Stand: 17.11.2015 17:13 Uhr
So sieht der vogelfreundliche Garten aus
Der Lebensraum unserer Vögel schwindet zunehmend: Immer mehr Flächen werden betoniert, die industrielle Landwirtschaft setzt auf Monokulturen und in vielen Gärten wird viel Wert auf Ordnung und Sauberkeit gelegt. Wer ein Haus mit Garten besitzt, kann Vögeln aber zumindest in kleinem Rahmen einen Lebensraum bieten.
Auf exotische Pflanzen verzichten
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Ein vogelfreundlicher Garten bietet mit Bäumen, Stauden, Sträuchern und Kräutern Nahrung und Verstecke für die Tiere.
Ein vogelfreundlicher Garten sei keine Frage des Geldes und einfach anzulegen, sagt der Ornithologe Peter Berthold vom Max-Planck-Institut. Es brauche nur insofern ein bisschen Planung, als dass vor allem solche Pflanzen wachsen sollten, von denen die Tiere auch profitieren - entweder, weil ihnen deren Samen oder Früchte als Nahrung dienen oder weil sie Insekten anlocken, die von den Vögeln gefressen werden. Auf exotische Pflanzen sollten Vogelfreunde daher verzichten: "Nur einheimische Pflanzen haben eine Begleitfauna von Insekten, die die Vögel fressen", erklärt der emeritierte Professor für Vogelkunde. Berthold nennt ein Beispiel: "Auf Kirschlorbeer etwa gehen unsere Insekten gar nicht."
Zum vogelfreundlichen Garten gehören Bäume, Stauden, Sträucher und Kräuter, damit die Vögel nicht nur unterschiedliche Nahrungsquellen, sondern auch genügend Rückzugsmöglichkeiten in allen "Etagen" finden. Sträucher, die Beeren tragen, wie Eberesche oder Sanddorn, bieten sich zum Beispiel an, um nur zwei Arten zu nennen. Auch zapfentragende Nadelgehölze mit ihren Samen und Obstbäume sind gute Futterquellen für Vögel. Zu empfehlen ist zudem eine vogelfreundliche Hecke aus geeigneten Pflanzen und artenreiche Blumenwiesen.
Die Amsel ist einer der am häufigsten in Deutschland anzutreffenden Vögel und gut an ihrem schönen Gesang zu erkennen. Die Männchen haben schwarzes Gefieder und einen gelben Schnabel.
Amselweibchen sind hingegen - wie oft in der Vogelwelt - weniger auffällig gefärbt. Ihr Gefieder ist überwiegend braun mit schwarzen Punkten.
Die kleinen flinken Meisen sind einfach zu erkennen, aber bei der Bestimmung muss man ganz genau hinsehen, denn es gibt verschiedene Arten. Die Kohlmeise ist die größte und häufigste Art in Deutschland. Sie hat einen schwarz-weißen Kopf, gelbe Seiten- und einen schwarzen Bauchstreifen.
Der Name sagt schon alles: Leuchtend blau sind der obere Teil des Kopfes sowie Flügel- und Schwanzfedern der Blaumeise. Ansonsten ist ihr Gefieder weiß und gelb. Blaumeisen sind ständig in Bewegung und flattern meist auf Bäumen von Ast zu Ast.
Der Haussperling ist besser unter dem Namen Spatz bekannt und ausgesprochen anpassungsfähig. Selbst in Städten findet er überall Unterschlupf. Während bei den Männchen Scheitel, Wangen und Brust grau sind, ist das Weibchen durchgehend grau-braun. Der Gesang des Sperlings ist eher eintönig und besteht immer aus demselben Ruf.
Der Haussperling ist seit Jahren der häufigste Vogel in deutschen Gärten. Weltweit gehören 36 Arten zur Gruppe der Sperlinge, unter ihnen auch der Feldsperling. Der nahe Verwandte des Spatzes ist kleiner und hat eine rot-braun gefärbte Kappe.
Der Eichelhäher besticht nicht nur durch seine Größe von bis zu 35 Zentimetern, sondern auch durch sein schönes Federkleid, das an den Flügeln blau schillert. Wie der Name verrät, sind seine Leibspeise Eicheln. Stimmlich ist er ein meisterhafter Imitator und vor allem an seinem Alarmruf zu erkennen.
