Andreas Moster: Hamburger Schriftsteller beim Bachmann-Wettbewerb
Der Hamburger Schriftsteller Andreas Moster ist beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb eingeladen. 14 Autorinnen und Autoren lesen ab dem 23. Juni um den Hauptpreis von 25.000 Euro.
Wenn sie öfter Mal in der Hamburger Meile einkaufen gehen, dann könnte es sein, dass sie unbemerkt an Andreas Moster vorbeilaufen. Denn hier hat er sein Schreibbüro. Also Büro ist in dem Fall ein sehr dehnbarer Begriff, wie er erklärt: "Also 'Kleine Paläste' habe ich tatsächlich nahezu komplett in der Bäckereikette - den Namen nicht ich jetzt nicht - in der Hamburger Meile geschrieben. Und der Text, den ich jetzt bei Bachmann lesen werden, ist jetzt aus meinem nächsten Roman. Auch dieses Projekt entsteht zum allergrößten Teil im Einkaufszentrum."
Ab acht Uhr Morgens sitzt er dort gerne. Bei ihm: ein schwarzer Kaffee, ab und zu eine Laugenstange und ein Kaktus aus Plastik. Es ist nicht seiner, der gehört zur Einrichtung. Andreas Moster ist 46 Jahre alt, für das schon angesprochene "Kleine Paläste" bekam er vergangenes Jahr den Preis für das Hamburger Buch des Jahres. Nun darf er beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb im österreichischen Klagenfurt aus einem neuen Text lesen. Das ist in der Literaturwelt ein bisschen wie die Europameisterschaft im Fußball: "Ich bin noch in der Verdrängungsphase. Die Gedanken ploppen natürlich auf. Da geht der Puls hoch, das wird ein wahnsinniges Abenteuer für mich."
Andreas Moster: Bachmann-Teilnehmer und Sprach-Liebhaber
Der Kulturkanal 3sat wird live übertragen. Hunderttausende schauen sich das an. Eigentlich ist Andreas Moster keiner für das Rampenlicht. Ein sehr netter, ruhiger Typ. Er braucht Jahre für seine, doch eher kurzen Bücher, dafür muss auch nur wenig geändert werden, wenn er sie beim Verlag abgibt. Angefangen mit dem Schreiben hat er schon als Teenager: "Es hat angefangen mit Gedichten. Damals teilweise noch auf Englisch. Inspiriert von Metal-Texten. Im Lateinunterricht saß ich und hab englische Metal-Texte geschrieben." Gesungen, beziehungsweise geschrien, hat er die Metal-Texte aber nicht.
Aufgewachsen ist er im pfälzischen Bad Bergzabern. Er lebt mit Familie seit 2003 in Hamburg und arbeitet nebenher als Übersetzer juristischer Texte. Brotjob. Seine Bücher spielen in Dörfern und Kleinstädten. Dabei sieht er sich selbst eher als Großstadtmensch: "Allein die Tatsache, dass ich mich in Hamburg in einer U-Bahn oder eine S-Bahn setzen kann und nach 30, 40 Minuten immer noch in der Stadt bin, das ist ein völlig anderes Gefühl, als in Bad Bergzabern zum Beispiel, wo ich die Stadt zu Fuß in 20 bis 25 Minuten durchlaufen kann."
Bachmann-Preis 2022: Erste Auszüge aus neuem Roman
Wann er in Klagenfurt dran ist, wird noch ausgelost. Was er liest, ist geheim. Öffentlich bekannt ist, dass Andreas Moster derzeit an einem Roman arbeitet, der auch in Hamburg spielt, möglicherweise gibt es beim Bachmann-Preis nun erste Ausschnitte zu hören. Wenn er gewinnen sollte, dann wäre das eine große Sache für ihn - und natürlich auch für die Hamburger Literaturwelt.
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