Seitenansicht des deutschen Kriegschiffes Tirpitz". (Undatierte Aufnahme) © picture alliance / dpa

Schlachtschiff "Tirpitz": Stapellauf vor 85 Jahren in Wilhelmshaven

Stand: 02.04.2024 00:04 Uhr

Die "Tirpitz" gilt bis heute als das größte jemals in Europa fertiggestellte Schlachtschiff. Das Schwesterschiff der "Bismarck" lief am 1. April 1939 in Wilhelmshaven vom Stapel - vor den Augen Adolf Hitlers.

Am 2. November 1936 wird auf der Kriegsmarinewerft Wilhelmshaven der Kiel des Schlachtschiffs G - so heißt die "Tirpitz" zunächst lediglich - gelegt. Die Baukosten belaufen sich auf rund 182 Millionen Reichsmark. Der Stapellauf erfolgt am 1. April 1939 in Anwesenheit von Adolf Hitler, der es sich nicht nehmen lässt, einem solchen Ereignis beizuwohnen.

253,6 Meter lang und 36 Meter breit ist das Schlachtschiff "Tirpitz" der deutschen Kriegsmarine. Es ist gut drei Meter länger und etwas schwerer als das nahezu baugleiche Schwesterschiff "Bismarck". Die "Tirpitz" kann damals außerdem mehr Treibstoff mitführen als ihre "Schwester" - dank Bunkerzellen im Rumpf. Sie gilt als das größte in Europa produzierte Schlachtschiff - und zwar bis heute. Benannt ist es nach dem deutschen Marinestaatssekretär und Großadmiral Alfred von Tirpitz. 

Die Maschinen schaffen eine Leistung von 163.026 PS ("Bismarck": 150.170 PS). Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 30,8 Knoten ("Bismarck": 30,6 Knoten), was jeweils einer Geschwindigkeit von 57 Kilometern pro Stunde entspricht.

Mit Verzögerung in Dienst gestellt

Stapellauf des deutschen Kriegschiffes Tirpitz" (1. April 1939) © picture alliance / ASSOCIATED PRESS
Am Stapellauf der "Tirpitz" nimmt 1939 Adolf Hitler teil.

Auf der "Tirpitz" ist Platz für 2.500 Mann Besatzung. Aufgrund von einigen Luftangriffen der Briten auf die Werft wird das Schlachtschiff erst am 25. Februar 1941 in Dienst gestellt. Der Kommandant der "Tirpitz", Karl Topp, hatte versucht, sein Schiff - ebenso wie die "Bismarck" - an dem "Unternehmen Rheinübung" teilnehmen zu lassen. Doch aus seinem Ersuchen wird nichts. Kurze Zeit später - am 27. Mai 1941 - zerstören die Briten die "Bismarck", die daraufhin sinkt.

Die "Tirpitz" ist an nur wenigen aktiven Operationen beteiligt, wie zum Beispiel vom 23. bis 26. September 1941, als sie als Flaggschiff der sogenannten Baltenflotte dient. Auf Befehl Hitlers wird das Schiff im Januar 1942 nach Norwegen verlegt. Dort soll es eine mögliche britische Invasion verhindern, die den deutschen Erznachschub aus Schweden über Narvik gefährdet hätte. Den größten Teil ihrer Dienstzeit ist sie in Norwegen stationiert. Allein durch ihre Anwesenheit bedroht und stört die "Tirpitz" von dort die Nordmeergeleitzüge mit Hilfslieferungen der Westalliierten nach Murmansk. Eine weitere Aufgabe ist es, dabei zu helfen, eine alliierte Invasion in diesem Gebiet abzuwehren. Sie gelangt jedoch nie in aktive Kampfhandlungen gegen feindliche Schiffe. Der einzige Einsatz ihrer schweren Artillerie erfolgte im Unternehmen Sizilien im September 1943 gegen eine norwegische Funk- und Wetterstation.

Churchill fordert Vernichtung der "Tirpitz"

Das Schlachtschiff "Tirpitz" 1941 © Public Domain Foto: unverified, Photo # NH 59672
Die "Tirpitz" wird zum erklärten Feindbild des britischen Premierministers Churchill.