Rein äußerlich ist der Zaunkönig mit seinem braunen Gefieder und seiner kleinen Statur eher unauffällig. Aber sein Gesang hat es in sich - laut und kräftig trällert er in hohen Tönen.
Leuchtend rot ist die Brust des Gimpels oder Dompfaffs. Im Gegensatz zum Rotkehlchen hat dieser Vogel einen schwarzen Kopf und Schwanz sowie einen grauen Rücken. Die Weibchen sind weniger farbenprächtig als die Männchen. Der Gesang des Gimpels ist leise und eher unauffällig.
Er ist der Star unter den Singvögeln. Das Weibchen wählt den Kandidaten mit der schönsten Stimme als Partner. Das glänzende Federkleid der Stare, weist von Herbst bis Frühsommer schöne Tupfen auf. Die Bestände des "Vogels des Jahres 2018" sind stark gesunken - auch wenn im Herbst große Schwärme am Himmel Kunstflüge zeigen.
Ebenfalls ein hervorragender Sänger ist die Singdrossel, die besonders abends auf einem Kamin oder Dach sitzend ihr Ständchen vorträgt. Auffällig ist die schön gesprenkelte Brust der Tiere. Männchen und Weibchen sehen fast identisch aus.
Tok, tok, tok: Wer dieses Geräusch hört, weiß, da ist ganz in der Nähe ein Specht zugange. Der schwarz-weiß-rote Buntspecht ist die Art, die in Deutschland am häufigsten anzutreffen ist. Abgestorbene Bäume und Äste ziehen die Tiere magisch an. Dort suchen sie Insekten und Larven.
Etwas seltener ist der Grünspecht anzutreffen. Anders als der Buntspecht ist der Grünspecht meist am Boden unterwegs. Dort findet er seine Lieblingsnahrung - Ameisen.
Die orange-rote Brust und die bräunliche Oberseite machen es leicht, das Rotkehlchen zu erkennen. Der Sänger lebt in Gebieten mit viel Baumbestand und Gebüsch und sucht seine Nahrung hüpfend am Boden.
So klein wie ein Spatz - aber viel attraktiver gefärbt: der Buchfink. Allerdings zeigen sich nur die Männchen mit roter Brust und graublauem Kopf. Die Weibchen tragen fast komplett beige bis zartgrüne Federn. Buchfinken leben in Wäldern oder in Gärten und Parks mit großen Bäumen.
Nicht ganz so farbig, aber mit den gelben Flügel- und Schwanzfedern schön anzusehen, ist der Grünfink. Als Pflanzenfresser mag er Samen, Beeren und Knospen. Seine Stimme klingt ein wenig wie die eines Kanarienvogels.
Zur Familie der Finken gehört auch der farbenprächtige Stieglitz. Er ernährt sich ausschließlich von Samen und wird aufgrund seiner Vorliebe für Disteln auch Distelfink genannt. Männchen und Weibchen unterscheiden sich äußerlich nur wenig - das Männchen hat eine größere dunkle Gesichtsmaske, die bis hinter das Auge reichen kann.
Diese großen, schwarz-weißen Vögel sind heute häufig in Städten anzutreffen, wo sie in Parks und Gärten leben. Typisch für Elstern sind ihre hüpfenden Bewegungen, wenn sie am Boden auf Nahrungssuche sind. Ihre Stimme klingt ein wenig wie das Meckern einer Ziege.
Auch Schwalben zählen zu den verbreiteten Vögeln in Deutschland, allerdings nehmen die Bestände ab. Die verschiedenen Arten unterscheiden sich in der Größe und Details am Gefieder. Bei der Rauchschwalbe fällt die rot-braune Färbung von Kehle und Stirn auf. Sie brütet in Nestern aus kleinen Lehmklumpen, die sie gern an Scheunen und Schuppen baut.
Bei der kleineren Mehlschwalbe ist der relativ kurze Schwanz deutlich gegabelt - ein typischer Schwalbenschwanz. Das Gefieder glänzt auf Kopf und Rücken blau-schwarz, Kehle und Brust sind weiß.
Deutlich größer als Schwalben, aber ebenso gute Flieger sind Mauersegler. Ihre Spannweite erreicht mehr als 40 Zentimeter, die Flügel sind sichelförmig gebogen. Als gefährdete Art stehen Mauersegler auf der Vorwarnliste der "Roten Liste". Ihr flaches Nest bauen sie gerne in großen Höhen.
