Kakerlaken krabbeln durch Hochhaus in Wedel
Schädlinge machen Bewohnern in einem Hochhaus in Wedel (Kreis Pinneberg) seit Monaten das Leben schwer. Einer hat rechtliche Schritte eingeleitet. Auch die Stadt ist inzwischen eingeschaltet.
von Tobias Senff
Als ein Mieter (möchte anonym bleiben) seinen Kühlschrank öffnet, bewegen sich drinnen hektisch viele Insekten. Er hat ein Video davon gemacht, damit ihm geglaubt wird. Kakerlaken sind seit Monaten in seiner Wohnung in der Feldstraße in Wedel (Kreis Pinneberg) unterwegs. Er ist verzweifelt. Das Haus hat 13 Stockwerke und rund 300 Einzimmer-Apartments. Auch andere Mieter haben das Problem. Der Mann hat von 20 seiner Nachbarn Unterschriften gesammelt, die auch mit den Schädlingen kämpfen. Bereits seit Sommer vergangenen Jahres sind Schaben in der Wohnung des Mannes.
Mieter hat schlaflose Nächte
Mittlerweile hat er zusammen mit seinem Vermieter Strafanzeige gegen die Hausverwaltung gestellt. Die Polizei bestätigt das. Der Vorwurf: mutmaßliche fahrlässige Körperverletzung durch schuldhaftes Unterlassen geeigneter und gesetzlich vorgeschriebener Maßnahmen. Der Mieter berichtet von juckenden Kakerlaken-Ekzemen und schlaflosen Nächten, weil die Schaben in seine Ohren gekrabbelt seien. Früher war das Haus nach Aussagen eines Vermieters für Studenten. Heute würden dort vor allem Menschen wohnen, die wenig Geld haben oder Hilfe vom Staat bekommen.
Stadt Wedel eingeschaltet
Die Schaben hat der Mieter nach eigenen Angaben immer wieder bei der Hausverwaltung gemeldet. Passiert sei nicht viel, ergänzt der Mann. Im Januar wurde die Stadtverwaltung von einem Mieter eingeschaltet. Ein Sprecher der Stadt Wedel teilte schriftlich mit, dass daraufhin die Eigentümer der Wohnungen über den Kakerlaken-Befall informiert wurden. Die Immobilienverwaltung habe der Stadt geantwortet, dass mit der Schädlingsbekämpfung begonnen wurde und diese noch verstärkt werden solle. Außerdem hätten sich die Mieter direkt an den beauftragten Kammerjäger wenden können.
Schwerer Kakerlaken-Befall in acht Wohnungen
Der Schädlingsbekämpfer war kurz in der Wohnung und stellte ein paar Fallen auf. Eine gründliche Bekämpfung gab es nicht, sagt der betroffene Mieter. Im März (16.03.) wurde die Stadtverwaltung Wedel nach einer weiteren Beschwerde wieder aktiv. Laut dem Stadtsprecher haben sich Mitarbeiter in 30 Wohnungen selbst ein Bild gemacht und mit den Bewohnern von 35 weiteren gesprochen. Fazit: Kakerlaken-Befall wurde in rund der Hälfte der Wohnungen festgestellt, in acht sogar schwerer. Auch in einigen Fluren wurden Schaden gesehen. In den restlichen Wohnungen wurde niemand angetroffen.
Profi hilft bei Bekämpfung
Wie die Schädlinge ins Haus gekommen sind, ist unklar. Eine Kammerjägerin erzählt, dass die Kakerlaken beispielsweise mit Lebensmitteln in eine Wohnung gelangen können. Ihre Eier könnten daran haften und dann schlüpfen. Eine Schabe sei noch nicht problematisch, aber bei mehreren sollte unbedingt gehandelt werden. Ein Profi verteilt dann beispielsweise ein Futtergel an den Laufwegen der Kakerlaken. Die Insekten fressen davon, verteilen es, weitere fressen es und schließlich sterben alle. Klar ist, Schaben mögen es gerne feucht, warm und dunkel. Sie krabbeln durch kleine Ritzen, Lüftungsschächte und Kabelkanäle. Ist eine Wohnung befallen, verbreiten sie sich in weitere. Kakerlaken können Krankheitserreger verteilen und sie verunreinigen Lebensmittel mit ihrem Kot und Speichel.
Wer muss handeln?
Der Immobilienverwalter sagte in einem Gespräch, die Eigentümer seien in der Pflicht, Schädlinge in den Wohnungen zu bekämpfen. Ein Sprecher des Mieterbund Schleswig-Holstein erklärte auf Nachfrage, dass sowohl Hausverwaltung als auch Vermieter tätig werden müssten. Es sei ihre Pflicht für ein schädlingsfreies Gebäude zu sorgen. Aber es sei immer schwierig bei mehreren Eigentümern, schnell zu einer Lösung zu kommen. Die Stadt Wedel teilte nun weiter mit, dass in der kommenden Woche ein Schädlingsbekämpfungsunternehmen in den besonders betroffenen Wohnungen aktiv wird.
Stadt kann Maßnahmen anordnen
Außerdem sollen jetzt alle Wohnungen und Gemeinschaftsbereiche des Hauses über ein Monitoring überprüft werden, ob und wenn ja, wie stark der Befall ist. Dann sollen entsprechende Maßnahmen mit den Eigentümern vereinbart werden. Gibt es keine Einigung, könnte die Stadt Wedel wegen des Kakerlaken-Befalls auch entsprechende Maßnahmen anordnen. Für den Mieter der betroffenen Wohnung geht das nicht schnell genug. Er sucht seit drei Monaten eine neue bezahlbare Bleibe. Bislang wurde er immer abgelehnt. Die Stadt hat ihn aktuell in einer städtischen Unterkunft untergebracht.
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