Kristina Herbst (CDU), Staatssekretärin im Ministerium für Inneres, ländliche Räume, Integration und Gleichstellung, lächelt in die Kamera vor dem Kieler Landtag. © dpa-Bildfunk Foto: Daniel Reinhardt

Kristina Herbst als neue Landtagspräsidentin in SH gewählt

Stand: 07.06.2022 11:44 Uhr

Die CDU-Politikerin Kristina Herbst wurde zur neuen Präsidentin des Schleswig-Holsteinischen Landtags gewählt. Nach zehn Jahren löst sie damit Klaus Schlie ab.

von Anna Grusnick

Das helle, große Eckbüro im ersten Stock des Landeshauses wird künftig der Arbeitsplatz von Kristina Herbst sein. Frischer Wind weht von der Kieler Förde durch die geöffneten Fenster in den Raum - und frischen Wind, den bringt auch die 44-Jährige in den Landtag.

Die neue Aufgabe, so sagt es Kristina Herbst, kam ziemlich überraschend auf sie zu. Die CDU, die als stärkste Fraktion im Landtag das Vorschlagsrecht für den Posten des Landtagspräsidenten hatte, war auf der Suche nach einer kompetenten Frau, da mit Tobias Koch als Fraktionschef und der zu erwartenden Wiederwahl von Daniel Günther zum Ministerpräsidenten bereits zwei Top-Jobs männlich besetzt sind. Die CDU-Fraktion nominierte daraufhin Herbst mit großer Mehrheit - traut ihr diese Aufgabe zu. Kristina Herbst, die als enge Vertraute Daniel Günthers gilt, startet mit viel Vorfreude und dem nötigen Respekt ins neue Amt. Es sei eine Aufgabe, die wirkliche Strahlkraft habe. "Ich freue mich, dass ich das Land nach außen hin repräsentieren darf."

Vom Innenministerium zur Landtagspräsidentin

Im Regierungsviertel in Kiel kennt man die Diplom-Kauffrau seit 16 Jahren - sie war in verschiedenen Ministerien beschäftigt und kümmerte sich als Projektleiterin um die Sanierung des UKSH. In den vergangenen fünf Jahren war die CDU-Politikerin Staatssekretärin im Ministerium für Inneres, ländliche Räume, Integration und Gleichstellung, nun führt sie die Geschäfte des Parlaments und vertritt den Landtag als oberste Repräsentantin nach außen. Mehr als 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind im Landeshaus tätig. "Ich möchte meine bisherigen Erfahrungen in beruflichen wie politischen Bereichen dafür nutzen, um die integrative und repräsentative Rolle der Präsidentin auszufüllen und engagiert die Landtagsverwaltung zu führen", sagt Herbst.

"Und das, was ich gelernt habe, ist definitiv Entscheidungen zu treffen"

Dabei helfen soll ihre langjährige Verwaltungserfahrung. "Das ist immer gut, wenn man auch Verwaltungschefin ist, wenn man auch Verwaltung selbst kennengelernt hat. Ich glaube, es ist immer gut, wenn man unterschiedliche Welten kennt, dann kann man am Ende immer besser abwägen, wohin bei Entscheidungen am Ende die Reise gehen soll."

In ihrer Zeit als Staatssekretärin war Herbst in der Öffentlichkeit zwar weniger präsent, im Ministerium, so berichten es Mitarbeiter, sei sie aber immer ansprechbar gewesen. Als fleißig, zuverlässig, ehrgeizig und fast immer gut gelaunt, wird sie beschrieben. Die Themenfelder der vergangenen Jahre waren vielfältig - von der neuen Windkraftplanung über Schwimmkurse für Kinder bis hin zum Bau neuer Gewerbe- und Wohngebiete. Die Arbeitstage als Staatssekretärin waren meist lang, aber - so sagt sie selbst - auch sehr abwechslungsreich. Herbst umgibt sich gerne mit anderen Menschen, schätzt den Austausch, das klare Gespräch und sie sagt: "Das, was ich gelernt habe, ist definitiv Entscheidungen zu treffen."

"Politik braucht Transparenz"

In den Fraktionen im Schleswig-Holsteinischen Landtag hat sich Kristina Herbst bereits vorgestellt. Sie möchte das Amt überparteilich ausführen. Sie freue sich, "dass ich auch alle Fraktionen zusammenbinden kann und im Prinzip so der Mediator, Moderator, die Sorgentante für jeden hier im Haus bin. Ich glaube, dass ist auch eine Rolle, die mir Spaß macht."

Im hellen Eckbüro im Kieler Landeshaus ist alles bereit für den Start der neuen Landtagspräsidentin. Ein neuer Computerbildschirm steht auf dem großen Schreibtisch, einige Bilder aus der Kunstsammlung des Landes hängen an den Wänden. Jetzt geht es erst einmal darum, die Beschäftigten des Landtages und die genauen Abläufe kennenzulernen. Einen konkreten Handlungsplan hat Kristina Herbst noch nicht. Das wäre auch etwas vermessen, sagt sie. Bisher habe sie den Landtag eher als Beobachterin angeschaut. Aber eines ist ihr schon jetzt besonders wichtig: Politik brauche Transparenz, "eine klare Sprache, die die Bürgerinnen und Bürger auch verstehen." Sie möchte Digitalisierung im Landtag voranbringen. Da hapere es an der einen oder anderen Stelle noch.

Mit Blick auf ihren Amtsvorgänger, Klaus Schlie (CDU), der zehn Jahre lang Landtagspräsident war, sagt sie, sie sei schon vom Typ her ganz anders und "eine Frau wird auch immer die Geschäfte anders führen und anders repräsentieren als ein Mann das tut." Es werde automatisch ein anderer Stil sein, so Herbst.

Reiten und Rennradfahren als Ausgleich

Kristina Herbst selbst beschreibt sich als klaren, zuverlässigen und offenen Menschen. Man wisse bei ihr immer, woran man sei. Auch, wenn das nicht immer einfach sei: "Ne Klarheit kann auch manchmal verletzen, das ist mir auch klar."

"Was will die Deern denn?" Bei manchen Gesprächen in der "Altherrenwelt" sei ihr diese Frage durchaus begegnet, sagt Herbst - aber sie bringe viel Lebenserfahrung mit. Drei Kinder hat die Politikerin und meint: Das lasse sich vereinbaren, wenn man als Mutter auch bereit sei, Verantwortung abzugeben und auch anderen Menschen zu vertrauen, dass diese die Kinder gut betreuen. Man dürfe nicht den Anspruch haben, alles selbst machen zu wollen.

Zur Ruhe kommt die neue Landtagspräsidentin beim Reiten, das habe sie vor ein paar Jahren gemeinsam mit ihren Kindern begonnen. "Das ist absolute Erholung", sagt sie lachend. Außerdem fahre sie gerne Rennrad und ansonsten sei es auch mal schön, mit einem Glas Wein auf dem Sofa zu sitzen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 07.06.2022 | 12:00 Uhr

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