Stand: 05.11.2012 10:00 Uhr

Erinnerungen an Charles und Diana in Hamburg

Adelsexperte Rolf Seelmann-Eggebert. © picture-alliance / dpa Fotoreport Foto: Wolfgang Langenstrassen
Adelsexperte Rolf Seelmann-Eggebert ist 1987 NDR Fernsehdirektor, als Charles und Diana die NDR Studios in Hamburg-Lokstedt besuchen.

Deutschlands bekanntester Adelsexperte Rolf Seelmann-Eggebert kann sich noch gut an den Besuch von Charles und Diana in Hamburg erinnern. Er war damals Fernsehdirektor des NDR und durfte das Paar am 6. November 1987 in den Studios in Lokstedt begrüßen. Bereits 1985 hatte er den Prince of Wales bei Dreharbeiten für seine vierteilige Reihe Royalty über das britische Königshaus kennengelernt. Entsprechend herzlich war das Wiedersehen in der Hansestadt.

Ein royaler Gast besucht nicht alle Tage eine deutsche Rundfunkanstalt, wie haben Sie sich damals vorbereitet?

Rolf Seelmann-Eggebert: Wir wollten natürlich das Protokoll so perfekt wie möglich einhalten. Dafür wurde in Lokstedt extra ein zusätzlicher Fahnenmast errichtet, denn in dem Augenblick, in dem der Prince of Wales zu Besuch an einem Ort eintrifft, wünscht er seine Fahne zu sehen. Für diesen Zweck hatte er in Hamburg zwei seiner Banner dabei, die immer in Windeseile zum nächsten Besuchsort gebracht wurden. In Lokstedt kam jedenfalls keine dieser beiden Fahnen an, die muss wohl unterwegs jemand als Souvenir behalten haben. Mit wehender Fahnen konnten wir Charles deshalb nicht beim NDR begrüßen. Die Studios haben wir natürlich mit allerlei britischen Symbolen geschmückt - sogar englische Fernsehtechnik konnten wir unseren Gästen zeigen.

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Bei ihrem Besuch in Hamburg werden Prinz Charles und Diana am 6. November 1987 von Hamburgs Bürgermeister Klaus von Dohnanyi auf dem Flughafen Fuhlsbüttel begrüßt. © Picture-Alliance / dpa

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Wie lief die royale Stippvisite ab? Können Sie sich an Details erinnern?

Seelmann-Eggebert: Wir brachten Charles und Di dazu auf den Moderatoren-Plätzen vor der Kamera im Studio Platz zu nehmen, wie wir das geschafft haben, ist mir heute ein Rätsel. Aus England hatten wir eine elektronische Grafik aufgetrieben. Mit der konnte man eine Ballerina tanzen lassen und den Kopf der Tänzerin konnte man austauschen - in unserem Fall wurde plötzlich der schöne Kopf von Lady Di daraus. Neben Peter von Zahn, den wir als alten NWDR-Mann eingeladen hatten, war die damalige Tagesschau-Mannschaft dabei: Dagmar Berghoff, Hajo Friedrichs, Edmund Gruber und Heiko Engelkes. Der Besuch fand noch in den alten ARD-Aktuell-Studios statt. Der damalige NDR Intendant Peter Schiwy und sein Stellvertreter Jobst Plog waren ebenfalls dabei. Wichtig war es uns, im Sinn der guten Beziehungen klarzumachen, das der NDR viel über Großbritannien berichtet und innerhalb der ARD der Ansprechpartner für dieses Thema ist. Deshalb haben wir Charles und Diana ein bisschen was aus unserer Arbeit vorgeführt: Rund um Big Ben und ein politisches Stück, wenn ich mich recht erinnere.

Gab es ein Gastgeschenk für Charles und Di?

Seelmann-Eggebert: Wir haben Charles und Diana zwei Puppen aus einer NDR Puppenproduktion geschenkt und ihnen zum Abschied überreicht. Die eine Puppe war für William, die andere Puppe für den kleinen Harry. Die beiden waren damals ja gerade so groß, dass sie über den Tischrand gucken konnten.

Können Sie sich an eine kuriose Anekdote des Besuchs erinnern?

Seelmann-Eggebert: Eine Geschichte fällt mir da noch spontan ein. Charles und Di kamen nach der Hafenrundfahrt zu uns nach Lokstedt. Nach der Ankunft beim NDR verschwandt Lady Di erst einmal minutenlang mit ihrer Hofdame im sogenannten Ladys Room. Und als sie wieder rauskam, dachten wir alle, nun legt sie endlich ihren Mantel ab und wir bekommen ein glanzvolles Kleid zu sehen. Aber nichts da, der Mantel - durchaus elegant - und die schief sitzende Mütze blieben an. Und sie fing beim Rundgang durch die Studios fürchterlich an zu schwitzen. Wir rätselten alle, warum sie bloß den Mantel nicht auszog. Es setzte sich dann mehrheitlich die Theorie durch, da muss etwas allzu Menschliches vorgefallen sein. Vielleicht hat ein abgesprungener Knopf alles ins Rutschen gebracht, so dass es vorteilhafter war, den Mantel anzubehalten. Das Rätsel hat sich nie aufgeklärt, aber unsere Fantasie damals beflügelt.

In der Ehe des Paares soll es schon damals gekriselt haben. War von Entfremdung in Hamburg etwas spürbar?

Seelmann-Eggebert: Zu unserer Überraschung begleiteten viele britische Journalisten die Reise von Charles und Di durch Deutschland - immerhin dauerte die eine Woche. Das wurde mir dann später so begründet, dass man mal sehen wollte, wie sich die beiden unterwegs verhalten, wie sozusagen der Stand der angeblichen Familienaffäre ist. Vielleicht haben sich die britischen Kollegen auch vorgestellt, dass ein drittes Kind unterwegs ist - oder sonst irgendetwas. Jedenfalls gab es ein rein persönliches Interesse an den beiden, deswegen waren die Zeitungen so massiv vertreten. Aber in Sachen Ehekrise sind die Reporter nicht fündig geworden, Charles und Diana haben sich während der Deutschland-Reise - auch in Hamburg - gut vertragen, das haben mir Journalisten, die dabei waren, viel später noch einmal bestätigt.

Wie haben Sie Charles und Diana als Menschen erlebt?

Seelmann-Eggebert: Für ein Persönlichkeitsbild war der Besuch in Lokstedt natürlich viel zu kurz, das konnte ich mir bereits zwei Jahre zuvor 1985 bilden. Für meine vierteilige Serie Royalty über das britische Königshaus habe ich ein längeres Interview mit Prinz Charles geführt und ihn während der Dreharbeiten bei vielen Anlässen getroffen und beobachtet. Folglich war der Besuch in Lokstedt für uns beide ein Wiedersehen. Er war sehr nett und konnte sich sogar noch an meinen Namen erinnern. Das Gleiche gilt für Prinzessin Diana. Ich weiß zwar nicht, ob Prinz Charles meine Dokumentation jemals gesehen hat - sie lief auch in Großbritannien - aber sicher hielt er mich dank unseres persönlichen Kontaktes des Besuches in Lokstedt für würdig.

Das Gespräch führte Oliver Klebb.

Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 04.11.2012 | 19:30 Uhr

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