Zwischen den Ufern - 14 Fähren im Einsatz auf dem NOK
Sie verbinden ein geteiltes Land. 14 Fähren gibt es auf der rund 100 Kilometer langen künstlichen Wasserstraße des Nord-Ostsee-Kanals (NOK). Jedes Jahr nutzen nach Angaben der Wasserstraßen und Schifffahrtsverwaltung rund 5,4 Millionen Passagiere die Schiffe, um von der einen Seite des Kanalufers auf die andere gebracht zu werden - dazu noch kostenlos. Das war damals beim Bau des 125 Jahre alten Bauwerks so entschieden worden. Die Flotte ist seitdem immer wieder modernisiert worden. So soll die dritte Fähre in Brunsbüttel (Kreis Dithmarschen) einen modernen Hybrid-Antrieb bekommen, der mithilfe von Landstrom versorgt werden soll. Die historische Rendsburger Schwebefähre war 2016 bei einem Unfall so schwer beschädigt worden, dass sie demontiert werden musste. Sie soll durch einen Neubau ersetzt werden. Die Inbetriebnahme ist für den Herbst 2020 geplant.
Alle Fährverbindungen so alt wie der Kanal
Seit der Eröffnung des Kanals vor 125 Jahren gibt es fast jede einzelne Fährverbindung. Nur eine ist dazugekommen: die Schwebefähre mit der Kanalbrücke 1913. Sie wurde erst im Rahmen der Erweiterung des Kanals gebaut. Die Fähren haben sich im Laufe der Jahrzehnte deutlich verändert. In den ersten rund 30 Jahren handelte es sich noch um sogenannte Seilzug-Fähren. Zwei Männer an Deck sorgten für den Vortrieb, indem sie sich mit einem Gurt in ein Seil hängten. "Die Fähren wurden nur mit der Kraft der Oberschenkel bewegt", erklärt Uwe Steinhoff, Kanal-Experte und Hobby-Historiker. Die Länge hatte damals übrigens die Kirche mitbestimmt. "Es sollte ein Pferde-Gespann mit dem Pastor und eines mit dem Leichnam an Bord passen", erklärt Steinhoff. Nach der Kanalverbreiterung 1914 wurden die Fähren auf einen Kettenzug umgestellt, der mechanisch betrieben wurde, also ohne Muskelkraft. Von 1954 an hat das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt dann angefangen, diese durch Schiffe mit eigenem Dieselantrieb auszutauschen.
Fährkapitän mit Leib und Seele
Einer der Fährkapitäne, der täglich Menschen und Fahrzeuge hin und her über den NOK bringt, ist Helmut Lüthje. Eigentlich hatte der 65-Jährige aus Sehestedt (Kreis Rendsburg-Eckernförde) nichts mit der Schifffahrt am Hut. Stattdessen lernte er nach der Schule Landmaschinenschlosser. Danach ging es dann an den Kanal als Streckenarbeiter, wo er sich darum kümmerte, dass die Böschung des Nord-Ostsee-Kanals in Schuss bleibt.
Danach wurde er Weichenwärter und Deckshand auf einer Fähre - bis er sich schließlich entschloss, noch mal die Schulbank zu drücken. "Da war ich fast Ende 50, da muss man das Lernen noch mal lernen. Das war eine harte Nummer", erzählt er. Helmut Lütje machte schließlich sein Patent als Binnenschiff-Kapitän. Auch wenn der Sehestedter seit zwei Jahren in Rente ist, hilft immer mal wieder auf den Fähren aus. "Ich bin froh, dass ich weiter dabei bin. Mir macht es Spaß. Ich fahre gerne. Das ist eine schöne Zeit, schwärmt er.
