Stand: 23.03.2020 11:56 Uhr

Coronavirus-Test: Wie wird Sars-CoV-2 nachgewiesen?

Eine Laborantin in einem Labor © Colourbox Foto: -
Proben werden in Labors mit einem PCR-Test auf das Coronavirus untersucht.

Um eine frische Corona-Infektion nachzuweisen, wird ein Rachen- oder Nasenabstrich durchgeführt oder eine Probe aus den tiefen Atemwegen genommen, zum Beispiel Hustensekret. Im Labor werden diese Proben dann mit einem sogenannten PCR-Test untersucht. Er gilt derzeit als Goldstandard zum Nachweis von Sars-CoV-2 und sucht in dem Probenmaterial nach dem Erbgut des Virus, indem er es mithilfe der Polymerasekettenreaktion (PCR) gezielt vervielfältigt. So lassen sich selbst kleinste Mengen des Virus auffinden. Ein positives Ergebnis weist die Infektion eindeutig nach.

Fehlerquellen beim PCR-Test

Dennoch gibt es einige mögliche Fehlerquellen, die dazu führen können, dass Viren übersehen werden. So ist das Testergebnis stark von der Art und dem Zeitpunkt der Probenentnahme abhängig: In der ersten Erkrankungswoche sind in der Regel nur im Rachenraum Viren nachweisbar, in der zweiten Woche dagegen oft nur im Lungensekret.

Negatives Testergebnis kein eindeutiger Beweis für Virenfreiheit

Deshalb werden starke Verdachtsfälle trotz eines negativen Testergebnisses nach einigen Tagen erneut mit neuem Probenmaterial getestet, um sicherzugehen. Denn ein negativer PCR-Test beweist nicht unbedingt, dass der Proband gesund ist. Auch wer heute virusfrei getestet wird, kann einige Tage später auf einmal Viren verbreiten, da die Inkubationszeit, also die Zeit, bis die Erkrankung ausbricht, bis zu 14 Tage betragen kann. Trotz dieser Einschränkung ist der PCR-Test bislang der einzige zuverlässige Virusnachweis.

Bis der Befund im Labor vorliegt, dauert es zwischen dreieinhalb und fünf Stunden. Bis getestete Personen die Nachricht über ihr Ergebnis nach Hause bekommen, kann es zwei Tage und länger dauern, da Bearbeitungszeiten und Transportwege zu den spezialisierten Laboren hinzukommen.

Forschung zu Alternativen beim Virus-Nachweis

Wissenschaftler arbeiten mit Hochdruck daran, weniger aufwendige Tests zum Nachweis von Sars-CoV-2 zu entwickeln, die auch direkt in den Kliniken ohne Zeitverlust eingesetzt werden könnten. Solche sogenannten Antigentests würden in einer Probe vom Rachenabstrich oder Hustensekret nach bestimmten Virusanteilen suchen. Das könnte ein Eiweißmolekül aus der inneren Virenstruktur (Nukleocapsid) sein. Anschlagen könnte ein Antigentest zwar nicht so früh wie der PCR-Test, aber immerhin ab dem zweiten oder dritten Tag nach Beginn der Symptome, schätzt Virologe Prof. Christian Drosten im NDR Podcast (Folge 15, Neue Tests). Mit einem solchen Test sei frühestens im Mai zu rechnen.

Was taugen Corona-Schnelltests?

Bereits jetzt bieten erste Hersteller günstige Corona-Schnelltests an. Es wird dazu keine Probe aus den Atemwegen, sondern nur ein Tropfen Blut untersucht. Der Test kann überall durchgeführt werden und das Ergebnis wird, ähnlich wie bei einem Schwangerschaftstest, bereits nach wenigen Minuten anhand von Farbstreifen abgelesen.

Doch diese Schnelltests weisen nicht das Virus selbst nach, sondern nur die Antikörper, die das Immunsystem dagegen bildet. Das bedeutet, dass diese sogenannten Antikörper-Schnelltests erst dann reagieren können, wenn der Körper den Kampf gegen das Virus aufgenommen hat - und das dauert einige Tage. In der Regel sind Antikörper im Blut erst eine knappe Woche nach Erkrankungsbeginn nachweisbar, meist sogar erst nach zwei Wochen. Deshalb sind diese Tests wenig geeignet, um eine Weiterverbreitung durch Quarantänemaßnahmen zu verhindern. Denn genau in der Phase, in der eine Person hoch infektiös ist, fällt der Antikörpertest meist noch negativ aus.

Kreuzreaktionen können falsche Positiv-Ergebnisse liefern

Auch falsch positive Ergebnisse lassen sich bei diesen Antikörpertests nicht mit Sicherheit ausschließen. Das heißt: Der Test zeigt eine fortgeschrittene oder überstandene Infektion mit dem neuartigen Coronavirus an, obwohl der Proband gar nicht infiziert ist oder war. Denn bei Antikörpertests kann sogenannte Kreuzreaktion auftreten. Das bedeutet, dass wegen einer früheren Infektion mit einem harmlosen Coronavirus Antikörper im Blut vorhanden sind, die der Test nicht sicher von Antikörpern gegen Sars-CoV-2 unterscheiden kann.

