwortung mit sich bringt, wenn es um die Freiheit des Wortes geht, um die Freiheit der Kunst geht - in anderen Ländern, aber auch in Deutschland [...]. Und ich habe mich entschlossen, mich dieser Verantwortung zu stellen. Und das möchte ich gerne machen."

Was seine Pläne für das Amt des PEN-Präsidenten genau sind, konnte Yücel zunächst noch nicht sagen. Ihm seien Diskussionen zu Themen, wie Presse- und Meinungsfreiheit in Deutschland wichtig. Und dazu wird sicherlich in Zukunft viel von ihm zu hören sein.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Klassisch in den Tag | 27.10.2021 | 08:15 Uhr

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