Einigung im Tarifstreit im privaten Busgewerbe
In der letzten Oktoberwoche standen die meisten Busse der privaten Unternehmen in Schleswig-Holstein still in ihren Depots - wegen des andauernden Tarifstreits. Jetzt gibt es eine Einigung.
Die Gewerkschaft ver.di hatte Druck aufbauen wollen, als sie direkt nach Ende der Herbstferien zum fünftägigen Warnstreik im privaten Busgewerbe aufgerufen hatten. Die Vertreter der Arbeitgeberseite, der Omnibus Verband Nord (OVN), kritisierte scharf: Die Kunden seien die Leidtragenden, vor allem Familien mit schulpflichtigen Kindern, die zusätzlich einen Shuttle zur Schule organisieren mussten. Als ver.di während der Woche verhandeln wollte, wies der OVN ab - an Streiktagen wollten sie nicht in den Dialog treten. Monatelang stritten beide Seiten um den neuen Tarifvertrag, beide Seiten auf ihrer Position verharrend. Am Dienstag schließlich fanden sie zueinander.
Nettoeinmalzahlungen und Entgelterhöhung verhandelt
Ver.di teilte mit, dass sie sich mit dem OVN nach "intensiven aber konstruktiven Verhandlungen" auf ein Tarifergebnis einigen konnten. Es wurde vereinbart:
- eine Nettoeinmalzahlung in Höhe von 1.000 Euro im November 2022
- eine weitere Nettoeinmalzahlung von 1.000 Euro im Mai 2023
- eine tabellenwirksame Erhöhung aller Entgelte zum 01.11.2023 um 8,5 Prozent und
- dies bei einer Laufzeit von 24 Monaten
Bähring: "Verhandlungen zeitweilig kurz vor dem Scheitern"
Laut Gewerkschaft seien beide Seiten an das "wirtschaftlich Machbare" herangegangen und hätten im Austausch nach Lösungen gesucht. Doch dass die Verhandlungen hart waren, musste Verhandlungsführer von ver.di Nord Sascha Bähring zugeben. "Es war echt eng und die Verhandlungen standen auch zeitweilig kurz vor dem Scheitern", sagte Bähring in der Mitteilung, "im letzten Moment haben sich beide Tarifparteien - in dem Bewusstsein ihrer Verantwortung - mit einen letzten entscheidenden Schritt aufeinander zubewegt." Auch Gewerkschaftssprecher Frank Schischefsky zeigt sich zufrieden: "Jetzt liegt ein Ergebnis auf dem Tisch, das sich wirklich sehen lassen kann." Die Gewerkschaft konnte mit dem Tarifergebnis nicht alle geforderten Punkte durchsetzen, insgesamt sei dies eine Schnittmenge aus den Bedürfnissen der Beschäftigten und den Anforderungen der OVN-Betriebe. "In einer schwierigen Zeit ist dies für alle ein gutes Ergebnis", bilanziert Bähring nach der Einigung.
Laut Omnibusverband Nord, der die Arbeitgeberseite vertritt, ist jedoch noch unklar, wie genau der neue Tarifabschluss finanziert werden soll. "Wir müssen sehen, ob die Unternehmen das stemmen können", sagt sagt OVN-Geschäftsführer Joachim Schack und setzt darauf, dass die Landkreise genügend Geld zur Verfügung stellen. "Wir sind darauf angewiesen, dass insgesamt im Land erkannt wird, dass es ohne Fahrpersonal kein Busfahren gibt",
Positionen lagen weit auseinander
Ver.di hatte unter anderem eine Erhöhung der Tarife von 1,95 Euro pro Stunde bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von zwölf Monaten gefordert, weitere 1,95 Euro mehr für Werkstattmitarbeiter sowie die Übernahme des Jahresbeitrages einer Solidarkasse der Arbeitnehmerschaft. Der Omnibusverband Nord hatte neben 300 Euro Inflationszuschuss bei einer Laufzeit von 30 Monaten eine Lohnerhöhung von 3,5 Prozent zum 1. Oktober angeboten, eine Erhöhung von 2 Prozent zum 1. Oktober 2023 sowie eine weitere Erhöhung zum 1. Oktober 2024.