Keine künstliche Ordnung in den Garten bringen
Vor allem ist es wichtig, im Garten die Natur regieren zu lassen. Das bedeutet nicht, Sträucher oder Bäume gar nicht zu beschneiden. "Das sollte aber möglichst erst im Februar geschehen", betont Berthold, "damit die Samen reifen können und entweder den Vögeln als Nahrung dienen oder die Pflanzen sich so vermehren können".
Weder Astabschnitte noch Laub sollten abtransportiert werden. Unter die Sträucher geschoben, bieten Totholz, morsche Stämme und Laub den idealen Lebensraum für Insekten, die wiederum den Vögeln als Nahrung dienen. Extra aufgerichtete Reisighaufen können für eine ganze Reihe von Vögeln ein sicherer Rückzugsort sein - etwa für Rotkehlchen und Amseln. Lässt man solche Haufen noch von stacheligen Sträuchern wie Brombeeren überranken, sind die Tiere umso besser vor Fressfeinden geschützt. Auch ein Komposthaufen macht sich gut im vogelfreundlichen Garten, denn er ist ein Paradies für alle möglichen Insekten und somit wieder eine reiche Nahrungsquelle für Vögel.
Im Sommer füttern: Kein Problem?
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Informationen bei wildvogelhilfe.org.
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Viele Futterquellen in der freien Natur gibt es nicht mehr. Unter anderem, weil die industrielle Landwirtschaft seit einigen Jahrzehnten mit dem Einsatz von Pestiziden immer radikaler Unkraut und Insekten aus ihren Monokulturen verbannt - wichtige Nahrungsquellen für Vögel. Ornithologe Berthold rät deshalb, Vögel das ganze Jahr über zu füttern - selbst im Sommer. Der Vogelkundler hält es für überholt, den Tieren nur im Winter Futter zu geben. Berthold hat mit einem Buch dazu viel Aufmerksamkeit erregt. Durch ihn halten auch viele Experten die alte Regel für überholt, man solle Vögel nur bei Frost oder einer geschlossenen Schneedecke füttern.
NABU-Tipps zur Sommer-Fütterung
So weit, das Füttern im Sommer zu empfehlen, will der NABU noch nicht gehen. "Wir sagen aber mittlerweile auch, dass es grundsätzlich nicht schädlich ist", erklärt Vogelschutzexperte Lars Lachmann. Zwei Dinge seien aber unbedingt zu beachten, wenn man im Sommer füttere. Wer sich dafür entscheidet, sollte es auch verlässlich tun, damit die angefütterten Vögel im Winter nicht verhungern.
Zudem sollten Gartenbesitzer an den Futterstellen besonders auf Hygiene achten. Im Sommer könnten sich Keime schneller verbreiten. "Sobald man einen toten Vogel an der Futterstelle sieht, sollte man mindestens zwei bis drei Wochen mit dem Füttern aufhören", rät Lachmann. "Idealerweise wartet man aber bis zum Herbst, bevor man wieder anfängt."
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Futtersilos aus Draht oder Kunststoff verringern die Gefahr, dass sich Vögel gegenseitig mit Keimen anstecken, etwa über ihren Kot.
Tipp vom NABU-Experten: Um die Wahrscheinlichkeit von Infektionen zu verringern, sollten Vogelfreunde auf traditionelle Vogelhäuschen verzichten und stattdessen Futtersilos aufhängen, damit das Futter nicht in Kontakt mit dem Kot der Tiere kommt. Nicht nur an Futter mangelt es vielen Vögeln. Auch Wasserstellen sind in manchen Gegenden rar. Ein kleiner Teich im Garten oder flache Schüsseln können Abhilfe schaffen. Doch auch bei Vogeltränken gilt: regelmäßig reinigen, damit sich die Vögel möglichst wenige Keime einfangen.
Grundsätzlich weist der Vogelschutzexperte des NABU noch darauf hin, dass das ganzjährige Füttern kein relevanter Artenschutz sei - dazu bräuchte es etwa ein Umdenken in der Agrarpolitik und die Einrichtung größerer Schutzgebiete.
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Die Frühaufsteher |
20.02.2019 | 05:00 Uhr