Eine Fledermaus sitzt an einem Stein in einem Gebäude bei Dunkelheit. © NDR

Experte zählt Fledermäuse in SH - und hilft beim Überwintern

Stand: 28.01.2022 14:20 Uhr

Nass, kalt, unterirdisch und stockdunkel: Das ist die Lieblingsumgebung von Fledermäusen vor allem in der kalten Jahreszeit. Um einen Überblick der Population zu bekommen, zählt Fledermausexperte Matthias Göttsche sie in Schleswig-Holstein seit 20 Jahren jedes Jahr im Winter.

Er muss leise und schnell sein, um die Fledermäuse nicht zu wecken, die gut versteckt ihren Winterschlaf halten. Matthias Göttsche von der Faunistisch-Ökologischen Arbeitsgemeinschaft kann alle 15 in Schleswig-Holstein heimischen Fledermausarten unterscheiden, auch wenn es manchmal auf winzige Details ankommt - wie bei Wasser- und Fransenfledermäusen, die sich sehr ähneln. "Da fällt mir immer auf, dass die Wasserfledermäuse dunkelschokofarbene Ohren haben und die Fransen eher karamellbraune. Und bei den braunen Langohren ist es so: Die klappen die Ohren unter ihre Arme, man sieht dann nur den Ohrdeckel."

Sechs Wochen Zeit für mehr als 200 Winterschlafquartiere

Alle 15 Arten sind bedroht, einige davon europaweit. Göttsche zählt sie deshalb seit 20 Jahren, während sie schlafen. Bis zu sieben Monate lang leben die Tiere von ihrer angefressenen Fettschicht. Beeindruckend, findet der Fledermausexperte: "Man kann sich das kaum vorstellen, dass man so lange schlafen kann, ohne neue Energie zu sich zu nehmen. Das ist eine super Energiesparleistung, die dem Tier ermöglicht in Gefilden zu leben, wo es Winter gibt und keine Insekten." Mit dem Zählen der Fledermäuse hat Göttsche viel zu tun: Mehr als 200 Winterschlafquartiere kontrolliert er und braucht dafür sechs Wochen.

Hohlblocksteine ersetzen natürliches Versteck

Eines der Quartiere befindet sich auf dem Gelände eines ehemaligen Munitionslagers in Kropp (Kreis Schleswig-Flensburg). Vor 20 Jahren haben hier kaum Tiere überwintert, mittlerweile sind es mehr als 4.000 - und das auch, weil Göttsche in fünfzig ungenutzten Bunkern Verstecke angebracht hat: "Da kann man doch solche tollen Sachen machen, und die Tiere danken es einem. Das ist kein Hexenwerk, das sind ein paar Hohlblocksteine als Verstecke." Die seien ein Baustein, um die Art zu erhalten.

Denn in der Natur finden Fledermäuse kaum noch geeignete Höhlen. Deshalb unterstützt der Naturschutzingenieur die Tiere - und zwar aus voller Überzeugung. Er sei froh, dass es solche Naturschätze in Schleswig-Holstein gebe. Bis Mitte Februar zählt Mattthias Göttsche die schlafenden Fledermäuse noch - undhofft, dass es wieder mehr geworden sind, so wie in den vergangenen Jahren.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Schleswig-Holstein Magazin | 29.01.2022 | 19:30 Uhr

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