Arved Fuchs an Deck seines Segelschiffs "Dagmar Aaen". © dpa Bildfunk Foto: Axel Heimken

Arved Fuchs: "Das geht unter die Haut"

Stand: 03.08.2022 17:07 Uhr

Polarforscher Arved Fuchs musste auf seiner Expedition wegen einer Darmblutung in Island notoperiert werden. Anschließend kam er nach Kiel ins UKSH. Jetzt erholt er sich zu Hause. Im Gespräch mit NDR 1 Welle Nord berichtet Fuchs, wie es ihm geht.

Eigentlich wäre der Polarforscher zurzeit mit seinem Team auf einer Expedition Richtung Ost-Grönland - doch es kam anders. Im Interview mit NDR 1 Welle Nord Moderator Pascal Hillgruber erzählt er, wie es mit dem Expeditionsschiff "Dagmar Aaen" weitergeht, wie er sich erholt und was ihn in den vergangenen Tagen besonders berührt hat.

Die wichtigste Frage vorweg: Wie geht es Ihnen?

Arved Fuchs: Ich bin noch nicht hundertprozentig fit wieder. Das ist ja auch nicht zu erwarten, aber mir geht es deutlich besser von Tag zu Tag. Und ich verdanke da sehr viel den Ärzten, die mich sowohl in Island als auch hier behandelt haben, und den Schiffsärzten, die dabei waren. Insofern bin ich auf einem guten Weg. Aber es braucht natürlich noch ein bisschen Zeit.

Es war ja auch großes Glück, dass Sie nicht gerade auf hoher See unterwegs waren, dass Sie da auch schnell behandelt werden konnten. Wie haben Sie diese Tage und auch den Rücktransport nach Deutschland erlebt?

Fuchs: Tatsächlich war es so, dass wir aufgrund dieser schwierigen Eislage noch im Hafen abgewartet hatten und eigentlich sonst längst auf See gewesen wären. Das war mein Glück. Wir waren im Hafen und somit auch in Reichweite eines Krankenhauses, sodass die Schiffsärzte mich dort auch gleich hinbringen konnten. Dann ging irgendwie alles sehr schnell. Von der OP selbst bekommt man natürlich nichts mit, aber es ist wirklich ein sehr kompetentes Krankenhaus dort in Akureyri im Norden Islands, wo man Spezialisten hat, die eben letztendlich auf alles irgendwie vorbereitet sind. Und insofern ging dann dieser Heilungsprozess relativ zügig los. Aber ich bin dann ja noch mit einem Rettungsflieger von der DRF nach Hamburg verlegt worden, beziehungsweise von Hamburg mit einem Krankenwagen dann ins UKSH und bin dort noch zwei Tage zur Beobachtung gewesen und bin jetzt zu Hause, um mich vollständig auszukurieren.

Zu Hause ist es auch einfach am entspanntesten, das hilft wahrscheinlich auch am besten, oder?

Fuchs: Ja, das ist ganz sicher so. Also vor allem jetzt, wo man das schöne Wetter hat. Ich kann im Garten liegen und die Zeit nutze ich jetzt einfach. Und dann merke ich aber, wie von Tag zu Tag die Kräfte irgendwie wiederkehren und ich hoffe, dass in absehbarer Zeit dann alles Geschichte ist.

Das ist schön. Das wünschen wir uns natürlich auch. Aber wo Sie es gerade sagen, Sie sind natürlich Abenteurer. Jetzt ist alles anders gelaufen, als Sie sich das vorgestellt haben. Wie war das für Sie?

Fuchs: Man muss - glaube ich - die Prioritäten richtig setzen. Natürlich ist da unheimlich viel Arbeit, Logistik, Planung und ein engagiertes Team dahinter. Das Ganze kostet natürlich auch einen Haufen Geld. Das muss man auch immer sehen. Aber wenn einem der Körper plötzlich einen Strich durch die Rechnung macht, dann ist plötzlich nicht mehr die Expedition oder die Ziele derselben im Vordergrund, sondern einfach auch die eigene Gesundheit. Und insofern kann ich nur sagen, dass das ganze Team super mitgezogen hat. Es sind heute noch zwei Leute an Bord der "Dagmar Aaen", die sich um das Schiff kümmern. Ich konnte also einfach loslassen und wusste, dass ich sowohl in medizinischen Bereich wie auch, was das Projekt angeht, bestens aufgehoben bin. Ein tolles Team, muss ich sagen, in jeder Hinsicht. Und insofern habe ich das dann relativ entspannt zur Kenntnis genommen, dass es mit dem diesjährigen Plan so nichts wird.

Zwei Leute sind noch da, der Rest der Crew ist abgereist. Der Abschied von der "Dagmar Aaen" soll sehr emotional gewesen sein. Was haben Sie davon mitbekommen?

Fuchs: Ja, das geht schon unter die Haut, wenn man sieht, wie emotional auch die ganze Crew eingebunden ist und wie sehr dieses Schiff auch so ein Integrationsobjekt ist. Das ist ja nicht einfach nur ein Vehikel, sondern es steht einfach auch für etwas. Und damit identifiziert sich die Crew. Und wenn man das dann so zurückgespiegelt kriegt, dann geht das schon unter die Haut.

Wie sehen Ihre Tage momentan aus, abgesehen von der Genesung?

Fuchs: Ich bin faul, um es einfach mal so zu sagen. Ich schlafe ein bisschen länger als gewöhnlich. Ich soll ordentlich essen, haben mir die Ärzte gesagt, weil ich fast neun Kilogramm Gewicht verloren habe. Dem folge ich und ansonsten: Ich lese viel, sitze im Garten und genieße das schöne Wetter, was wir derzeit haben. In Island war es ja eben nicht so schön, sondern recht kühl. Insofern lasse ich so die Tage einfach auf mich zukommen und bewege mich im Rahmen meiner Möglichkeiten eben auch möglichst viel, um wieder alles irgendwie in Gang zu bringen. Und ich merke es wirklich von Tag zu Tag, dass die Kräfte irgendwie wieder zurückkommen.

Und ich könnte mir vorstellen, trotz der Genesung, trotz des "Faulseins" - im Hinterkopf denken Sie doch trotzdem schon ein bisschen darüber nach, wie es weitergehen könnte?

Fuchs: Ja natürlich! Also das Schiff ist ja in Island und wie das mit der "Dagmar Aaen" jetzt weitergeht, kann ich im Moment nicht sagen. Dazu ist es einfach noch zu früh. Das wird letztendlich auch in Beratungen mit Ärzten entschieden werden und wir sind da relativ flexibel. Wir warten mal ab. Jetzt bis Mitte des Monats wird es da sicherlich keine Entscheidung geben und danach sehen wir weiter, weil ich denke, dann weiß ich auch besser Bescheid, was ich mir zumuten kann und in welchem Zustand ich dann bin.

Vielen Dank Arved Fuchs und wir wünschen Ihnen weiter gute Genesung und gute Besserung.

Fuchs: Herzlichen Dank, schöne Grüße zurück.

Das Interview führte NDR 1 Welle Nord-Moderator Pascal Hillgruber.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 03.08.2022 | 16:40 Uhr

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