Stand: 27.05.2019 09:43 Uhr

Klimawandel: Daten, Fakten, Quellen

Es ist keine Frage, ob sich das Klima ändert, sondern nur in welchem Maße und mit welchen Auswirkungen. Dass der Mensch die globale Erwärmung maßgeblich verursacht, betrachten mehr als 90 Prozent der Klimaexperten und -forscher weltweit als erwiesen.

Grundlegendes: Klimawandel

Wenn wir über Klima reden, dann geht es dabei um das mittlere Wetter über einen langen Zeitraum. In der Regel sind das mindestens 30 Jahre. Dabei werden die Daten meteorologischer Größen wie Lufttemperatur, Luftdruck, Windgeschwindigkeit, Bewölkung oder Niederschlag ausgewertet. Kommt es bei diesen Daten zu lang anhaltenden Schwankungen und Änderungen, spricht man von Klimaänderungen beziehungsweise Klimawandel.

Ein heißer und trockener Sommer wie 2018 ist für sich allein betrachtet zwar ungewöhnlich, aber heiße trockene Sommer gab es immer wieder. Dass aber in den vergangenen Jahrzehnten ein Rekordjahr nach dem anderen in Bezug auf die Temperaturen zu verzeichnen ist, zeigt, dass sich die Erde erwärmt. Weltweit weichen die Temperaturen zunehmend vom langjährigen Mittel ab, wie eine Animation der NASA zeigt.

Treibhauseffekt und Treibhausgase

Dass es auf der Erde wärmer wird, liegt daran, dass der Mensch durch die Emission von Treibhausgasen wie Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4), Lachgas (N2O), bodennahem Ozon (O3), aber auch Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) den natürlichen Treibhauseffekt verstärkt. Ohne den natürlichen Treibhauseffekt wäre es auf der Erde deutlich kälter: Die globale mittlere Temperatur läge bei -18 Grad Celsius. Treibhausgase in unserer Atmosphäre sorgen dafür, dass ein Teil der von der Erdoberfläche reflektierten Wärme nicht zurück in den Weltraum entweicht. Treibhausgase machen weniger als ein Prozent unserer Atmosphäre aus, die zu 78 Prozent aus Stickstoff und zu 21 Prozent aus Sauerstoff besteht.

In der Erdgeschichte hat sich die Zusammensetzung der Atmosphäre immer verändert. Der Anteil an CO2 unterliegt immer wieder Schwankungen - über sehr lange Zeiträume gesehen. Doch die CO2-Rekordwerte, die Forscher seit einigen Jahrzehnten messen, hat es in den vergangenen 400.000 Jahren nicht gegeben. Im Vergleich: Die Atmosphäre der Venus besteht zu 96 Prozent aus CO2. Auch dadurch heizt sich die Oberfläche auf mehr als 400 Grad Celsius auf.

Menschlicher Einfluss: Emissionen

Wir Menschen verursachen zu einem großen Teil den Klimawandel durch den Ausstoß von Treibhausgasen. Je höher deren Konzentration in der Atmosphäre ist, desto größer ist der Treibhauseffekt, desto wärmer wird es. Das am meisten vorhandene Treibhausgas Kohlendioxid wird vor allem bei der Verbrennung fossiler Energieträger wie Kohle, Erdöl oder Erdgas sowie bei der Verbrennung von Biomasse (vor allem Holz) freigesetzt. Seit der Industrialisierung - besonders in den vergangenen 150 Jahren - ist die Konzentration von CO2 in der Atmosphäre deutlich gestiegen: um gut 44 Prozent. In dieser Zeit ist zudem die Weltbevölkerung auf deutlich mehr als sieben Milliarden Menschen gewachsen.

Zu den Hauptverursachern von Treibhausgas-Emissionen gehören unter anderem die Energiewirtschaft, der Verkehr, das verarbeitende Gewerbe und die Landwirtschaft.

  • Verkehr:

Beim Autofahren werden pro 100 Kilometer mehrere Kilogramm CO2 freigesetzt - je nachdem, mit welchem Kraftstoff das Auto fährt und wie viel Liter es verbraucht. Bei 5 Liter Benzin sind das fast 13 Kilogramm CO2. Vergleicht man verschiedene Verkehrsmittel verursacht man auf einer Strecke von 500 Kilometern mit dem Flugzeug etwa 100 Kilogramm CO2, mit dem benzingetriebenen Auto mehr als 64 Kilogramm, mit dem Fernzug 18 Kilogramm.

Insgesamt sind die Emissionen im Verkehrsbereich seit 1990 nicht zurückgegangen. 2017 stiegen sie sogar im Vergleich zum Vorjahr. Ein Grund dafür ist die gestiegene Anzahl an Fahrzeugen. Der Straßenverkehr (Nutzfahrzeuge und Pkw) ist für den Großteil der Emissionen im Verkehrssektor verantwortlich. Ein Blick auf die Neuzulassungen 2018 zeigt zudem: PS-starke SUVs und Geländewagen sind die beliebtesten Wagenklassen, zusammen haben sie einen Anteil von mehr als einem Viertel. Laut der "Zeit" stoßen heutige SUVs im Schnitt auf 100 Kilometern mehr als 13 Kilogramm CO2 aus. Ab 2021 liegt der EU-Grenzwert für Neuzulassungen jedoch bei 9,5 Kilogramm pro 100 Kilometer.

