Filmszene mit Armin Rohde als Räuber Hotzenplotz © KPA/Imago Images

60 Jahre Räuber Hotzenplotz: Alles nur Räubergeschichten!

Stand: 01.08.2022 00:01 Uhr

Vor 60 Jahren erschien der erste Band von Otfried Preußlers "Der Räuber Hotzenplotz". Generationen von Kindern sind mit ihm groß geworden, an Popularität hat die Figur nie verloren.

von Katja Weise

Es gibt böse und gute Räuber. Die Worte sind trotzdem fast immer die gleichen, egal ob eine Kaffeemühle oder Geld gestohlen, pardon, geraubt wird: "Hände hoch, das ist ein Überfall!" Robin Hood, der legendäre Räuber aus dem Sherwood Forest, gibt den Armen, was die Reichen zu viel haben. Auch die Opfer von Arsène Lupin, dem von Maurice Leblanc erfundenen Meisterdieb, sind oft auf zweifelhafte Weise zu ihren Schätzen gekommen. Der von ihm inspirierte Netflix-Held hingegen will seinen Vater rächen, dem großes Unrecht zugefügt wurde.

Geschichten von Gewalt und Gemeinschaft und von Gut und Böse

Räuber sind faszinierend. Nicht nur Kinder lieben die Geschichten - auch von Räuberbanden, die von Gewalt und Gemeinschaft, von Abenteuer und Solidarität erzählen. Und von Gut und Böse natürlich. Bill Bo und seine Kumpane zum Beispiel, wurden durch die Augsburger Puppenkiste berühmt und trieben angeblich während des 30-jährigen Krieges ihr Unwesen in Deutschland. Sie plünderten, brandschanzten und versetzten die Menschen in Angst und Schrecken.

Bill Bo hat das Sagen, er hält die Männer zusammen, genauso wie Robin Hood oder Schillers "Räuber" Karl Moor. Wie Robin von Locksley ist Karl adeliger Herkunft. Er wird zum Hauptmann, nachdem der Vater ihn zu Unrecht verstoßen hat:

Nun, und bei dieser männlichen Rechte, schwör ich euch hier, treu und standhaft euer Hauptmann zu bleiben bis in den Tod! Den soll dieser Arm gleich zur Leiche machen, der jemals zagt oder zweifelt, oder zurücktritt! Ein gleiches widerfahre mir von jedem unter euch, wenn ich meinen Schwur verletze! (1 Akt, 2. Szene)

Bis auf Ronja - Räuberinnen in der Literatur: Fehlanzeige

Nur soviel - ein gutes Ende nimmt das Drama nicht. Vielleicht ist es klüger, gleich Zweifel an der Rechtmäßigkeit des eigenen Tuns zu hegen? Das tut der "kleine Räuber Rapido". Er will eigentlich gar nicht räubern.

Dieser Junge ist wirklich das unräuberischste Räuberkind, das ich je gesehen habe, stöhnt Rapidos Vater darum immer, wenn er abends mit der Räuberbande am Lagerfeuer sitzt. Wie soll aus ihm nur ein richtiger Räuber werden?

Die in Hannover lebende Kinderbuchautorin Nina Weger hat die Geschichten vom kleinen Räuber Rapido erfunden. Folgt man ihr, so tragen die "echten Räuber" heute Anzüge. Räuberinnen übrigens - zumindest in der Literatur: Fehlanzeige, allenfalls "Ronja Räubertochter". Vielleicht auch deshalb zeigt z.B. der Regisseur Michael Thalheimer Schillers Drama am Hamburger Thalia Theater fast ausschließlich mit Frauen. Lisa Hagmeister, die den Hauptmann Karl Moor spielt, sagt: "Ich finde, dass es so ein bisschen was über die Sinnlosigkeit von Gewalt und Wüten erzählt. Wenig Reden und viel Wut und Toberei führt zu nicht viel, und so endet dieses Stück leider auch."

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Neue Bücher | 01.08.2022 | 07:20 Uhr

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