Der Heilige Martin schneidet seinen Umhang ab, um ihn mit einem Bettler zu teilen. Darstellung von Ernest-Barthélémy Michel für die Kirche Saint-Nicolas-des-Champs in Paris, um 1870. © picture alliance / Heritage Images | Ernest-Barthélémy Michel
Der Heilige Martin schneidet seinen Umhang ab, um ihn mit einem Bettler zu teilen. Darstellung von Ernest-Barthélémy Michel für die Kirche Saint-Nicolas-des-Champs in Paris, um 1870. © picture alliance / Heritage Images | Ernest-Barthélémy Michel
Der Heilige Martin schneidet seinen Umhang ab, um ihn mit einem Bettler zu teilen. Darstellung von Ernest-Barthélémy Michel für die Kirche Saint-Nicolas-des-Champs in Paris, um 1870. © picture alliance / Heritage Images | Ernest-Barthélémy Michel
AUDIO: St. Martin (1 Min)

Sankt Martin: Warum feiern wir den Martinstag?

Stand: 11.11.2023 05:00 Uhr

Laternenumzüge und Gänsebraten - diese Bräuche verbinden wir mit dem 11. November, dem Martinstag. Doch wer war Sankt Martin? Und was hatte er mit Laternen und Gänsen zu tun?

"Laterne, Laterne, ...": Jedes Jahr um den 11. November herum ziehen üblicherweise Scharen von Kindern mit bunten Laternen durch die dunklen Straßen und trällern dabei Martins- und Laternenlieder. Was aber hat es mit den traditionellen Laternenumzügen auf sich? Und wer war eigentlich der Heilige Martin, an den am Martinstag - besonders in katholischen Regionen - auch mit Gänsebraten erinnert wird?

Sankt Martin: Den Mantel mit einem Bettler geteilt

Martin war ein römischer Soldat, der um das Jahr 316 nach Christus geboren wurde. Der Legende nach ritt er an einem kalten Wintertag an einem hungernden und frierenden Bettler vorbei. Der Mann tat ihm so leid, dass Martin mit dem Schwert seinen warmen Mantel teilte und dem Bettler eine Hälfte schenkte. In der Nacht erschien Martin der Bettler im Traum und gab sich als Jesus Christus zu erkennen.

Was hat die Gans mit Martin zu tun?

Gänse auf der Weide © Colourbox Foto: Birgit Reitz-Hofmann
Einer Legende nach versteckte sich der Heilige Martin bei den Gänsen im Stall.

Nach diesem Erlebnis ließ sich Martin taufen und im christlichen Glauben unterrichten. Später baten ihn die Menschen der Stadt Tours (heute Frankreich), ihr Bischof zu werden. Doch der bescheidene Martin hielt sich des Amtes nicht für würdig und versteckte sich - einer Überlieferung zufolge - in einem Gänsestall. Die schnatternden Vögel verrieten ihn allerdings und er wurde doch zum Bischof geweiht. Einer anderen Legende nach waren die Gänse in die Kirche gewatschelt und hatten mit ihrem Schnattern Martins Predigt gestört - zur Strafe wurden sie danach gebraten.

Rund 30 Jahre lang war Martin Bischof von Tours und soll zahlreiche Wunder vollbracht haben. Am 11. November 397 wurde er zu Grabe getragen und später heilig gesprochen. Heute ist St. Martin der Schutzpatron etlicher Berufsgruppen, etwa der Winzer, Weber und Schneider. Außerdem kümmert er sich der frommen Überlieferung nach um Bettler, Soldaten - und Haustiere.

Tag der Lehnsabgabe und letzter Tag vor der Fastenzeit

Doch war es wirklich ihr lautes Geschnatter, das den Martinsgänsen zum Verhängnis wurde? Historiker haben andere Erklärungen für die Tradition der Martinsgans. So war der 11. November zum einen der Tag, an dem die Steuern oder Lehnsabgaben fällig wurden. Diese wurden meist in Form von Naturalien, etwa einer Gans, erbracht. Zugleich war der 11. November der letzte Tag vor Beginn der 40-tägigen Fastenzeit vor Weihnachten. Die Menschen nutzten die vorerst letzte Gelegenheit, noch einmal einen deftigen Braten zu genießen und Lebensmittel zu verbrauchen, die während des Fastens tabu waren.

St. Martins-Singen oder Martini-Singen?

Vom Ernte-Feuer zum Laternenumzug

Kinder tragen Laternen. © dpa
Die farbig leuchtenden Laternen stehen in der Tradition der Lichterprozessionen.

Und welcher Zusammenhang besteht zwischen dem Heiligen Martin und den bunten Laternenumzügen? Bereits die frühen Christen kannten Lichterprozessionen, mit denen sie vermutlich auch den Heiligen Martin an seinem Gedenktag ehrten. Zudem entzündeten die Menschen einst häufig im November Feuer auf den abgeernteten Feldern - zum Dank für die Ernte und als symbolischen Abschied vom Erntejahr. Die Kinder bastelten sich Fackeln aus Stroh und Laternen aus ausgehöhlten Rüben und anderen Materialien, mit denen sie dann durch die Straßen zogen - ähnlich den ursprünglich keltischen Ernte-Bräuchen, aus denen Halloween entstand.

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Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 11.11.2021 | 19:30 Uhr

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