Kommentar: "Luxusprobleme eines Ministerpräsidenten"
Drei sind einer zu viel - das jedenfalls gilt für die künftige Landesregierung. Jamaika, die Koalition aus CDU, FDP und Grünen hat gut funktioniert. Zukunft hat sie nicht. Als umworbener Sieger kann Daniel Günther unter gleich drei kleineren Partnern wählen. Wer soll denn nun sein Herzblatt sein? Die Grünen, stark wie nie? Zwar mit großem Abstand, aber doch mit einem überragenden Ergebnis und guten Zugewinnen. Sie würden in der neuen Regierung noch selbstbewusster als bisher auftreten. Oder die FDP, auf ein mageres einstelliges Ergebnis geschrumpft? Das wäre der Klassiker, schwarz-gelb ist in der CDU gut vermittelbar. Auch der SSW wäre möglich - diese Kombi ist wohl unrealistisch.
Günther mit Zukunft auf Bundesebene?
Nun ist der wiedergewählte Star der Christdemokraten noch ein junger Politiker. Mit Ende 40 plant Daniel Günther sicher nicht nur seine nächsten fünf Jahre als Regierungschef eines kleinen Bundeslandes. Langfristig dürfte er auch als ernstzunehmender Mitspieler in der Bundespolitik auftreten wollen. Er hat das lange abgelehnt, aber mit diesem Wahlergebnis werden die Angebote konkreter werden. In drei Jahren wird im Bund gewählt, die CDU will zurück an die Macht und sucht Zukunftspersonal. Und so dürfte die Frage, mit wem Günther sich zusammentut, als Signal gelesen werden. Schwarz-grün wäre eine Option, mit der nicht jedes CDU-Mitglied gut leben könnte. Aber sie wäre noch ungewöhnlich genug, um Profil zu zeigen, sich vom Bekannten abzugrenzen.
Was diese Gründe mit Schleswig-Holstein zu tun haben? Nichts. Aber das Ergebnis ist für uns entscheidend. Denn die Agenda der nächsten Landesregierung wird eindeutiger werden: Je nachdem, ob die FDP oder die Grünen mitreden.
SPD mit falschem Kandidat und folgerichtigen Desaster
Für die größten Wahlverlierer sind solche Überlegungen Luxusprobleme. Die SPD erlebt ein Desaster. Kurzes Wundenlecken und dann Weitermachen geht nicht. Die nächsten Tage werden hart für das Spitzenpersonal. Thomas Losse-Müller war der grundfalsche Kandidat. Mit einem fast Unbekannten den weithin beliebten Ministerpräsidenten herauszufordern, auf diese Idee musste man erstmal kommen. Für ihren Riesenfehler wird Parteichefin Serpil Midyatli sich hart verteidigen müssen, ihre politische Zukunft sieht nicht rosig aus. In Schleswig-Holstein nicht und anderswo schon gar nicht.
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