Eine jugendliches Mädchen spricht in ein Mikrofon.  Foto: Johannes Tran

Journalist werden: Jugendliche probieren sich in Bad Segeberg aus

Stand: 29.05.2022 12:51 Uhr

Die Teilnehmer führen Interviews, stellen eigene Radio- und Fernsehsendungen auf die Beine und diskutieren über Algorithmen in den sozialen Medien: Seit Mittwoch findet in Bad Segeberg das Jugendmedienfestival statt.

von Johannes Tran

Lisann Rothe hat die Augen konzentriert auf ihren Laptopbildschirm gerichtet. In dem Schnittprogramm ziehen sich blaue Wellen durchs Bild, am oberen Bildschirmrand läuft eine Zeitanzeige im Sekundentakt. Es ist der Audiomitschnitt eines Interviews, das sie am Tag zuvor geführt hat. Jetzt schneidet sie das Material. "Radio finde ich total spannend", sagt sie. "Eine Stimme kann so viel transportieren."

Rothe ist 22 Jahre alt und zum ersten Mal beim Jugendmedienfestival dabei. Im Radio-Kurs bereitet sie zusammen mit anderen Teilnehmern eine zweistündige Sendung vor. "Ich will das Sprechen im Studio ausprobieren", erzählt sie. "Als ich mich zum ersten Mal vor dem Mikro gehört habe, war das schon komisch. Aber ich will da selbstbewusster werden."

Teilnehmer schnuppern in den Journalismus hinein

Ob Radio oder Fernsehen, Social Media oder Zeitung: Das Jugendmedienfestivall, das seit Jahren von der Jugendpresse organisiert wird, lässt den Teilnehmern die Wahl, welches Medium sie näher kennenlernen wollen. "Es ist egal, ob man schon Vorerfahrung hat", sagt Festivalsprecherin Luisa Gohlke. "Es geht darum, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich hier einfach ausprobieren können."

Knapp siebzig junge Medieninteressierte haben sich angemeldet, im Alter von 13 bis 22 Jahren. Angeleitet von Workshop-Trainern, von denen viele selbst in der Medienbranche arbeiten, schnuppern sie eine halbe Woche lang in den Journalismus hinein. In Kleingruppen erarbeiten sie eigene Produkte: Sie produzieren etwa eine eigene Fernsehsendung, bearbeiten Fotos und Videos oder treten als Radiomoderatoren hinters Mikrofon.

"Ich will lernen, wie man in einem Interview richtig nachhakt"

Für viele der Teilnehmer ist das Jugendmedienfestival eine Möglichkeit, sich mit anderen Medieninteressierten zu vernetzen. "Hier kann man gut Kontakte knüpfen", sagt Jasmin Baghiana. Sie hat sich für den sogenannten Newsroom-Kurs angemeldet und erstellt dort gemeinsam mit anderen Teilnehmern eine Zeitung.

Baghiana ist 20 Jahre alt und studiert Medien und Kommunikation in Hamburg. "Ich will vor allem lernen, wie man in einem Interview richtig nachhakt und welche Fragen man wann am besten stellt", sagt sie. Diese Fähigkeiten will sie später nutzen, um als Korrespondentin in Krisengebieten zu arbeiten, am liebsten im Nahen Osten. "Ich bin ein idealistischer Mensch, als Journalistin will ich später zwischen verschiedenen Lebenswelten vermitteln."

Ein Ziel: Medienkompetenz stärken

Bei dem Festival soll es aber nicht nur ums Medienmachen gehen, sondern auch um Medienkompetenz. "Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen ihre eigene Mediennutzung reflektieren", erklärt Sprecherin Luisa Gohlke. "Wir reden zum Beispiel darüber, welche Macht verschiedene Bilder haben können oder wie Algorithmen soziale Medien steuern."

Außerdem, so Gohlke, sollen die Teilnehmer lernen, Quellen von Nachrichten zu überprüfen - etwa um Verschwörungserzählungen und Falschmeldungen einfacher enttarnen zu können. "Es geht darum, dass man sich informiert, wer die Personen hinter den Kanälen sind, die solche Inhalte verbreiten.“

Die Idee: Wer weiß, wie Medien funktionieren - warum etwa eine Nachricht zur Schlagzeile wird oder ein Video viral geht - der hinterfragt seinen eigenen Medienkonsum und versteht es, Nachrichten besser einzuordnen. Gohlke sagt: "Das große Ziel ist, dass sie hier lernen, Medien verantwortungsvoll zu nutzen - als Konsumentinnen, aber auch als Medienmacherinnen."

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