Eine Regionalbahn fährt über die Fehmarnsundbrücke. © picture alliance/dpa Foto: Frank Molter

Der letzte Zug ist auf die Insel Fehmarn gerollt

Stand: 30.08.2022 17:19 Uhr

Die altgediente Strecke zwischen Lübeck und Puttgarden auf Fehmarn wird für den Bau der festen Fehmarnbeltquerung aufgegeben und muss erneuert werden. In den kommenden Jahren heißt es: Umsteigen auf den Bus.

von Hauke Bülow

Für viele ist es eine Ära, die nun zu Ende geht - und für die Deutsche Bahn ein dringend notwendiger Schritt. Seit 1963, dem Jahr, als die Fehmarnsundbrücke eröffnet wurde, ist Fehmarn direkt per Zug erreichbar gewesen. Bis Ende dieses Jahrzehnts allerdings werden keine Fahrgäste mehr auf der Schiene transportiert werden. Bis dahin hat die Bahn viel zu tun - und Pendler müssen sich umstellen.

Bahn plant Neu- und Ausbau der Strecke

Insgesamt 55 Kilometer Neubau und 33 Kilometer Ausbau der bestehenden Strecke zwischen Lübeck und Fehmarn hat die Bahn geplant. Außerdem will sie unter anderem Lärmschutzwände, mehr als 80 Brücken und sechs neue Haltepunkte bauen. Der Verkehr auf der Strecke zwischen Lübeck und Neustadt soll nach Angaben eines Bahnsprechers so lange wie möglich aufrecht erhalten werden.

Ab Neustadt fährt kein Zug mehr

Nördlich von Neustadt fahren aber keine Züge mehr. Auf Fehmarn selbst wartet die Bahn aktuell noch auf die entsprechenden Baugenehmigungen für die neue zweigleisige elektrifizierte Trasse. Die Strecke muss laut Bahn dennoch schon jetzt gesperrt werden, weil solche "Sperrpausen", also Zeiten, in denen keine Züge fahren können, eine lange Anmeldefrist haben. Auf der Insel sollen nun die Bauvorbereitungen beginnen, um möglichst schnell starten zu können, wenn die Genehmigungen erteilt werden.

Busersatzverkehr ab 31. August

Für die Fahrgäste bedeuten die Arbeiten auf der Bahnstrecke, dass sie auf den Bus umsteigen müssen. Ab Mittwoch werden die Züge durch Busse ersetzt. Anstatt der RB85 fährt nun die Linie X85. Diese Buslinie wird Fahrgäste bis zur Fertigstellung der Schienenanbindung der festen Fehmarnbeltquerung von Lübeck aus auf die Insel bringen, also vermutlich in den kommenden sieben Jahren. Dabei hält sie in Haffkrug, Lensahn, Oldenburg, Großenbrode und Burg auf Fehmarn. Nicht angesteuert werden Bad Schwartau, Timmendorfer Strand, Scharbeutz und Neustadt.

Die Bahn spricht von modernen Doppelstockbussen und einer deutlichen Verbesserung für die Fahrgäste, da die Busse stündlich unterwegs sein werden und nicht mehr nur im Zwei-Stunden-Takt.

Stehen die Busse im Stau?

Fehmarns Bürgermeister Jörg Weber allerdings ist skeptisch, ob der Busersatzverkehr Verbesserungen bringen wird. Er befürchtet, dass die Busse häufiger und länger im Stau stehen werden. Sowohl vor der Fehmarnsundbrücke als auch auf der A1 durch die Baustelle zwischen Neustadt und Pansdorf.

Die Bahn dagegen hofft, dass die Reisezeit in etwa gleich bleibt und rät, sich über die neuen Fahrpläne auf ihrer Website zu informieren. Insgesamt nutzen die Strecke zwischen Lübeck und Fehmarn im laufenden Jahr durchschnittlich 3.900 Fahrgäste pro Tag. Laut Bahn fahren die wenigsten davon bis Fehmarn.

Große Gruppen müssen sich anmelden

Da die neuen Ersatzbusse nur 75 Sitzplätze bieten, bittet die Bahn insbesondere größere Reisegruppen wie Schulklassen, sich vorab anzumelden. Dann könnten weitere Fahrzeuge eingesetzt werden, um alle Fahrgäste zu transportieren. Auch Fahrräder können laut Bahn grundsätzlich mitgenommen werden, allerdings nur begrenzt. Und: E-Bikes können nicht auf dem Heckträger montiert werden.

2029 sollen die Busse dann wieder in den Depots bleiben können und der Zugverkehr zwischen Lübeck und Fehmarn wieder anrollen. Dann soll nicht nur die feste Fehmarnbeltquerung nach Dänemark fertiggestellt sein, sondern auch der Tunnel durch den schmalen Fehmarnsund zwischen dem Festland und der Insel. Dänemark trägt die Baukosten von gut sieben Milliarden Euro für den langen Ostseetunnel, Deutschland die Kosten für die Straßen- und Schienenanbindung auf deutscher Seite, die sich auf etwa 3,5 Milliarden Euro belaufen sollen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 30.08.2022 | 06:00 Uhr

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