In Kiel sind die Spitzenkandidaten Daniel Günther, CDU, Thomas Losse-Müller, SPD, und Monika Heinold, Grüne, auf Wahlplakaten für die Landtagswahl 2022 in Schleswig-Holstein abgebildet. © NDR Foto: Anna Grusnick

Landtagswahl in SH: Junge Menschen im Blick der Spitzenkandidaten

Stand: 03.05.2022 20:42 Uhr

In wenigen Tagen wählt Schleswig-Holstein den Landtag neu. Mehr als 2,3 Millionen Wahlberechtigte dürfen am Sonntag ihre Stimme abgeben. Was versprechen die Spitzenkandidaten von CDU, SPD und Grünen? Wo liegen die Unterschiede, wo die Gemeinsamkeiten? Wir haben im NDR Schleswig-Holstein Online-Talk mit den Ministerpräsidenten-Kandidatinnen und -Kandidaten über wichtige landespolitische Themen gesprochen, die vor allem jungen Wählerinnen und Wählern wichtig sind.

Seit Wochen gehen die Parteien landesweit auf Stimmenfang - nun geht der Wahlkampf für sie in die entscheidende Phase. Der öffentliche Nahverkehr, die Belastungen durch immer stärker ansteigende Preise und bezahlbarer Wohnraum für junge Menschen - Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sowie die Herausforderer Thomas Losse-Müller (SPD) und Monika Heinold (Grüne) haben unterschiedliche Konzepte, wie sie die Probleme des Landes lösen wollen.

Mobilität - das Hauptthema

Für 27 Prozent der Schleswig-Holsteiner ist Verkehr und Mobilität laut einer NDR Umfrage vom 31. März das wichtigste Thema im Wahlkampf. Der Weg von Kiel nach Hamburg kann für einen Pendler nervenaufreibend werden, wenn eine Zugverbindung ausfällt. Dann ist er auf Alternativen angewiesen - meistens fällt die Wahl auf das Auto. Aber was ist, wenn der Reisende keinen Führerschein, keinen eigenen Pkw oder sich bewusst gegen ein eigenes Auto entschieden hat?

Vor allem junge Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner sind oft vom öffentlichen Nahverkehr abhängig - dieser ist jedoch nicht flächendeckend und auch nicht zu allen Zeiten nutzbar. "In Lindau gibt’s keine öffentlichen Verkehrsmittel, ich bin aufs Auto angewiesen", sagt die 32-Jährige Monia aus Lindau. Hilke Lange meint auf der Facebook-Seite von NDR Schleswig-Holstein: "Ich wäre in meinem Fall mit den Öffis fast drei Stunden unterwegs anstatt 80 Minuten mit dem Auto."

SPD-Spitzenkandidat Thomas Losse-Müller, der selber auf dem Dorf wohnt, wie er betont, will "Bus und Bahn ausbauen - aus Fragen von Klimaneutralität und Mobilitätswende." Neben den Ausbau des ÖPNV müsse auch die Ladeinfrastruktur für E-Autos ausgebaut werden, sagt er weiter: "Damit das, was man mit dem eigenen Auto macht, klimaneutral ist."

Preissteigerungen - was will die Politik dagegen tun?

Angesichts steigender Preise für Gas, Öl, Benzin und für Lebensmittel stehen viele Haushalte vor wirtschaftlichen Problemen. Die Inflationsrate in Deutschland wird laut Ökonomen im April 2022 voraussichtlich plus 7,4 Prozent betragen. In einer NDR Umfrage vom 31. März gaben 69 Prozent der befragten Schleswig-Holsteiner an, dass sie von den steigenden Preisen belastet sind. Dazu kommt die Problematik, dass auch Wohnraum im nördlichsten Bundesland immer teurer wird. "Wann kommt endlich die Mietpreisbremse?", fragt David Mörke auf den Social Media Kanälen von NDR Schleswig-Holstein und fügt an: "Mittlerweile sind die Mieten für Normalverbraucher teilweise unbezahlbar. Wir suchen seit drei Jahren und wohnen zu viert in einer 2,5 Zimmer Wohnung."

Die Parteien debattieren seit Jahren, wie steigende Mieten eingedämmt werden können - in der Diskussion ist auch immer wieder die von der Jamaika-Koalition 2019 abgeschaffte Mitpreisbremse. "Menschen haben nichts davon, wenn wir mit Instrumenten arbeiten, die nichts bringen. Die Mietpreisbremse haben wir ja in dieser Legislaturperiode abgeschafft und das Ergebnis ist, dass die Mieten weniger gestiegen sind als davor", sagt Ministerpräsident und CDU-Spitzenkandidat Daniel Günther. "Jetzt müssen wir uns darauf konzentrieren, wie wir es hinbekommen können, dass Wohnraum günstiger wird. Das wird nur funktionieren, wenn wir mehr Angebote schaffen."

Junge Wählerinnen und Wähler im Wahlkampf teilweise nicht erreicht?

Bei der Landtagswahl am Sonntag dürfen schätzungsweise 127.000 junge Menschen ab 16 Jahren zum ersten Mal ihre Stimme abgeben und mitbestimmen, welche Parteien in den Landtag einziehen. Doch werden die Erst- und Jungwähler von den Politikern überhaupt erreicht? Der 18-jährige Denzel sagte NDR Schleswig-Holstein, dass die Politik schon die Jugend ignoriere und an den Schulen werde zu wenig gemacht.

Cheryen hat sich noch keine Gedanken gemacht. Der 20-Jährige weiß eigentlich auch nicht, wer überhaupt zur Wahl steht. Julia Yamila meint, dass junge Wähler nur in einigen Bereichen von der Politik erreicht würden. Das sei ihr aber zu wenig. "Wir sind da aber gefordert, um uns jetzt bemerkbar zu machen. Ich wünsche mir von den Politikern, dass wir ihnen auf Veranstaltungen unsere Themen mitteilen können", sagte die 23 Jahre alte Politikstudentin aus Kiel.

"Da denke ich, dass wir als Politik besser werden müssen, bei politischer Bildung, möglicherweise auch mehr in Schulen sein müssen. Das liegt auch an den Schulen, manche machen Podiumsdiskussionen, laden die Parteien auch für die Diskussion ein. Es ist ja ganz wichtig, dass die jungen Menschen, um deren Zukunft es geht, das auch mitbekommen“, sagte Grünen-Spitzenkandidatin Monika Heinold. "Ich denke, da geht noch mehr, um die jungen Menschen zu erreichen."

 

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Schleswig-Holstein Magazin | 03.05.2022 | 19:30 Uhr

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