Kieler Forscher will Krebs mit Zucker bekämpfen
Der Kieler Pharmazeut Lukas Pfeifer ist für seine Arbeit in der Krebsforschung ausgezeichnet worden. Er versucht Krebs mit pflanzlichen Zuckerstrukturen zu bekämpfen.
Er sucht nach etwas, das schön klebt. Denn damit will Lukas Pfeifer Krebszellen blockieren, also verhindern, dass die sich an gesundes Gewebe anheften können. Der 30 Jahre alte Pharmazeut arbeitet an der Kieler Christian-Albrechts-Universität (CAU). Für seine Forschung untersucht er die Zuckerstrukturen der Arzneipflanze Roter Sonnenhut. Der Wissenschaftler möchte herausfinden, wie sich diese Strukturen nutzen lassen, um wichtige Prozesse in der Entstehung und Entwicklung von Krebs-Tumoren beeinflussen zu können.
Seine Frage: wie und unter welchen Bedingungen bindet sich der pflanzliche Zucker ans menschliche Eiweiß? Denn die Eiweiße spielen in verschiedenen Krankheitsprozessen eine wichtige Rolle. Sie befinden sich auf der Oberfläche von manchen Krebszellen. Bei einigen Krebsarten, wie dem Bauchspeicheldrüsenkrebs, verschlechtert ein gehäuftes Vorkommen die Heilungsaussichten.
Unzählige Experimente und Versuche

Pfeifer extrahiert zuerst die Zuckerketten aus der Pflanze. Diese Ketten zerkleinert er dann chemisch in ihre Einzelteile, um sie im Anschluss wieder zusammensetzen zu können und genau zu wissen, was drin ist. Seit gut vier Jahren forscht er nun in dem Bereichn und nun ist es ihm tatsächlich gelungen im Labor nachzuweisen, dass sich die zerkleinerten Zuckerketten des Roten Sonnenhutes an die menschlichen Eiweiße binden. "Das Schwierigste dabei war, eine Eiweißstruktur herzustellen, die eben optimale Bindungseigenschaften hat. Ich kann aus dem Kopf gar nicht mehr sagen, wie viele Versuche und Experimente wir da gebraucht haben. An einigen Stellen bin ich auch verzweifelt und dachte, es klappt einfach nicht", erzählt der Forscher. Aber es klappt eben doch. Der erste Schritt ist geschafft.
Tumortherapie: Aus dem Labor in die Klinik
Nun beschäftigt Pfeifer die nächste Frage: Wenn die Zuckerstrukturen des Roten Sonnenhutes gut an den Krebszellen kleben, können sie dadurch auch das Andocken der Krebszellen an gesunde Zellen verhindern? Das wäre ein neuer Ansatzpunkt für Tumortherapien. Um das zu klären, arbeitet er mit Wissenschaftlern des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) für Experimentelle Tumorforschung zusammen. Mit ihrer Hilfe konnte er beweisen, dass die Anheftung von Bauchspeicheldrüsenkrebszellen an gesunde Leberzellen über genau diese zuckerbindenden Eiweiße stattfindet.
Denn die Bauchspeicheldrüsenkrebszellen können nicht mehr an die gesunden Leberzellen andocken, nachdem der Wissenschaftler die Zuckerkette des Roten Sonnenhutes dazu gegeben hat. Sie werden durch den Zucker schlicht gehemmt. Der Platz zum Anheften ist praktisch einfach schon besetzt.
Nachwuchsauszeichnung für Krebsforscher
Für diese Forschungsarbeit wurde der junge Wissenschaftler jetzt ausgezeichnet - und zwar mit dem Young Investigator-Awards des Kiel Oncology Network, der an herausragende junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der CAU-Krebsforschung geht. Lukas Pfeifer will sich auf diesen Lorbeeren aber nicht ausruhen. Als nächstes möchte der junge Wissenschaftler die Zuckerstrukturen anderer Pflanzen untersuchen, um zu sehen, ob bei ihnen die Bindung und die Hemmung vielleicht sogar noch besser klappt.
