Frau mit Headset © Bildredaktion NDR Online Foto: Christine Raczka

Energiepreise: Wie Anlaufstellen mit Kundensorgen umgehen

Stand: 02.08.2022 12:12 Uhr

Gas und Strom werden immer teurer. Einige Schleswig-Holsteiner sind deshalb in Sorge und rufen in den Kundenzentren ihrer Versorger an. Auch in den Sozialzentren und beim Mieterbund häufen sich die Nachfragen.

Das Anrufaufkommen im Kundencenter der Stadtwerke SH in Schleswig ist nach eigenen Angaben derzeit immens. Zum 1. August haben auch sie Strom- und Gaspreise um mehr als 30 Prozent angehoben. Die 45.000 Kunden in Schleswig, Eckernförde, Rendsburg und Umgebung müssen monatlich jetzt zwischen 40 und 85 Euro mehr zahlen.

Es herrsche eine allgemeine Verunsicherung, sagt Stadtwerke-SH-Geschäftsführer Wolfgang Schoofs. "Wir versuchen natürlich den Kunden diese Unsicherheit zu nehmen. Wir sagen immer: 'Sprecht uns an.' Sprechenden Menschen können wir helfen. Wir haben die Möglichkeit Ratenzahlungen zu vereinbaren. Oder wir empfehlen den Weg zum Sozialamt bzw. zum Hartz-IV-Zentrum," erklärt Schoofs.

Sozialzentrum versucht zu helfen

Direkt neben dem Kundencenter der Stadtwerke in Schleswig hat das Sozialzentrum des Kreises Schleswig-Flensburg seinen Sitz. Von dort aus werden knapp 10.000 Menschen mit geringem Einkommen im Kreis betreut - also die, die Arbeitslosengeld 2 beziehen. Auch dort steige das Anrufaufkommen, sagt Klaus-Peter Katzer vom Sozialzentrum: "Aktuell ist es so, dass die Menschen tatsächlich sehr besorgt sind, weil jetzt die Nachzahlungen vom letzten Jahr angestanden sind, beziehungsweise die Erhöhungen der Abschlagszahlungen. Wir haben aber noch den großen Vorteil, dass wir unter dem Corona-Schutzparagraphen laufen, das also alle Nebenkosten in den Kosten der Unterkunft noch von uns getragen werden." Ein anderer Aspekt sei, dass die Stromkosten unter Regelleistungen laufen. "Die Frage ist, wie geht man damit um? Wie kann man Stromsperren verhindern? Das wird tatsächlich eine spannende Frage, wo wir eine ganz klare Ausrichtung der Politik brauchen."

Beratung auch beim Mieterbund

Erste Mieterinnen und Mieter im Land würden durch die immens gestiegenen Nebenkosten schon jetzt an ihr finanzielles Limit kommen, berichtet der Mieterbund in Kiel. Einige hätten bereits Probleme, Abschlagszahlungen zu erhöhen, erklärt Geschäftsführerin Ann Sophie Mainitz: "Wir geben natürlich auch Hinweise, wie man Energie sparen kann. Aber alles Weitere ist dann natürlich der Gang zu den Sozialbehörden, um zu schauen, was da an Unterstützung möglich ist." Der Mieterbund sieht die Politik in der Pflicht, um die Menschen zu unterstützen, die sich die gestiegenen Preise irgendwann nicht mehr leisten können - bei denen im schlimmsten Fall sogar der Verlust der Wohnung droht.

Die Versorger im Land rechnen mit weiter steigenden Preisen für Strom und Gas. Um nicht selbst in Zahlungsschwierigkeiten zu kommen, rechnen auch die Stadtwerke SH damit, dass sie die Preise zum 1. Januar erneut erhöhen müssen. Die Anrufe besorgter Kundinnen und Kunden werden sicher weiter steigen.

Weitere Informationen
Eine Person zündet mit einem Streichholz eine Gasflamme an. © picture-alliance/ dpa/dpaweb Foto: Stephanie Pilick

Etwas kälter, länger dunkel: Neumünster will Energie sparen

Wegen der hohen Preise am Energiemarkt haben Stadt und Stadtwerke Neumünster jetzt einen Plan vorgelegt, wie gespart werden soll. mehr

Gaspreis aktuell © NDR

Gaspreis aktuell: So viel kostet die Kilowattstunde

Aktuelle Daten zeigen, was Neukunden derzeit für Gas zahlen und wie sich der Preis im historischen Vergleich entwickelt. mehr

Ein Heizungsthermostat steht auf Stufe 3. © picture alliance / Zoonar | stockfotos-mg

Gaspreise: Vermieter wollen Heizung nicht drosseln

Wohnungsunternehmen in SH bereiten sich auf den Winter vor. Die Raumtemperatur wollen die meisten nicht senken. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Schleswig-Holstein Magazin | 02.08.2022 | 19:30 Uhr

Nachrichten aus Schleswig-Holstein

Glasfaser-Kabel an einem Stand auf der Messe 'ANGA COM - Kongressmesse für Breitband & Medien' in der Koelnmesse. © picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt Foto: Christoph Hardt

Glasfaserausbau in SH: Erfolgsweg mit Hürden

Bis 2025 soll der schnelle Internet-Anschluss flächendeckend verfügbar sein. Doch mancherorts sieht es nach wie vor düster aus. mehr

Videos