Gute Ernte in Schleswig-Holstein: "Glück mit dem Regen"
Viele Felder in Schleswig-Holstein sind bereits leer. Die Ernte für Getreide und Raps fällt in diesem Jahr gut aus, doch der Weizen enthält teilweise zu wenig Protein.
Gute Laune auf Gut Rosenkrantz in Schinkel (Kreis Rendsburg-Eckernförde): Auf dem idyllisch gelegenen Hof der Bauern-Familie von Münchhausen präsentieren Landwirtschaftsminister, Landwirtschaftskammer und der Bauernverband die Erntezahlen für das laufende Jahr. Man könnte daraus eine eigene Bauernregel formulieren: Lachen die Landwirtschaftsvertreter im August, gab es keinen Erntefrust.
Paradiesische Umstände für Schleswig-Holsteins Bauern
Die Bauern in Schleswig-Holstein hatten Glück, sagt Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) auf dem Pressetermin. "Der Regen kam in der Wachstumsphase immer noch rechtzeitig und auch die Sonne war in der richtigen Dosierung vorhanden." Im Vergleich mit anderen Ländern wie Sachsen-Anhalt oder Brandenburg, deren Ernten in diesem Jahr dürftig ausgefallen sind, seien die schleswig-holsteinischen Bauern im Paradies.
Das zeigen auch die Zahlen vom Statistikamt Nord. Die Ernte beim Getreide umfasst im ganzen Land rund 2,6 Millionen Tonnen und fällt damit rund 5 Prozent höher aus, als noch im Jahr 2019. Davon sind rund 1,4 Millionen Tonnen Weizen. Noch üppigere Erntezuwächse gab es bei der Rapsernte. Hier wurden rund 325 Tonnen geerntet, ein Plus von 43 Prozent.
Landwirte können Ernte zu gutem Preis verkaufen
Obwohl gestiegene Kosten für Energie, Arbeit und Wasser auch zu höheren Ausgaben geführt haben, dürften die meisten Ackerbaubetriebe laut Landwirtschaftskammer in diesem Jahr mit einem Plus abschneiden. "Wir haben eine gute Ernte eingefahren, wir haben vor allen Dingen gute Preise. Es ist bloß nicht immer garantiert, dass jeder die guten Preise in dem Höchststadium zu fassen hat", sagt Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein.
Die Erzeugerpreise liegen laut Kammer teilweise deutlich höher als noch im Vorjahr, allerdings nicht mehr auf dem Rekordniveau wie noch vor wenigen Monaten. Trotzdem müssten die Landwirte mit Preisschwankungen und Unsicherheiten rechnen, sagt Volquardsen. Das betreffe vor allem die Einkaufspreise und Verfügbarkeit von Rohstoffen, Düngemitteln und Kraftstoffen.
Zu wenige Protein im Weizen
Problematisch ist, dass ein Teil der Weizenernte zu wenig Protein enthält. Um die so genannte Brotqualität zu erreichen, muss Weizen einen Proteinanteil von zwölf Prozent besitzen. Das ist bei einem Teil der Ernte nicht der Fall. Das betrifft vor allem Weizen aus den Regionen im Land, die wegen der neuen Düngeverordnung ein Fünftel Dünger sparen müssen, meint der Präsident des Landesbauernverbandes Klaus-Peter Lucht. In den normalen Gebieten hätten viele Bauern versucht, Kosten beim Düngen zu sparen, weshalb der Proteingehalt etwas gesunken sei.
"Aber da sage ich auch ganz ehrlich: Da muss man politisch darüber nachdenken: Sind zwölf Prozent Protein Backwarenqualität oder geht es auch mit elf vielleicht", sagt Lucht. Problem ist, dass es sich dabei auch um einen internationalen Standard handle. Länder aus Nordafrika bestehen beispielsweise auch auf die Proteinmenge von zwölf Prozent.
Landesbauernverband: "Das agrarpolitische System ist übers Ziel hinausgeschossen"
Ein anderes Problem bereitet dem Landesbauernverband noch Bauchschmerzen - die vielen Auflagen von Agrarfolge bis Düngemittelverordnung. "Also ich denke schon, dass wir dem Landwirt wieder zugestehen müssen, optimal zu düngen", sagt Lucht. Er glaube, dass die heutige Technik sehr ausgereift ist, um Düngemittel optimal einzusetzen. "Wir brauchen unternehmerische Landwirte und Landwirtinnen und das muss Politik so langsam mal verstehen und nicht so sehr mit Ordnungsrecht kommen."