Geomar-Expedition: Auf den Spuren des Plastikmülls im Meer
Ein Team vom Geomar in Kiel will forschen, wo der Plastikmüll im Meer bleibt. Die Forscher starten nun zu einer fünfwöchigen Expedition. Das Ziel: ein Gebiet südlich der Azoren.
Es ist immer noch ein Rätsel, sagen Wissenschaftler, was mit dem Plastikmüll passiert, der ins Meer gelangt. Nur ein Prozent könne man nachverfolgen, über den Verbleib der restlichen 99 Prozent wisse man nichts. Das wollen Forscher ändern. Sie starten eine Expedition, um herausfinden, wie das Plastik von den Küsten ins Meer und von da in die Tiefsee gelangt. Am Freitag ging es mit dem Forschungsschiff "Sonne" vom Hafen in Emden los. Vorher musste das gesamte Expeditionsteam in Quarantäne, um sich an Bord frei bewegen zu können.
Startpunkt ist der nordatlantische Müllstrudel
Vier Tage dauert die Fahrt, in der Biskaya beginnen die Messungen. Dann geht es entlang des sogenannten nordatlantischen Müllstrudels. Dort würden mit der Strömung große Mengen des Plastikmülls aus Europa und Nordamerika landen. Obwohl sich das Gebiet mehr als 1.000 Kilometer vom Festland entfernt befindet, ließen sich dort vermehrt Plastikteile nachweisen, sagt Fahrtleiter Aaron Beck vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel.
Wo bleibt das Plastik: Enzyme und Plankton werden untersucht
Sieben Wissenschaftler vom Geomar sind dabei, dazu noch Auszubildende und weitere Forscher aus Portugal, Belgien und Holland. Fast alle haben ein anderes Projekt. Erik Borchert will zum Beispiel herausfinden, ob es natürliche Enzyme gibt, die Plastik zersetzen. Und Thea Hamm beschäftigt sich mit Plankton. Sie möchte untersuchen, ob kleine Krebse das Plastik fressen und so in ihren Mägen in die Tiefsee transportieren. Das wäre eine Erklärung, warum sich das Plastik im Meer nur in geringen Mengen nachweisen ließe.
Das gesamt Forschungsprojekt "HOTMIC" wird von sechs europäischen Ländern mit 2,3 Millionen Euro gefördert. Es ist auf drei Jahre angelegt und umfasst drei Expeditionen. Im März lief die erste Fahrt entlang der europäischen Westküste. Dort ging es vor allem darum, den ersten Teil des Transportweges von den Flüssen in die Küstengewässer abzudecken. Ziel des Projekts ist es, Wissenslücken über den Verbleib des Plastiks im Meer zu schließen.
Weihnachten und Silvester an Bord
Die Expedition sei besonders spannend, weil das Team mit vielen unterschiedlichen Methoden arbeiten wird, so Aaron Beck. Mit Wasserschöpfern würden sie von der Oberfläche Proben entnehmen und mit speziellen Netzen in bis zu 3.000 Metern Tiefe. Außerdem wollen sie Sedimentkernbohrungen vornehmen und mit einer Unterwasserkamera Aufnahmen vom Meeresboden machen. Mit dem Ziel, so viele Erkenntnisse wie möglich zu gewinnen. Obwohl alle in Quarantäne waren und auch einen Coronatest gemacht haben, sind die Kabinen nur einzeln belegt, es gelten Hygieneregeln. Fünf Wochen werden sie jetzt unterwegs sein, Weihnachten und Silvester verbringen sie an Bord.
