Eine Frau hält ein Smartphone in der Hand. © picture alliance / dpa Themendienst | Christin Klose Foto: Christin Klose

Studie: Macht Handystrahlung dick?

Stand: 22.08.2022 12:56 Uhr

Ob Handystrahlung den Appetit anregt, wollten Forscherinnen und Forscher der Universität zu Lübeck wissen. Die Probanden ihrer ersten Studie aßen nach dem Telefonieren mehr - vor allem mehr Kohlenhydrate.

Hirnforscherinnen und -forscher der Universität zu Lübeck beschäftigen sich mit dem menschlichen Ernährungsverhalten, vor allem dem Hirnstoffwechsel und dem Energieverbrauch des Gehirns. Der wird unter anderem durch den Hypothalamus, die zentrale Steuerungseinheit unseres Gehirns, beeinflusst. Über Botenstoffe regelt der Hypothalamus die Körpertemperatur, den Blutdruck, den Schlaf- und Wachrhythmus und auch unser Hunger- und Sättigungsgefühl.

Studien an Ratten als Vorbild

Die Lübecker Wissenschaftler haben Studien, die an Ratten und anderen Nagetieren mögliche Auswirkungen von Mobilfunkwellen auf die Nahrungsaufnahme gefunden hatten, zum Anlass genommen, nach ähnlichen Zusammenhängen beim Menschen zu suchen. Waren die Nager zwei Stunden lang Handystrahlung ausgesetzt, nahmen sie zu. Die Lübecker Forscherinnen luden junge, gesunde und normalgewichtige Männer als Probanden ein. Sie wurden morgens um halb sieben ins Institut bestellt, mussten nüchtern sein und durften zwölf Stunden vorher nicht mehr mit dem Handy telefonieren.

Forscher beobachten Hirnaktivität und Essverhalten

Um Basiswerte für den Test zu erhalten, wurde zunächst ihre Gehirnaktivität gemessen. Dann wurde ein Mobiltelefon so dicht am Kopf platziert, wie es bei einem normalen Telefonat anliegen würde - und eine Verbindung aufgebaut. Nach 20 Minuten am Handy wurde die Hirnaktivität der Probanden wieder untersucht. Dabei zeigte sich bei den Probanden, deren Mobiltelefon eingeschaltet gewesen war, ein deutlich erhöhter Energiestoffwechsel im Gehirn.

Im Anschluss wurde den Testkandidaten ein ausgiebiges Frühstück serviert. Dieser Ablauf wurde an zwei weiteren Tagen wiederholt, doch bei einem der drei Termine blieb das Mobiltelefon ausgeschaltet, was die Probanden ebenso wenig wussten, wie dass es den Forscherinnen nicht nur um ihren Hirnstoffwechsel, sondern vielmehr um das Frühstück ging. Dafür protokollierten diese genau, was und wie viel die Testkandidaten zu sich genommen hatten.

Mehr Appetit, mehr Kalorien, mehr Kohlenhydrate

Und tatsächlich machte das eingeschaltete Mobiltelefon einen großen Unterschied: Von den 15 Probanden aßen 13 nach dem zwanzigminütigen simulierten Handy-Telefonat mehr und nahmen dabei 22 bis 27 Prozent mehr Kalorien zu sich als bei ausgeschaltetem Mobiltelefon. Und die zusätzlichen Kalorien bestanden vor allem aus Kohlenhydraten.

Studie liefert Hinweise, keine Beweise

Tatsächlich lieferte die Studie also Hinweise darauf, dass das Mobiltelefon den Energiestoffwechsel im Gehirn beeinflussen könnte – unter anderem auch den Hypothalamus und damit die Region im Gehirn, die Hunger- und Sättigungsgefühle reguliert. Aber die Forscherinnen mahnen zur Vorsicht, denn die Probandenzahl war klein und bestand nur aus Männern.

In weiteren Studien wollen sie nun untersuchen, ob dieser Zusammenhang auch bei Frauen festzustellen ist, ob übergewichtige Probanden genauso auf Mobiltelefone reagieren, wie normalgewichtige und ob dieser Effekt überhaupt eine nennenswerte Auswirkung auf die Entwicklung des Körpergewichts hat. Wer bis dahin aber lieber auf Nummer sicher gehen möchte, sollte einfach etwas weniger mit dem Handy telefonieren oder das Gerät zumindest nicht direkt ans Ohr halten. Denn schon bei wenigen Zentimetern Abstand ist keine Strahlenbelastung des Kopfes mehr messbar.

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