Bürgermeister von Norderfriedrichskoog vor Gericht
Bei einer Protestaktion von Tierschützern soll der Bürgermeister von Norderfriedrichskoog zu Straftaten aufgerufen haben, so die Anklage. Nun steht er vor Gericht.
Vor dem Amtsgericht Husum hat am Dienstag der Prozess gegen den Landwirt und Bürgermeister von Norderfriedrichskoog (Kreis Nordfriesland), Jann Henning Dircks, begonnen. Die Staatsanwaltschaft Flensburg wirft ihm vor, in einem Facebook-Video öffentlich zu Straftaten aufgerufen zu haben. Hintergrund ist eine Protestaktion von Tierschützern im November 2020 vor dem Schlachthof Kellinghusen. Sie wollten die Anlieferung von Schweinen verhindern. Dircks hatte daraufhin in einem Video Landwirte dazu aufgerufen, mit schweren Werkzeugen zum Schlachthof zu kommen, um die Blockade zu beenden.
Tränen in den Augen
Zu Beginn der Verhandlung war Dircks ruhig und gefasst. Als die Anklageschrift verlesen wurde, wirkte er sehr aufgewühlt, zitterte und hatte Tränen in den Augen. Dann hielt er mehrfach Blickkontakt mit den rund ein Dutzend Zuhörern im Saal, offenbar Freunde und Unterstützer des an der Westküste bekannten Landwirts.
Video war angeblich nicht für Facebook gedacht
Im Rahmen der Beweisaufnahme befragte der Vorsitzende Richter auch Dircks Ehefrau. Sie hatte am Morgen der Schlachthof-Blockade im November 2020 das Video mit dem Aufruf ihres Mannes gedreht. Dann hätten sie es in eine interne Whatsapp-Gruppe von Landwirten gestellt, sagte die Frau. Der Angeklagte ließ durch seinen Anwalt verlesen: Er könne sich nicht erklären, wie das Video auf der Facebook-Seite der Bewegung "Land Schafft Verbindung" gelandet sei.
Urteil wird Mitte September erwartet
Der Prozess wird Ende August fortgesetzt, das Urteil soll Mitte September fallen. Ob der Bürgermeister im Amt bleiben kann, will die Kommunalaufsicht des Kreises anschließend entscheiden.