Bundesverdienstkreuz für den Hamburger Verleger Oliver Wurm
Oliver Wurm hat ein Gespür für wirklich große Sachen. Die Bibel? Das Grundgesetz? Er macht daraus eine Zeitschrift - für alle. Nun hat der Hamburger Journalist und Verleger für sein Grundgesetz im Magazin-Format das Bundesverdienstkreuz bekommen.
Man sieht Oliver Wurm das Staunen noch an. Da ist Freude, klar, aber auch Nachdenklichkeit. Ja, fast eine Spur Trauer. Denn: "Genau heute vor einem Jahr ist mein Vater gestorben. Ich glaube, wenn er die Nachricht bekommen hätte, dass sein Jüngster das Bundesverdienstkreuz bekommt, dann wäre das ein schöner Moment gewesen. Ich habe gestern eine Kerze angemacht, das Bundesverdienstkreuz vor sein Bild gelegt und ihn angesprochen: 'Und, watt sachste jetzt?'"
Vor zwei Jahren hat der gebürtige Sauerländer das Grundgesetz in Magazin-Form herausgegeben, in einer Auflage von 100.000 Stück. "Das war auch ein Risiko, ich habe dafür einen Kredit aufgenommen", erzählt Wurm. Ein Riesenerfolg, mittlerweile gibt es die fünfte Auflage! "Das geht nicht immer gut, ich habe auch schon viele Pleiten am Kiosk produziert. Aber das war ein super Erfolg, auf allen Ebenen." Er will, dass das Grundgesetz nicht zwischen alten Buchrücken verstaubt.
Jesus im Modemagazin-Format
So ähnlich ist es ihm bei einem noch älteren Buch gegangen, dem Neuen Testament: "Eines Abends lag ich in München in einem Hotelzimmer im Bett und habe in einer handelsüblichen Bibel gelesen. Plötzlich lese ich das Vaterunser, eingekerkert in dieser Bleiwüste - und da kam der spontane Gedanke, das typographisch zu befreien. Und das haben wir gemacht."
Es hat funktioniert, Oliver Wurm hat einen Nerv getroffen. "Selbst wenn man das gesamte Neue Testament in ein Magazin-Format gießt, ist es auch nicht dicker als eine 'Winter-Vogue'", findet Wurm. Jesus im Modemagazin-Format? Warum nicht? Genau das, das Große, das Heilige, wird in seinen Händen anfassbar, im besten Sinn begreifbar. Als Revoluzzer sieht sich Oliver Wurm trotzdem nicht. Die Projekte, sagt er, würde er nicht suchen, nein, sie kommen zu ihm, und er greift zu, macht einfach.
Helmut Schmidt als Sticker
Genau so war es 2009, als er und sein Medienbüro die Idee hatten, Berühmte und Berühmtes aus Hamburg in einem Panini-Album herauszubringen, als Sticker zum Einkleben wie die Bilder von Fußballstars bei einer EM oder WM: "Wir haben Helmut Schmidt einen Brief geschrieben und ihn gebeten, dass er ein Sticker wird - genauso wie Uwe Seeler und Jan Delay. Und alle haben mitgemacht. Das war ein großes Vertrauen. Und am Ende hieß es: Tausche die Alster-Schwäne, zwei Franzbrötchen gegen Judith Rakers und Tim Mälzer. Es war ein großer Spaß."
Oliver Wurm hat ein Gefühl für den richtigen Moment. Gerade hat er ein Magazin über Diego Maradona herausgebracht. Nein, nicht anlässlich seines Todes, sondern weil er 60 Jahre geworden ist. Nur wenige Tage, nachdem das Magazin herauskam, ist der große Fußballer gestorben. "In diesem Fall ist es mir tatsächlich kalt geworden, als der Tod so unmittelbar danach eintrat. Das war wirklich so, als hätte man einen Freund verloren."
