Überraschung im Dänischenhagen-Prozess: Angeklagter gesteht Mörder zu sein
Am fünften Verhandlungstag im Prozess um die drei Morde in Dänischenhagen und Kiel ist ein Geständnis des Angeklagten vorgelesen worden - es handelt sich um einen Brief an eine frühere Freundin des angeklagten Zahnarztes.
In dem Schreiben gesteht der Angeklagte aus Westensee (Kreis Rendsburg-Eckernförde), ein Dreifachmörder zu sein. "Mit dieser Schuld leben zu müssen, ein Mörder zu sein, ist die schlimmste Strafe". Mit diesen Worten hat der 48-Jährige die Taten in einem Brief an eine frühere Freundin gestanden. Der Vorsitzende des Kieler Schwurgerichts, vor dem sich der Angeklagte wegen heimtückischer Morde aus niedrigen Beweggründen verantworten muss, verlas den Brief am Dienstag während der Hauptverhandlung. In dem Schreiben hieß es, "mein Lebenswunsch war es ganz sicher nicht, meine eigene Frau zurück zu schlagen und drei Menschen zu erschießen."
Angeklagter schreibt, er habe nichts mehr zu verlieren
Zuvor hatte der Angeklagte auch auf Anraten seiner Verteidiger geschwiegen. Die Freundin hatte dem Angeklagten nach Worten des Vorsitzenden einen Blumenstrauß in die Zelle geschickt. Wie der Vorsitzende Jörg Brommann am fünften Verhandlungstag weiter verlas, schrieb der Angeklagte, es sei für ihn "sehr schlimm", im Gerichtssaal zu erfahren, "welchen Schmerz ich den Hinterbliebenen bereitet habe". Seine Anwälte hätten ihm dringend abgeraten, sich im Prozess zu äußern. Er habe aber "nichts mehr zu verlieren. Das letzte, was mir bleibt, ist die Ehre vor mir selbst."
Zeugin berichtet über Todesangst der Ehefrau
Zuvor hatte am fünften Verhandlungstag eine Haushaltshilfe der erschossenen Ehefrau berichtet, dass die 43-Jährige Todesangst vor ihrem Mann gehabt habe. "Sie sagte, sie hat Angst vor ihm. Sie sagte, er tötet sie", erinnerte sich die 53-Jährige vor dem Kieler Landgericht unter Tränen. Einmal habe der Angeklagte eine Badezimmertür eingetreten, habe die 43-Jährige berichtet. Noch eineinhalb Wochen vor ihrer Ermordung habe die Frau gesagt, zu ihrem Schutz sei draußen eine Überwachungskamera installiert. Die Ehefrau habe ihr auch gesagt, dass sie nur dann keine Angst habe, wenn die Kinder, Familie oder Freundinnen bei ihr im Haus seien, schilderte die Zeugin.
Schwächeanfall nach Zeugenaussage
Die vierfache Mutter schlief demnach vor lauter Angst mit zwei der Kinder in einem Bett. Sie liege die ganze Nacht wach, schrecke von Geräuschen auf, habe die Frau gesagt. Die Zeugin, die eine Übersetzerin an ihrer Seite hatte, wirkte während ihrer Vernehmung hochkonzentriert. Im Anschluss erlitt die sichtlich mitgenommene Frau außerhalb des Saales einen Schwächeanfall. Den Ehemann beschrieb die Zeugin zuvor als Mann "mit zwei Gesichtern", "einerseits zuvorkommend, gastfreundlich, lieb und höflich". Dann wieder sei er "wie ausgewechselt, total sauer" gewesen. "Dann war es am besten, ihm aus dem Weg zu gehen."
Ehefrau wollte Scheidung
Die Ehefrau hatte sich nach Gewalttätigkeit ihres Mannes im November 2020 von ihm getrennt, eine Gewaltschutzanordnung erwirkt und strebte die Scheidung an. Sie hatte auch einen neuen Mann kennengelernt. Als sie diesen am 19. Mai in Dänischenhagen besuchte, soll der Angeklagte die Frau und ihren Bekannten erschossen haben. Kurz darauf soll er einen weiteren Mann in Kiel erschossen haben.
Der Mann aus Westensee (Kreis Rendsburg-Eckernförde) muss sich seit dem 23. Februar vor Gericht verantworten. Das Urteil wird Ende März erwartet.
