Lübeck: Gelbe Karte für falsch geparkte E-Roller
Der Blinden- und Sehbehindertenverein Schleswig-Holstein hat in Lübeck gelbe Karten an achtlos abgestellte Elektro-Scooter gehängt. So wirbt der Verein für mehr Rücksicht.
Von Julian Marxen
E-Roller stehen oder liegen manchmal mitten auf dem Gehweg. Nervig für alle Fußgänger. Umständlich für Senioren mit Rollator oder Familien mit Kinderwagen. Gefährlich für Menschen, die nicht gut sehen können. Denn für sie kann der kleine Stadtflitzer schnell zur Stolperfalle werden. So auch für Lilly Kastner. Sie ist zu 100 Prozent blind, kann sich nur mit ihrem weißen Langstock durch die wuselige Lübecker Altstadt tasten. Er warnt die junge Frau vor Hindernissen. Aber nicht vor allen.
Problem Lenker - Langstock tastet nur den Boden ab
Vor Lilly Kastner auf dem Gehweg steht ein geparkter E-Roller. Leicht schräg. Der Langstock trifft den Scooter nicht, weil die 17-Jährige eigentlich genügend Abstand hat. Doch dann bleibt sie am Lenker hängen. Es scheppert. Der Roller kippt um. Lilly Kastner ist nichts passiert. Aber ein Schritt weiter rechts und sie hätte stürzen können. "Das Hauptproblem", erklärt sie, "ist die Höhe des Lenkers". Denn der Langstock tastet nur den Boden ab.
Fahrer auf Problem aufmerksam machen
"Es ist schon öfter vorgekommen, dass Leute über diese Dinger gestolpert sind. Und die können sich dann schwere Verletzungen zuziehen", betont Karl Küppers vom Blinden- und Sehbehindertenverein Schleswig-Holstein. Küppers und andere Vereinsmitglieder haben in Lübeck gelbe Karten an achtlos abgestellte Roller gehängt. Darauf steht: "Gelbe Karte für Falschparker!" So wollen sie Scooter-Fahrer wachrütteln und sie dazu bringen, den geliehenen Roller richtig abzustellen. Auch in Kiel gab es diese Aktion schon.
Appell: Roller immer an die Seite stellen
Es ist ein Appell, mehr Rücksicht aufeinander zu nehmen. "Am besten stellt man diese Geräte so ab, dass sie längs und nicht quer auf dem Gehweg geparkt werden", erklärt Kay Nitz vom Beirat für Menschen mit Behinderungen in Lübeck. "Wir stellen unsere Fahrräder ja auch nicht mitten in den Weg, sondern wir stellen sie an die Seite." Und dann, meint Nitz, sei die Gefahr meist schon gebannt, auch für Menschen, die nur schlecht oder gar nicht sehen könnten.
Mehr Kontrolle, aber keine Strafzettel
Ärger mit den Rollern gibt es schon länger. Die Hansestadt Lübeck hat die Zahl der Leih-Scooter darum schon auf 2.000 begrenzt. Auch wurden Parkverbotszonen eingerichtet. Außerdem hat Bürgermeister Jan Lindenau (SPD) angekündigt, die Kontrollen zu verstärken. Doch Knöllchen für unachtsames Abstellen gibt es laut Ordnungsamt bisher nicht. Denn im Nachhinein sei es schwierig, festzustellen, wer den Scooter wirklich in den Weg gestellt hat. Für die Mitarbeiter des Ordnungsamtes sind geparkte Roller jedenfalls ein - durchaus schweres - Ärgernis. Denn immer wieder müssen sie die nicht ganz leichten Roller an die Seite heben.