Um Antikörper gegen Sars-CoV-2 möglichst sicher im Blut nachzuweisen, gibt es bereits in spezialisierten Einrichtungen geprüfte Laborverfahren, beispielsweise sogenannte ELISA-Tests, die laufend durch aktuelle Forschungsansätze verbessert werden. Wissenschaftler halten diese Labor-Antikörper-Tests für sinnvoll, um im weiteren Verlauf oder gegen Ende der Infektionswelle in Blutproben zu testen, wie viele Menschen in Deutschland schon mit dem Sars-CoV-2-Virus infiziert waren.

Coronavirus-Tests nicht im Internet kaufen

Momentan gilt: Ein Test sollte wirklich ärztlich indiziert sein, das heißt die Entscheidung für einen Test richtet sich nach den aktuell gültigen Empfehlungen des Robert Koch-Instituts. Das RKI gibt - immer angepasst an die aktuelle Lage - Handlungsanweisungen heraus, welche Fälle vorrangig getestet werden sollen.

Man sollte keine Tests im Internet kaufen, sondern den Hausarzt kontaktieren, wenn Symptome auftreten. Der Arzt wird dann entscheiden, ob und welches Testverfahren sinnvoll ist. Die Antikörper-Schnelltests können den PCR-Test nicht ersetzen, sondern nur ergänzen. Und: Alle Tests sollten am besten von Fachleuten durchgeführt werden.

Weitere Informationen
Eine Person in Schutzkleidung hält einen Antikörpertest in die Kamera. © picture alliance / AP/ dpa Foto: Lee Jin-Man

Coronavirus: Wie zuverlässig sind Antikörpertests?

Antikörpertests könnten eine wichtige Rolle bei der Eindämmung der Corona-Pandemie spielen. Wie funktionieren die sogenannten ELISA-Tests? Und wie zuverlässig sind die Ergebnisse? mehr

Medizinische und FFP-2-Masken liegen auf einem Tisch. © NDR Foto: Anja Deuble

Corona: Wie schütze ich mich vor Ansteckung?

Aerosole spielen bei der Corona-Ausbreitung eine wichtige Rolle. Mit einfachen Mitteln lässt sich das Infektionsrisiko senken. mehr

Ein Arzt horcht eine hustende Frau ab. © fotolia.com Foto: Jean Paul CHASSENET

Coronavirus: So verläuft die Erkrankung Covid-19

Fieber, Husten, manchmal Schnupfen - die Symptome nach einer Infektion mit Sars-CoV-2 sind eher unspezifisch. mehr

Tabletten liegen auf einer chemischen Formel. (Symbolbild) © Colourbox Foto: eamesBot

Coronavirus: Welche Medikamente wirken könnten

Bei schweren Verläufen der Covid-19-Erkrankung greifen Ärzte und Wissenschaftler auf bekannte Medikamente zurück. Doch nicht immer wirken die Mittel - und einige haben schwere Nebenwirkungen. mehr

Ein Arzt zeigt einen Abstrich für das Testverfahren auf das Virus SARS-CoV-2. © dpa-Bildfunk Foto: Sebastian Gollnow

Coronavirus-Pandemieplan: Was die drei Stufen bedeuten

Ein dreistufiger nationaler Pandemieplan soll die Ausbreitung des Coronavirus Sars-CoV-2 eindämmen. Experten befürchten derweil einen Lieferengpass bei Medikamenten. mehr

Der Virologe Prof. Christian Drosten © picture alliance/Christophe Gateau/dpa Foto: Christophe Gateau

Podcast: Coronavirus-Update

Der Virologe Prof. Christian Drosten hat Sars-CoV-2 so gut erforscht wie kaum ein anderer. Alle Welt fragt jetzt um den Rat des Institutsdirektors der Virologie an der Berliner Charité - uns gibt NDR Info täglich Antwort. extern

Experten zum Thema

Dr. Sven-Christian Birkholz
Facharzt für Pneumologie und Notfallmedizin
Lungenpraxis Stade
Harsefelder Straße 6, 21680 Stade
www.lungenzentrum-stade.de

Dr. Marc Lütgehetmann
Facharzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie
Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene
Zentrum für Diagnostik  
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistraße 52
20251 Hamburg
www.uke.de
 
Dr. Thomas Fenner
Labor Dr. Fenner
Bergstraße 14, 20095 Hamburg
www.fennerlabor.de

Dieses Thema im Programm:

Visite | 24.03.2020 | 20:15 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Infektion

Coronavirus

Mehr Gesundheitsthemen

Brokkoli-Sprossen wachsen auf einer Kokosmatte © imago / Zoonar / Nataliia Zhekova Foto: Nataliia Zhekova

Gesunde Sprossen: Was steckt in Alfalfa, Kresse, Brokkoli?

Sprossen und Keimlinge sind extrem reich an gesunden Nährstoffen und Vitaminen. Gegen Bakterien und Pilze braucht es Hygiene. mehr

Gesundheits-Themen

Ratgeber