Bereits 1942 erklärt es der britische Premierminister Winston Churchill zur wichtigsten Aufgabe der Royal Navy, die "Tirpitz" zu versenken. Im September 1943 wird das deutsche Schiff von drei britischen Kleinst-U-Booten an ihrem neuen Liegeplatz im Kåfjord angegriffen. Die Briten schaffen es, zwei Minen mit Zeitzündung unter der "Tirpitz" zu positionieren. Die Detonation beschädigt den Rumpf und innere Strukturen des Schiffs. Außerdem werden die Maschinen verschoben. Die Folge: Die "Tirpitz" ist bis März 1944 nicht mehr fahrbereit. 400 deutsche Werftarbeiter werden nach Norwegen geschickt, um das Schiff wieder flott zu machen.

Bomber greifen das Schlachtschiff an

Luftangriff auf das Schlachtschiff "Tirpitz" am 3. April 1944 © Public Domain Foto: Royal Navy official photographer
Am 3. April 1944 bekommt die "Tirpitz" einige Treffer ab.

1944 fordert Churchill erneut die Vernichtung der "Tirpitz". Er möchte verhindern, dass sie die alliierte Flotte angreift, die zur Landung in der Normandie unterwegs ist. Am 3. April 1944 startet der erste britisch-kanadische Luftangriff mit 40 Bombern, die von 80 Jagdflugzeugen begleitet werden. Die "Tirpitz" bekommt 15 Bombentreffer ab, es gibt 135 Tote an Bord. Bis August 1944 greifen wiederholt große Verbände britischer Trägerflugzeuge an, diese verursachen aber keine allzu großen Schäden.

"Tall Boy"-Bomben sollen das deutsche Schiff zerstören

Am 15. September 1944 setzen die Briten "Tall Boys" gegen die "Tirpitz" ein - Spezialbomben mit hochbrisantem Sprengstoff. Das Schiff wird bei dem Angriff zwar nur einmal hinter dem Bug und einmal außen unter Wasser getroffen, aber die Schäden sind so groß, dass das Schiff nicht mehr seefähig ist.

Die Deutschen verlegen die "Tirpitz" nach einer notdürftigen Reparatur am 15. und 16. Oktober 1944 noch nach Tromsø. Dort soll sie immerhin noch als "schwimmende Geschützbatterie" eine Invasion der Alliierten abwehren. Die Briten verfolgen ihren Plan, die "Tirpitz" völlig zu zerstören, weiter. Am 29. Oktober 1944 fliegen Bomber einen Angriff, bei dem das Achterschiff nach einem Treffer aufreißt und geflutet wird.

Mehr als 1.200 Tote

Das deutsche gekenterte Schlachtschiff "Tirpitz" © picture alliance/United Archives Foto: 91050/United_Archives/TopFoto
Das deutsche Schlachtschiff "Tirpitz" kentert am 12. November 1944.

Am 12. November 1944 greifen die Briten erneut an. Zwei "Tall Boy"-Bomben treffen die "Tirpitz" und durchschlagen das Panzerdeck. Auch der Rumpf wird schwer beschädigt. Eine Explosion hebt einen Turm aus seiner Bettung, er stürzt auf das Deck. Der Befehl "Alle Mann von Bord" wird erteilt. Die "Tirpitz" kentert im seichten Wasser. 1.204 Mann der Besatzung kommen ums Leben. 890 können gerettet werden, 84 von ihnen werden mit großem Aufwand aus dem Rumpf herausgeschnitten.

Noch während der deutschen Besatzungszeit in Norwegen werden bis Mai 1945 wichtige Teile aus dem Wrack ausgebaut. Später wird es an Norwegen übergeben. Eine eigens gegründete Firma bricht das Wrack vor Ort bis in die 1950er-Jahre ab. Brauchbares Material wird wiederverwendet. Teile der Rumpfpanzerung verarbeitet später ein Solinger Messerhersteller zu Damast-Taschenmessern. Auf der Insel Håkøya erinnern heute ein Denkmal und ein großer Bombentrichter an die Toten des letzten deutschen Schlachtschiffs. 2014 werden die Reste des Schiffs unter Denkmalschutz gestellt.

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