Bildungstrend: Schleswig-Holsteins Schüler können am besten zuhören

Stand: 17.10.2022 12:44 Uhr

Der IQB-Bildungstrend zeigt ein gemischtes Bild für Schleswig-Holstein: Im Lesen und Zuhören schneiden Grundschülerinnen und Grundschüler besser ab als im Bundesdurchschnitt. In Mathematik und Rechtschreibung sind die Defizite größer.

Grundschülerinnen und Grundschüler in Schleswig-Holstein können besser zuhören als Gleichaltrige in anderen Bundesländern. Das ist eines der Ergebnisse des IQB-Bildungstrends 2021, der am Montag in Berlin vorgestellt wurde. Die Studie wird seit 2011 regelmäßig durchgeführt und untersucht, wie Viertklässlerinnen und Viertklässler die von der Kultusministerkonferenz (KMK) definierten Kompetenzziele erreichen. Demnach liegt Schleswig-Holstein im Kompetenzbereich Zuhören bundesweit auf Platz eins - 67,8 Prozent der Schülerinnen und Schüler erreichen den Regelstandard.

In Rechtschreibung und Mathematik Nachholbedarf

Auch im Bereich Lesen liegt Schleswig-Holstein weit vorn und teilt sich mit Hamburg Platz drei. 61 Prozent der Viertklässlerinnen und Viertklässler erfüllen die Anforderungen für den Regelstandard. "Schleswig-Holstein hat weniger Risikoschülerinnen und -schüler im Bereich Lesen und Zuhören. Mehr Kinder erreichen bei uns im Zuhören mindestens den Regelstandard", sagte Bildungsministerin Karin Prien (CDU) am Montag nach der Vorstellung der Ergebnisse.

Bei Rechtschreibung und Mathematik liegen die Ergebnisse aus Schleswig-Holstein im durchschnittlichen Bereich, das nördlichste Bundesland landet hier im Ländervergleich auf den Plätzen zehn und neun. Im Bereich Rechtschreibung erreicht nicht einmal die Hälfte der Schülerinnen und Schüler (41 Prozent) den Regelstandard, in Mathematik sind es 55,6 Prozent.

Immer mehr Schülerinnen und Schüler bleiben zurück

Besonders besorgniserregend ist jedoch, dass laut dem Bildungsbericht generell immer weniger Kinder die Kompetenzanforderungen erfüllen können. In allen vier Kompetenzbereichen steigt der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die nicht einmal die Mindestandards erreichen - auch in Schleswig-Holstein.

Im Bereich Rechtschreibung erfüllen fast 30 Prozent diese Anforderungen nicht, die Regelstandards erreichen 13,8 Prozent weniger Kinder als noch 2016. In Mathematik verfehlt mehr als ein Fünftel (21,9 Prozent) der Viertklässlerinnen und Viertklässler die Mindestanforderungen. Der Anteil derjenigen, die die Regelstandards erreichen, sank um 7,6 Prozent.

Beim Lesen erfüllen 15 Prozent nicht die Mindestanforderungen, der Anteil derjenigen, die die Regelstandards erreichen, sank um 8,6 Prozent. Beim Zuhören erfüllen 5,8 Prozent weniger Kinder die Regelstandards als noch 2016, 11,7 Prozent verfehlen die Mindestanforderungen.

Forschende: Corona zum Teil verantwortlich für Negativtrend

Die Forschenden begründen diese Entwicklung zum Teil mit den Auswirkungen der pandemiebedingten Einschränkungen an Schulen. "Auch wenn nicht mit Sicherheit bestimmt werden kann, worauf die ausgesprochen ungünstigen Entwicklungen zurückzuführen sind, spricht einiges dafür, dass die pandemiebedingten Einschränkungen des Schulbetriebs eine Rolle gespielt haben", heißt es in dem Bericht.

Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Prien nannte die Ergebnisse des Bildungstrends ebenfalls besorgniserregend, sagte jedoch, dass man nicht nur die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen dafür verantwortlich machen dürfe. "Die haben sicherlich eine Rolle gespielt, aber wir müssen darüber hinaus unseren Blick auf eine sich deutlich verändernde Schülerschaft richten", sagte die Ministerin. Es gebe immer mehr Kinder mit einem Zuwanderungshintergrund, die hohe Inklusionsquote sei eine Herausforderung für die Lehrkräfte.

Soziale Unterschiede werden immer größer

Tatsächlich zeigte der IQB-Bildungstrend, dass Kinder mit einem Zuwanderungshintergrund bundesweit in allen Kompetenzen deutlich schlechter abschnitten als ihre Mitschülerinnen und Mitschüler. Auch Kinder aus niedrigeren sozioökonomischen Schichten erzielten im Schnitt schlechtere Kompetenzwerte. "Besonders ungünstig fallen die Ergebnisse für Kinder mit Zuwanderungshintergrund und aus sozial benachteiligten Familien aus", schreiben die Forschenden. "Sie erreichen im Jahr 2021 in allen untersuchten Kompetenzbereichen und in den meisten Ländern im Durchschnitt nicht nur ein niedrigeres Kompetenzniveau, sondern sind von den negativen Trends überwiegend auch deutlich stärker betroffen als ihre Mitschüler und Mitschülerinnen." Dadurch gehe die Leistungsschere zwischen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund sowie zwischen verschiedenen sozialen Schichten weiter auf. Dieser Trend zeigt sich auch in Schleswig-Holstein.

Prien: Bessere Förderung und qualifizierte Lehrkräfte

Deshalb sollen in Schleswig-Holstein jetzt bestehende Programme, um Kinder in herausfordernden Situationen zu unterstützen, ausgebaut werden, erklärte Prien. Dafür sollen mehr Lehrkräfte und mehr Geld zur Verfügung gestellt werden. Auch für den Kita-Bereich sollen Programme, insbesondere zur Sprachförderung, ausgebaut werden. "Darüber hinaus müssen wir noch stärker datengestützt arbeiten, das heißt mehr Lernstandserhebungen, aber auch mehr mit den Ergebnissen arbeiten." Außerdem müsse die Professionalisierung von Lehrkräften verbessert werden. "Wir müssen uns genau anschauen, wie wir eine so heterogene Schülerschaft, die wir nun mal jetzt haben und der wir gerecht werden wollen, besser erreichen können."

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Schleswig-Holstein Magazin | 17.10.2022 | 12:00 Uhr

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