Stand: 20.04.2014 10:16 Uhr

Tausende feiern Dänemarks 150. "Geburtstag"

Schleswig wird zum Zankapfel

Nach der französischen Aufklärung, den napoleonischen Kriegen und der Restauration ist Anfang des 19. Jahrhundert in Europa alles anders. Dorf und städtisches Umfeld taugen nicht länger als gesellschaftliche Klammer. Die Welt ist größer geworden, ein neues Modell wird gesucht. Gefunden wird es in der "Nation". Die definiert sich vor allem über einen gemeinsamen Raum gleicher Sprache. Damit ist der Konflikt im Norden vorgezeichnet. Mehr als 300 Jahre gehörte das deutschsprachige Holstein damals schon als Lehen zum dänischen Staat. Zankapfel wurde jedoch vor allem das Herzogtum Schleswig. Hier waren Deutsch und Dänisch (übrigens meist die Formen des Platt) fröhlich regional, sozial, und berufsständisch vermischt.

"Up ewig ungedeelt" - ein Halbsatz macht "Karriere"

Eine Steinmauer illustriert in Sonderborg (Dänemark) auf einem Hügel in den Düppeler Schanzen den Standort einer ehemaligen militärischen Befestigungsanlage. © dpa-Bildfunk Foto: Axel Heimken
Die Düppeler Anhöhe ist eines der wichtigsten nationalen Symbole Dänemarks.

Während von Dänemark nun versucht wurde, Schleswig zu einem Teil des Königreiches zu machen und zu "danisieren", sahen Professoren in Kiel die Zukunft "Schleswigholsteins" (das sie mit Absicht in einem Wort schrieben) als geeinten Staat im Deutschen Bund. In einem auf die Formel "up ewig ungedeelt" verkürzten Halbsatz aus dem "Privileg von Ripen" von 1460 fanden sie ihrer Ansicht nach den historischen Anspruch festgeschrieben. Das Privileg war eine sogenannte Handfeste, also ein Vertrag nur für die Regierungszeit von Christian I. - und gilt damit heute als völlig überinterpretiert. Trotzdem führten die deutsche Auslegung des Zitats und der dänische Anspruch, ihr Königreich bis zur Eider auszuweiten, im 19. Jahrhundert zu zwei Kriegen um Schleswig.

Der November-Irrtum der Eiderdänen

1848 erhoben sich die "Schleswigholsteiner" gegen die Dänen. Drei Jahre dauerte der Krieg, den die Dänen deshalb "Treårskrig" oder "Oprør" (Aufruhr) nennen. Am Ende blieb alles, wie es war. Holstein als Teil des Deutschen Bundes und Schleswig standen als Herzogtümer weiter unter der Hoheit des dänischen Königs. Damit blieb der Gesamtstaat erhalten. Die Auflage des internationalen Friedensabkommens: Schleswig und Holstein bleiben zwar Lehen des dänischen Königs, dürfen jedoch nicht Teile des dänischen Königreiches werden.

Anfang der 1860er-Jahre kamen in Kopenhagen jedoch wieder die "Eiderdänen" an die Macht. Sie schrieben 1863 in ihre neue "Novemberverfassung", dass Schleswig Teil des Königreiches werden sollte. Damit war der Friedensvertrag gebrochen. Das inzwischen erstarkte Preußen drohte und organisierte darauf zusammen mit den Österreichern die Bundesexekution. Schon Ende des Jahres wurde Holstein besetzt. Am 1. Februar 1864 griffen die Truppen das "Danewerk" bei Schleswig an. Der zweite Schleswigsche Krieg war ausgebrochen.

Dänen denken positiv

Die Schlacht forderte Tausende Tote. Schleswig und Holstein gingen für Dänemark verloren und damit ein Drittel der Gesamtstaatsfläche. Das sogenannte Nordschleswig bekam das Königreich nach dem Ersten Weltkrieg zurück - doch alles Land südlich der Linie Flensburg-Sylt war verloren. Seitdem gibt es eine deutsche Minderheit auf dänischer und eine dänische Minderheit auf deutscher Seite. "Anders als in Deutschland werden die Folgen der Schlacht beim dänischen Nachbarn jedoch positiv gesehen", erklärt Oliver Auge, Inhaber des Landeshistorischen Lehrstuhls an der Kieler Christian-Albrechts-Universität. Die Niederlage habe für das Königreich eine neue Epoche eingeleitet. Düppel ist die Geburtsstunde des Dänemarks, das wir heute kennen.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 18.04.2014 | 18:00 Uhr

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