Corona in SH: Kita-Eltern und Träger kritisieren Testpflicht
Erst gab es in Schleswig-Holstein freiwillige Schnelltests für die Kinder. Nun geben Kitas verpflichtende Schnelltests für die Eltern aus. Eltern-Vertreter und Träger kritisieren das Konzept.
Seit gut zweieinhalb Wochen müssen sich Eltern von Kita-Kindern in Schleswig-Holstein selbst auf eine mögliche Coronainfektion testen. Die Ergebnisse müssen anschließend mithilfe einer Selbstauskunft in der Kita abgegeben werden. Sozialminister Heiner Garg (FDP) versprach sich von der Maßnahme ein höheres Schutzniveau in den Kindertagesstätten. Doch dass dieser zusätzliche Schutz erreicht werden konnte, bezweifelt die Landeselternvertretung der Kitas im nördlichen Bundesland.
Elternvertreter hätten sich Zusatz-Angebot gewünscht
"Dass jetzt nur Tests für Eltern angeboten werden und die Tests für die Kinder ausgenommen worden sind, traf bei den Eltern total auf Unverständnis", erklärt Kerstin Hinsch, Co-Vorsitzende der Elternvertreter. "Wenn man die Elterntests zusätzlich zu den Kindertests angeboten hätte, wären das tatsächlich zwei Testmöglichkeiten gewesen, um Infektionen frühzeitig zu erkennen."
Jetzt sei der Test aber von den Kindern weg auf die Eltern übertragen worden. Da die Eltern häufig geimpft oder geboostert sind, könnten die Infektionen hier oft erst später erkannt werden, meint Hinsch. Vor allem bei dreifach geimpften Menschen verlaufen Infektionen mit dem Coronavirus häufig ohne oder mit sehr geringen Symptomen.
Kitas sammeln Testnachweise - und kontrollieren nicht
Rein organisatorisch sei die sogenannte Umfeldtestung der Kita-Kinder kein Problem mehr. Das bestätigte unter anderem die Sprecherin der AWO in Schleswig-Holstein, Kathrin Mansfeld: "Insgesamt war die kurzfristige Bekanntgabe der Umfeldtestung Anfang des Monats auf jeden Fall eine Herausforderung für die Kitas. Allerdings sind das die Einrichtungen im Rahmen von Corona-Verordnungen ja inzwischen gewohnt." Kitas müssen die Selbstauskünfte der Eltern einsammeln, aber nicht kontrollieren.
Personal in Kindertagesstätten fühlt sich ungeschützt
In einigen Kindertagesstätten wachsen die Zweifel daran, dass die Umfeldtestung einen besseren Schutz für Kinder und Personal bringt. Viele Mitarbeitende fühlten sich in den Kitas nicht ausreichend geschützt, sagt Carsten Höhn, Sprecher des Verbandes Evangelischer Kitas in Schleswig-Holstein: "Es gibt weiterhin einige Einrichtungen, in denen mehrere Infektionen gleichzeitig auftreten, sich Kinder untereinander und auch die Mitarbeitenden anstecken."
Der Verband hätte - wie die Elternvertreter - begrüßt, wenn das Land die ursprünglich für Kinder vorgesehenen Testkapazitäten um die Elterntests ergänzt und nicht ersetzt hätte. "Das hätte auch in den Einrichtungen für mehr Sicherheit gesorgt, anstatt zu einer größeren Unsicherheit", so Höhn.
Sozialministerium: Eltern-Tests für Kinder verwenden
Auf Nachfrage im Sozialministerium, warum das Land keine kostenlosen und freiwilligen Tests mehr für die Kita-Kinder bereitstelle, hieß es, dass sich Eltern auch bei ihrer Arbeitsstelle oder in einem Testzentrum testen lassen könnten. Die durch das Land verteilten Tests könnten dann zur freiwilligen Testung der Kinder genutzt werden.