Elektroautos verursachen etwa 20 Prozent weniger CO2-Emissionen als Benziner beziehungsweise genauso viel wie Diesel-Fahrzeuge. Der Grund dafür ist die Herstellung der E-Autos, vor allem der Batterie, bei der deutlich mehr CO2 entsteht als bei Autos mit Verbrennungsmotoren. Je länger E-Autos benutzt werden, desto besser wird die CO2-Bilanz. Einen weiteren Einfluss auf die Öko-Bilanz hat der Strom, der für das Laden der Autobatterie genutzt wird. Stammt er aus erneuerbaren Energien, bessert sich die CO2-Bilanz.

  • Wohnen (Heizen und Strom):

Pro Jahr stoßen die Deutschen weit mehr als 100 Millionen Tonnen CO2 alleine für das Wohnen aus. Dabei verursachen Heizen und Warmwasser in der Regel am meisten Emissionen. Energie-effiziente Wohnungen und Häuser mit modernen Heizungsanlagen und Wärmedämmung haben deutlich geringere CO2-Emissionen als Wohnungen und Häuser aus der Nachkriegszeit.

  • Energiewirtschaft (öffentliche Strom- und Wärmeerzeugung):

Rund ein Drittel der deutschen CO2-Emissionen stammt aus diesem Bereich. Zwar wurden 2017 bereits 36 Prozent unseres Stromverbrauchs mit Ökostrom gedeckt, doch insgesamt erzeugen wir viel Strom mit Kohlekraftwerken, die aufgrund ihrer CO2-Emissionen ein Problem für das Klima sind.

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  • Ernährung:

Bei der Herstellung von Nahrungsmitteln wird ebenfalls CO2 freigesetzt, insbesondere für die Produktion von Fleisch. Das hat viele Gründe: Unter anderem benötigt man für die Haltung von Masttieren und den Anbau von Futter Fläche, die gedüngt werden muss und für die zum Teil Wald abgeholzt wird. Dazu kommen Transport, Kühlung etc. Ein Kilogramm Rindfleisch aus der Tiefkühltruhe verursacht rund 14 Kilogramm CO2, dagegen sind es bei einem Kilogramm Tiefkühl-Geflügelfleisch nur 4,5 Kilogramm. Die Viehzucht verursacht laut Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) fast 15 Prozent unserer weltweiten Treibhausgasemissionen.

Ein gutes Modell für eine gesunde und klimafreundliche Ernährung ist die mediterrane Küche: weniger tierische Fette, stattdessen Olivenöl und viel Gemüse. Laut einer Studie der University of California könnte ein weltweiter Umstieg auf mediterrane Ernährung die Erderwärmung bis 2050 um bis zu 15 Prozent reduzieren.

Auch bei Obst und Gemüse unterscheiden sich die Treibhausgasemissionen - je nach Jahreszeit, Herstellungsart und Herkunftsland. Bei Tomaten hat die beste CO2-Bilanz die saisonale Biotomate aus der Region mit 35 Gramm pro Kilogramm Tomaten. Vergleichbare konventionelle Tomaten kommen auf 85 Gramm. Ganz anders sieht es bei Tomaten aus dem Gewächshaus aus: Im unbeheizten Treibhaus bringen es Biotomaten auf 2,3 Kilogramm CO2 je Kilogramm Tomaten, im beheizten sogar auf 9,2 Kilogramm. Die CO2-Bilanz konventioneller Tomaten liegt jeweils leicht darüber.

  • Industrie:

Ein weiterer großer Verursacher von Treibhausgas-Emissionen ist die Industrie. Besonders viel CO2 entsteht in der Metallindustrie sowie bei der Herstellung von Zement.

CO2-Speicher

Bäume und Wälder werden oft als CO2-Speicher angeführt. Genau genommen wandeln die Bäume das CO2 aus der Luft in Kohlenstoff um. So nimmt eine Fichte in 100 Jahren etwa 2,5 Tonnen CO2 aus der Luft auf. Beim Abholzen geht also zum einen ein CO2-Speicher verloren, zum anderen setzen wir das im Holz gespeicherte CO2 frei, wenn wir es verbrennen. Auch die Ozeane der Welt sind riesige CO2-Speicher, die bislang einen Großteil der Wärmeenergie aufgenommen haben, die durch steigende Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre entstehen.

