Stand: 11.03.2020 11:31 Uhr

Weite, Wind und Wasser: Bildband zeigt Stimmungen am Meer

von Andrea Schwyzer

Es steht auf der Insel Föhr, in Alkersum: das Museum Kunst der Westküste - und zwar nun schon seit mehr als zehn Jahren. 2019 hat das Haus sein 10-jähriges Jubiläum mit einer Ausstellung gefeiert. Der umfangreiche Katalog dazu kann auch jetzt noch all diejenigen erfreuen, die nicht so leicht auf der Nordseeinsel vorbeischauen können, sondern aufs Blättern angewiesen sind.

Norwegen: Johan Christian Dahls "Landschaft am Lusterfjord" ist geprägt von mächtigen, schneebedeckten Bergen und steil abfallenden Felsformationen. Nebelschwaden ziehen durch die engen Täler. Vorn, am ruhigen Wasser, steht eine einsame Hütte. Rauch steigt aus dem Kamin auf. Ein hübsches Segelboot mit hölzernem Bauch versucht, dem Bild zu entfliehen. Die hellgelb-roten Segel aufgeplustert.

Das Meer: mal ruhiges Wasser, mal tosende See

Doch das Meer kann auch anders: Tapfer kämpft sich ein Dampfer durch die raue See, vorbei an bizarr geformten Felsen, deren Kanten im Mondlicht aufblitzen. Wellen werfen sich an den nackten Stein. Die Szenerie ist in Schwarz, Grau und schlammiges Braun getunkt. Der Maler Peder Balke hat einige mystische, dramatisch anmutende Bilder geschaffen. Sie könnten auch aus einem Herr-der-Ringe-Film stammen.

Deutschland: Max Liebermanns Reiter, beide in feinen beigefarbenen Hosen und mit Handschuhen, reiten auf ihren rostbraunen Pferden am Strand entlang. Eines elegant und gleichförmig, das andere bockig und ungestüm - als wären sie ein Sinnbild für das Meer im Hintergrund, das jederzeit umschlagen könnte.

Dänemark: Noch nimmt die Landschaft fast das ganze Bild ein. Der "feste, weiße Sand", der typisch ist für die breiten Strände von Skagen. Dort, weit weg von Kopenhagen, an der Nordspitze Jütlands, wo Ende des 19. Jahrhunderts eine Künstlerkolonie entstand. Doch die Postkutsche ist auf dem Weg - fährt direkt auf die Betrachterin zu. Mit Menschen und Post beladen, bahnt sie sich ihren Weg. Bescheiden klein wirkt sie inmitten der Natur. Ein Gemälde von Carl Locher.

Gemälde zeigen reizvolle Stimmungen

Peder Severin Krøyer sagte über diese Landschaft: "Es gibt vor allem eine Stimmung, der ich in Skagen nicht widerstehen kann. Wenn über dem Strand ruhiger Mondschein liegt, dann bin ich sofort mit meinem Skizzenbuch da."

Auf Krøyers Bildern kehren aber auch die Fischer heim. Sie tragen feste Hüte mit breiter Krempe. Mit schweren Schuhen und schweren Schritten ziehen sie ihr Boot am Ufer entlang. Pfeife rauchend. Grummelig und liebenswert zugleich.

Niederlande: Strandkörbe gab es schon um 1900 am Scheveninger Strand. Doch die Frauen, die darin saßen, hatten opulente Kleider an. Die bauschigen Unterröcke tanzten im Wind und die übergroßen Hüte füllten die rund geschwungen Körbe beinahe komplett aus. Dieser Ausflug an den Strand gleicht einer Zeitreise. Fehlt nur noch das Salz auf der Haut.

Wer sich mit dem Band "Bilder von Meer und Küste" dorthin begibt, der erlebt Orte, die wir so nicht mehr kennen. Kein Massentourismus, keine neonfarbenen Badeanzüge, Luftdrachen und aufblasbaren Einhörner.

Bilder von Meer und Küste

von Ulrike Wolff-Thomsen (Herausgeber)
Seitenzahl:
376 Seiten
Genre:
Bildband
Zusatzinfo:
Mit Beiträgen von Ulrike Wolff-Thomsen, Mette Bøgh Jensen, Katharina Henkel, Pia Littmann, Katrin Maibaum und Martina Nommsen. 220 farbigen Abb., 29,0 x 24,0 cm, Hardcover, Englisch, Deutsch
Verlag:
Wienand
Bestellnummer:
978-3-86832-533-1
Preis:
39,80 €

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | 15.03.2020 | 17:40 Uhr

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