Wattenmeer: Zahl der Seehunde erheblich gesunken
Die aktuelle Seehundzählung in der Nordsee hat einen erheblichen Rückgang der Population ergeben. Die Ursache ist noch nicht genau geklärt, Experten sind jedoch nicht alarmiert.
Die Anzahl der Seehunde im Wattenmeer ist im Vergleich zum Vorjahr um durchschnittlich zwölf Prozent gesunken. Die Expertinnen und Experten zählten zur Zeit des Fellwechsels im August insgesamt 23.652 der Meeresräuber. Das ist die niedrigste Zahl seit 2011, teilte das Wattenmeersekretariat am Dienstag mit.
Große Unterschiede in den einzelnen Gebieten
Unterteilt in die einzelnen Gebiete ergeben sich große Differenzen im Rückgang. So gab es laut Zählung in Schleswig-Holstein im Gegensatz zu 2021 lediglich einen Schwund von fünf Prozent. In Niedersachsen und Hamburg sank die Seehundpopulation hingegen um 42 Prozent. Einzig in Dänemark wurde ein Anstieg verzeichnet. In der Mitteilung des Sekretariats hieß es dahingehend, geänderte Erhebungsmethoden in einem Teil des Gebietes könnten dazu geführt haben, dass weniger Tiere gezählt wurden. Den gesamten Rückgang der Zahlen könne diese Änderung jedoch nur teilweise erklären.
Experten nicht alarmiert
"Bei rund zehn Prozent könnten es natürliche Schwankungen sein", sagte eine Sprecherin des Sekretariats. Möglicherweise habe der heiße Sommer dazu geführt, dass weniger Tiere auf den Sandbänken lagen. "Wir sind nicht alarmiert", betonte sie. Man würde allerdings sehr genau beobachten, wie sich die Population verändere.
Zahl der Jungtiere um ein Viertel gesunken
Noch stärker rückläufig ist die Zahl der Jungtiere, die bereits im Juni ermittelt wurde. Hier wurde ein Rückgang von durchschnittlich 22 Prozent festgestellt. In Schleswig-Holstein brach die Population um 25 Prozent ein. In Niedersachsen und Hamburg sank die Zahl der Jungtiere um 17 Prozent. Auf Helgoland wurde lediglich ein Jungtier gesichtet.
Kapazität des Wattenmeeres möglicherweise ausgeschöpft
Gründe für den Rückgang könnten laut Expertinnen und Experten eine Annäherung an die natürliche Kapazitätsgrenze des Wattenmeeres sein. Doch auch zunehmender Schiffsverkehr könnte eine Rolle spielen. Seehunde gelten als ein wichtiger Bioindikator für den Lebensraum Wattenmeer. Anzahl und Gesundheitszustand lassen auch Rückschlüsse auf die Wasserqualität und den Fischbestand zu.