Stand: 18.12.2019 16:59 Uhr

Anklage erhoben: Fielmann um Millionen betrogen

Ein Fielmann-Brillengeschäft durch eine Brille gesehen. © picture alliance / dpa Foto: Malte Christians
Sieben Beschuldigte sollen das Unternehmen Fielmann betrogen haben.

Die Liste der Vorwürfe ist lang: gewerbs- und bandenmäßiger Betrug, gewerbsmäßige Untreue und gewerbsmäßige Bestechlichkeit. Die Kieler Staatsanwaltschaft wirft sieben Beschuldigten vor, das Unternehmen Fielmann betrogen zu haben. Sie stehen demnach in Verdacht, über einen Firmenmitarbeiter Sponsoring- und Marketingmaßnahmen in Millionenhöhe abgerechnet zu haben, die zum Teil gar nicht erfolgten. Laut Staatsanwaltschaft Kiel geht es um den Zeitraum zwischen 2012 und 2015. In dieser Zeit sollen die Angeklagten über einen Fielmann-Mitarbeiter insgesamt 6,5 Millionen Euro abgerechnet haben, einen Teil davon unberechtigt.

Oberstaatsanwalt: Leistungen teilweise nicht erbracht

Konkret geht es laut Staatsanwaltschaft um 1.400 Einzelfälle, in denen zwei Firmen Rechnungen gestellt haben, auch über Dritte. Diese Rechnungen seien bei der Fielmann AG eingereicht worden, sagte Oberstaatsanwalt Axel Bieler NDR Schleswig-Holstein und erklärte: "Dabei ging es um Sponsoring, vor allem um werbewirksame Maßnahmen im Bereich des Sports. Diese Leistungen sind gar nicht erbracht worden, gleichwohl sind die Rechnungen bezahlt worden, so dass eben dieser immense Schaden bei der Fielmann AG entstanden ist."

Gegenleistungen von 370.000 Euro erhalten?

Ein Mitarbeiter der Fielmann-Öffentlichkeitsarbeit soll die Rechnungen abgesegnet haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, als Gegenleistung für sich und weitere Personen aus seinem Umfeld Reisen, Schmuck, Elektroartikel oder Handwerkerleistungen im Gesamtwert von 370.000 Euro erhalten zu haben.

Laut des Fielmann-Pressesprechers hatte das Unternehmen den Betrug Mitte 2015 aufgedeckt und dem Mitarbeiter später gekündigt. Einen Teil des Geldes hat das Unternehmen inzwischen nach eigenen Angaben zurückbekommen. "Wir begrüßen, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Fielmann wird Akteneinsicht beantragen und behält sich vor, als Nebenkläger aufzutreten", sagte der Pressesprecher des Unternehmens auf Anfrage von NDR Schleswig-Holstein.

Prozessstart vermutlich im Sommer 2020

Laut Bieler handelt es sich um ein sehr umfangreiches Verfahren. Die Ermittlungen des Landeskriminalamtes und die Vorbereitung der Anklage haben Jahre gedauert. Die Schrift umfasst knapp 1.000 Seiten, die Akten füllen 20 Umzugskartons. Sollte die Anklage der Staatsanwaltschaft zugelassen werden, könnte der Prozess nach Angaben von Bieler wahrscheinlich im Sommer beginnen. Bis dahin sei die zuständige Wirtschaftsstrafkammer mit anderen Verfahren ausgelastet, sagte er.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 18.12.2019 | 17:00 Uhr

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