Stand: 08.01.2011 11:30 Uhr

Ein Bauernsohn als Kaiser: Maximinus I.

von Ulla Brauer
Büste des römischen Kaisers Maximinus Thrax © Looks Film TV
Der "Soldatenkaiser" Maximinus Thrax war ständig als oberster Befehlshaber auf Feldzug.

Gaius Julius Verus Maximinus wurde vermutlich um das Jahr 173 n. Chr. geboren. Sein Beiname "Thrax" bezieht sich auf seine angebliche Herkunft aus Thrakien, damals eine Provinz des Römischen Reiches. Die Region erstreckte sich auf einem Gebiet, zu dem heute die Staaten Bulgarien, Griechenland und die Türkei gehören. Er war zwar Kaiser, aber möglicherweise hat er Rom niemals betreten. Er war der "Soldatenkaiser", ständig als oberster Befehlshaber auf Feldzug. Maximinus I. war zeitgenössischen Quellen zufolge von niederer Geburt, wahrscheinlich stammte er aus einer Bauernfamilie. Das würde bedeuten, dass Maximinus der erste Kaiser des Reiches gewesen ist, der kein gebürtiger Römer und nicht adelig war.

Karriere im Militär

Der als bullig beschriebene und mit angeblich über zwei Metern riesengroße Mann diente zunächst als einfacher Soldat in der römischen Armee. Nach mehreren Jahrzehnten Dienst übernahm Maximinus, von dem noch jungen Kaiser Alexander Severus (Regentschaft: 221/222 - 235 n.Chr.) schließlich Führungsaufgaben. Im Jahr 233 fielen riesige Germanenstämme mordend und brandschatzend in das Römische Reich ein. Alexander Severus sammelte in Mainz eine riesige Armee und schlug die Invasion zurück. Seine Soldaten wollten noch weiterziehen, wollten Germanien erobern und dort reiche Beute machen. Aber dann packte den Kaiser die Angst vor einer neuen Niederlage, wie damals bei Varus.

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Ermordung des Kaisers Severus

Anstatt die Germanen zu verfolgen, bestach er ihre Häuptlinge mit Gold, um so den Frieden zu kaufen. Seine Soldaten mussten mit ansehen, wie Geld an ihre Feinde gezahlt wurde, während sie selbst leer ausgingen. Das war zu viel. Am 18. März 235 ernannten meuternde Soldaten den altgedienten Offizier Maximinus Thrax zum neuen Kaiser. Alexander Severus wurde ermordet. Der Senat in Rom war von der Wahl eines Kaisers aus einfachen Verhältnissen vermutlich nicht begeistert, stimmte ihr aber zu. Maximinus versprach den Truppen Feldzüge nach Germanien und reiche Beute. Bis hierhin sind die Quellen eindeutig. Doch wie weit Maximinus Thrax tatsächlich nach Germanien vorrückte, konnte bisher niemand belegen.

Es gilt mittlerweile als ziemlich sicher, dass es sich bei den Legionären, die etwa um 235 n. Chr. am Harzhorn in Kämpfe verwickelt wurden, um ein Heer handelte, dass auf dem Rückweg von einem Vergeltungsfeldzug unter Maximinus Thrax war.

Endlose Feldzüge zur Sicherung der Grenzen

Die fast ununterbrochenen Feldzüge des Kaisers zur Sicherung der Grenzen forderten ihren finanziellen Tribut. In den Reihen der römischen Aristokratie soll sich Unmut breit gemacht haben. 238 n. Chr. kam es in den römischen Provinzen in Afrika zum Aufstand. Eine Regierungskrise drohte. Maximinus machte sich vom heutigen Serbien aus auf den Weg nach Rom. Noch in Oberitalien wurde der Vormarsch seiner Truppen gebremst, da es zunehmenden Widerstand in der Bevölkerung gab, seine Soldaten zu verpflegen. Vermutlich in Aquileia, einer Stadt an der Adria, soll Maximinus von den eigenen Truppen ermordet worden sein.

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Tod des ersten Soldatenkaisers

Die Regentschaft von Maximinus stellt den Auftakt zur Ära der sogenannten Soldatenkaiser (235 - 285 v. Chr.) dar. Die Verteidigung des Riesenreiches wurde schwieriger und somit die Abhängigkeit vom Militär immer größer. Innerhalb von 50 Jahren sollen mehr als 30 Militärangehörige zum Kaiser ausgerufen worden sein. Das Römische Reich versank im Bürgerkrieg. Riesige Teile des Reiches spalteten sich ab, bis Rom eine Zeit lang kaum mehr ein Drittel seines ursprünglichen Gebietes kontrollierte. Von dieser Krise erholte es sich nie ganz. Am unscheinbaren Harzhorn wird ein kleiner, früher Teil dieser Geschichte nun wieder ausgegraben.

Dieses Thema im Programm:

NDR Story | 27.04.2013 | 11:30 Uhr

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