Imland Klinik: Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eingeleitet

Stand: 09.12.2022 19:27 Uhr

Die Imland Klinik mit Standorten in Eckernförde und Rendsburg hat ein Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung eingeleitet. Die Patientenversorgung bleibe gesichert, hieß es. Mit einem Verfahren nach Insolvenzrecht ist die Klinik unter anderem nicht mehr an den Bürgerentscheid gebunden.

Die Geschäftsführer der Klinik, Markus Funk und Michael Kiens, haben gemeinsam mit Landrat Rolf-Oliver Schwemer (parteilos) am Freitagmittag auf einer Pressekonferenz darüber informiert, dass die Imland Klinik ein Verfahren nach Insolvenzrecht startet.

Pressekonferenz mit Markus Funk (Geschäftsführer Imland Klinik Rendsburg) © Andrea Schmidt Foto: Andrea Schmidt
Bei der Pressekonferenz haben sich Markus Funk (Geschäftsführer Imland Klinik Rendsburg) und Landrat Rolf-Oliver Schwemer geäußert.

Demnach sei die Klinik nach derzeitigem Stand bis zum Jahresende zahlungsunfähig. Mit dem ersten Schritt nach Insolvenzrecht wurde beim Amtsgericht Neumünster ein Antrag auf das sogenannte "Schutzschirmverfahren in Eigenverwaltung" gestellt. Die Geschäftsführung werde damit von einem Sachwalter überprüft. Mit dieser Vorstufe im Insolvenzrecht kann die Klinik nun in Eigenregie versuchen, sich aus den Schulden zu bringen. Das dabei erarbeitete Sanierungskonzept erarbeitet soll Mitte Mai stehen.

Corona-Krise, Inflation, Baumaßnahmen - vielfältige Gründe

Als Gründe nennen die Betreiber der Imland Klinik zum einen die Einnahmeeinbußen aufgrund der Corona-Krise, zum anderen die gesamtwirtschaftliche Lage, die zu erheblichen Kostensteigerungen in praktisch allen Klinikbereichen geführt habe. "Hauptursachen sind die enorm gestiegenen Energiekosten, die durch den Ukraine-Krieg ausgelöste hohe Inflation und jetzt unaufschiebbare Investitionen, unter anderem in die Bausubstanz und -technik der beiden Häuser", heißt es weiter.

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Zudem hätte das Ergebnis des Bürgerbescheids zu einer "sehr schwierigen rechtlichen Sachlage" geführt. Der Landeskrankenhausplan des Landes Schleswig-Holsteins hätte geändert werden müssen, dafür hätte "der Kreis erhebliche Finanzmittel bereitstellen müssen", um die Imland-Kliniken bis zur Änderung des Landeskrankenhausplans zu unterstützen, so die Betreiber.

Lage für alle Krankenhäuser im Land angespannt

Patrick Reimund, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Schleswig-Holstein, zeigte sich von den aktuellen Entwicklungen nicht überrascht. Dass sich die wirtschaftliche Lage der Imland-Kliniken zuspitzt, habe sich abgezeichnet. "Ein Schutzschirmverfahren ist eine der wenigen Optionen, die dem Krankenhaus jetzt noch geblieben sind. Von daher sind wir nicht überrascht. Wir sind auch deshalb nicht überrascht, weil die Lage für alle Krankenhäuser im Land im Moment sehr angespannt ist", so Reimund. Er glaubt, dass es wahrscheinlich irgendwann notwendig sein wird, insgesamt im Land weniger Klinik-Standorte zu haben. Nur so könne wirtschaftlich gearbeitet werden.

Was bedeutet das Verfahren für Patienten und Mitarbeitende?

Für Patienten in den Standorten Rendsburg und Eckernförde soll sich nach Angaben von Geschäftsführer Funk nichts ändern: Die Imland Kliniken werden weiterhin die Versorgung sichern. Das gehe natürlich nur, wenn auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter Geld bekommen. Der Dezemberlohn werde ganz normal bezahlt, für die drei Monate danach stehe das Insolvenzgeld zur Verfügung, so Funk. Ab April soll dann wieder Imland zahlen. Dieses ganze Schutzschirmverfahren in Eigenverwaltung wird laut Rechtsanwalt Rainer Eckert vermutlich sechs bis sieben Monate dauern.

Schwemer zeigt sich enttäuscht

Landrat Rolf-Oliver Schwemer sprach am Freitag von einem bitteren Moment für den Kreis Rendsburg-Eckernförde. Und dem schmerzhaften Eingeständnis, dass alle Bemühungen zur Restrukturierung gescheitert seien. Der Kreis als Eigentümer der Klinik sei nicht wirklich wettbewerbsfähig - das sei ihm nun klar. Ob nun ein neuer Partner mit ins Boot geholt wird, ist unklar.

Auch Schleswig Holsteins Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken (CDU) äußerte sich zur Insolvenz-Nachricht der Imland-Klinik: "Das Ministerium setzt den Austausch mit der Klinik fort." Von der Decken ergänzte, dass der Kreis als Träger der Klinik nun gemeinsam mit der Klinikleitung dafür verantwortlich sei, im Schutzschirmverfahren für eine tragfähige Lösung zu sorgen.

Klinik durch Verfahren nicht mehr an Bürgerentscheid gebunden

Mit einem Verfahren nach Insolvenzrecht ist die Klinik unter anderem nicht mehr an den Bürgerentscheid gebunden. Die Menschen im Kreis Rendsburg-Eckernförde hatten vor einem Monat dafür votiert, dass die Imland Klinik in Eckernförde nicht umstrukturiert wird und die dortige Geburtenstation erhalten bleibt.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 09.12.2022 | 17:00 Uhr

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