Pro-Kopf-CO2-Emissionen

Jeder Mensch verursacht Emissionen von Treibhausgasen, vor allem CO2: Diese entstehen etwa bei der Herstellung von Konsumgütern und Lebensmitteln, beim Heizen oder Autofahren. Es gibt Berechnungen, um zu ermitteln, was wie viel CO2 freisetzt. Um die Emissionen eines Landes wie Deutschland mit anderen Ländern vergleichbar zu machen, wird der Gesamtwert auf die Zahl der Einwohner umgelegt. In Deutschland liegen wir bei fast zehn Tonnen CO2 pro Jahr und Einwohner. Weltweit sind es im Durchschnitt keine fünf Tonnen pro Einwohner. Bei der Berechnung, wie viel CO2 pro Jahr jeder Mensch durchschnittlich ausstoßen darf, damit es noch klimaverträglich ist, kommt atmosfair, ein gemeinnütziges Unternehmen, auf 2,3 Tonnen.

Unsere persönliche CO2-Bilanz können wir beeinflussen, indem wir darauf achten, was wir verbrauchen, was wir einkaufen, wie wir uns fortbewegen und womit und in welchem Umfang wir heizen und Strom verbrauchen.

Temperaturveränderungen

Dass es immer wärmer wird, ist nicht nur ein Gefühl. Eine Analyse des jährlichen Temperaturmittelwertes in Deutschland zeigt deutlich die Tendenz zu wärmeren Jahren. Fakt ist: Seit Beginn der Industrialisierung ist es auf der Erde im Schnitt um 1,1 Grad wärmer geworden. Die Erwärmung am Nordpol ist besonders stark, mit der Folge, dass der Temperatur- beziehungsweise Druckunterschied zwischen den polaren Regionen und den Tropen abnimmt. Das schwächt den Jetstream, einen Höhenwind, und kann zu Extremwetterlagen führen.

Prognose und Kipp-Punkte

Wenn wir weiterhin so viel CO2 ausstoßen, könnte sich die CO2-Konzentration in diesem Jahrhundert mehr als verdoppeln, wie eine Klimasimulation des Weltklimarates zeigt. Dann könnte die Temperatur um etwa vier Grad steigen.

Eine Gefahr sind sogenannte Kipp-Elemente. Einige Elemente des Klimasystems - wie das arktische Meereis - könnten bei einem weiteren Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur "kippen". Klimaforscher gehen davon aus, dass bei einer Erwärmung von zwei Grad bestimmte Kipp-Punkte erreicht werden, die möglicherweise unumkehrbar sind und einen beschleunigten Klimawandel in Gang setzen.

Einer dieser Kipp-Elemente ist das Abschmelzen des Grönländischen Eisschildes. Wäre Grönland komplett eisfrei, würde der Meeresspiegel um bis zu sieben Meter steigen. Eine Erhöhung von drei Grad führt den Forschern zufolge dazu, dass die Permafrostböden in Russland auftauen. In der Folge würde sehr viel Methan freigesetzt, das seit Jahrtausenden im Eis eingeschlossen ist.

Auswirkungen und Folgen

Schon jetzt sind Folgen des Klimawandels zu spüren: In unseren Breitengraden sind etwa die Winter milder und kürzer geworden. Die Jahreszeiten verschieben sich. Und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass wir im Sommer mehr Tropentage beziehungsweise "Heiße Tage" über 30 Grad Celsius haben werden. Das sind aber nur zwei von vielen Folgen, die der Klimawandel im Norden haben wird.

Extremwetterereignisse

Experten sind sich sicher, dass durch die Erderwärmung Extremwetterereignisse wie Dürre, Hitze, Starkregen, Stürme, Überschwemmungen und sogar Tornados zunehmen werden. Es werden auch höhere Sturmfluten erwartet. Die Zerstörungen solcher Wetterextreme können enorm sein. Menschen sterben, verlieren ihr Hab und Gut oder ihre Heimat. Der wirtschaftliche Schaden ist immens. Das zeigen auch die Auswertungen der Versicherungen, die sich schon seit Jahrzehnten mit dem Klimawandel beschäftigen. So gehört Deutschland weltweit zu den zehn Ländern, die zwischen 1998 und 2017 die höchsten Schäden durch Naturkatastrophen verzeichnen.

Meeresspiegel

Die Meere nehmen einen großen Teil der CO2-Emissionen auf und erwärmen sich. Je wärmer es wird, desto schneller schmelzen die Gletscher und die Eisschilde der Pole. Der Meeresspiegel steigt in vielen Regionen der Erde. In Cuxhaven an der Nordsee ist er schon mehr als einen viertel Meter höher als zu Beginn der Industrialisierung 1850.

Infektionskrankheiten

Das Robert-Koch-Institut sieht die Gefahr steigen, dass sich aufgrund des Klimawandels neue Infektionskrankheiten ausbreiten. Denn mit den steigenden Temperaturen fühlen sich neuerdings zum Beispiel Mückenarten bei uns zu Hause, die Überträger gefährlicher Krankheiten sein können. Die eigentlich in den Tropen beheimatete Tigermücke hat sich mittlerweile auch in Süddeutschland angesiedelt und kann das gefährliche West-Nil-Virus übertragen. Eine weitere Krankheit, die in Deutschland auftreten könnte, ist das Dengue-Fieber.

 

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Dieses Thema im Programm:

DIE REPORTAGE | 30.08.2019 | 21:15 Uhr

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