Stand: 21.12.2013 13:00 Uhr

Bibeln und Spucknäpfe für Schwedens Seeleute

1920er-Jahre: "Leseraum oft voll von Betrunkenen"

Schwedische Seemänner im Leseraum der Gustaf-Adolfskyrkan © Schwedische Kirche in Hamburg
In den 1920er-Jahren kommen viele Seeleute in die Kirche. Nicht immer geht es so gesittet zu wie auf diesem Bild.

Als nach dem Krieg wieder skandinavische Schiffe in den Hamburger Hafen einlaufen, nimmt der Betrieb in der Seemannskirche weiter zu. Doch wegen der schlechten wirtschaftlichen Situation lungern viele arbeitslose Matrosen frustriert in der Mission. "Unser Leseraum war ständig besetzt und oft voll von Betrunkenen", schreibt der zu dieser Zeit amtierende Pastor Hjalmar Haat.

Immer wieder kommt es zu Schlägereien. Die Kirchenleute helfen, wo sie können, geben Essen aus, vermitteln Unterkünfte. "Aber die Schar wuchs uns bald über den Kopf. Als einige begannen, selbstgebrannten Hochprozentigen zu trinken und der Konsum von Drogen, Kokain sogar, um sich griff, wurde die Situation unerträglich", erinnert sich Haag. Erst als die Polizei regelmäßig Razzien durchführt, beruhigt sich die Lage.

Kirche trotzt Bombenangriffen

Die Gustaf-Adolfskyrkan ragt aus einem Schuttfeld heraus © Schwedische Kirche in Hamburg
Während des Zweiten Weltkriegs fallen immer wieder Bomben auf Gebäude in unmittelbarer Nähe der Kyrkan - doch sie bleibt stehen.

Als Hitler 1939 den Krieg erklärt, verlassen viele Schweden Hamburg. Der aktuelle Pastor Lennart Karlsson und seine Frau Margith halten in der Gustaf-Adolfskyrkan die Stellung. Erneut kommt die Schifffahrt im Hafen zum Erliegen, die Sorge um die Hamburger Schweden bestimmt das Handeln des Pastorenpaares.

Bei den Bombenangriffen drängen sich die Menschen im Keller des Hauses, nun ein Luftschutzbunker. 1943 trifft eine Brandbombe das Gebäude und beginnt auf dem Dachboden zu glimmen. "Hätten wir den Schwelbrand nicht gleich bemerkt, die Kirche wäre in kürzester Zeit abgebrannt", erinnert sich Haag. Doch im Gegensatz zu den umliegenden Gebäuden bleibt die Kirche trotz der schweren Luftangriffe erhalten. Zwar ohne Fenster, die durch den Druck der Bomben zerstört sind, und auch ansonsten arg beschädigt - aber sie steht.

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Rund um den Michel | 26.12.2016 | 17:30 Uhr

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