Würmer als neue "Waffe" gegen Eichenprozessionsspinner
Aktuell fliegen wieder die Brennhaare des Eichenprozessionsspinners umher. Niedersachsens Kommunen gehen deshalb gegen die Raupen vor. Lüneburg testet erstmals eine spezielle Methode.
Fadenwürmer - sogenannte Nematoden - sollen speziell gegen die Raupen des Nachtfalter-Schmetterlings wirken und Menschen sowie Bäume schützen. Aktuell sind dazu regelmäßig Traktoren mit Fass-Anhängern im Landkreis Lüneburg unterwegs. Mittels eines Gebläses werden von den Fahrzeugen die Eichen mit den winzigen Fadenwürmern besprüht. Weil die Nematoden besonders lichtempfindlich sind, starten die Einsätze immer erst nach Sonnenuntergang. Die Wirkweise: Die Fadenwürmer entwickeln sich im Körper der Raupen und töten sie dadurch ab. Für Menschen seien die Tierchen allerdings ungefährlich, wie der Landkreis mitteilt.
Raupen breiten sich in Niedersachsen aus
Laut Landwirtschaftskammer sind seit Jahren vor allem der Nordosten um Lüchow-Dannenberg und Lüneburg sowie der Südwesten um Osnabrück und die Grafschaft Bentheim vom Befall durch den Eichenprozessionsspinner betroffen. Es sei aber auch eine Ausbreitung in die Mitte Niedersachsens und nach Norden zu beobachten, sagte Thomas Brand von der Landwirtschaftskammer in Oldenburg. Als gefährlich gelten die Tiere vor allem wegen der gesundheitlichen Risiken für Menschen: Ihre feinen Härchen können Atembeschwerden, Juckreiz und Entzündungen auslösen. Das in den Brennhaaren enthaltene Nesselgift Thaumetopoein kann auch Schwindel und Fieber verursachen. In Ausnahmefällen droht sogar ein allergischer Schock. Die Raupen sollte man daher nicht berühren - durch Verwehungen können die Brennhaare allerdings auch durch die Luft fliegen.
Im Einsatz: Sauger und Rotkehlchen
Lüneburg ist bislang die einzige Region, die auf die Bekämpfung durch Fadenwürmer setzt. In den meisten Landkreisen und Kommunen kommen Sauger zum Einsatz, die die Nester des Eichenprozessionsspinners von den betroffenen Bäumen abnehmen. Auch Braunschweig nutzt diese Methode. Dort wurden bereits die ersten Befälle in der Nähe einer Kita und einer Schule gemeldet. Wolfsburg geht den Raupen ebenso mit Saugern an den Kragen. Dort werden die betroffenen Eichen zudem seit vergangenem Jahr zur Warnung mit einer Banderole markiert. Auch Kommunen in der Grafschaft Bentheim setzen vorrangig auf das Absaugen der Raupennester. Vielerorts werden dort zusätzlich auch Nistkästen für Fressfeinde der Raupen, wie etwa Meisen oder Rotkehlchen, angebracht, wie die Kreisverwaltung mitteilte. Im Bereich um Gifhorn sind die Maßnahmen bereits abgeschlossen - dort wurden 5.000 Eichen mit einem Biozid behandelt, was ebenfalls von Boden aus auf die Eichen gesprüht wurde.
Mehr Raupen durch trockenes Frühjahr?
Die Maßnahmen scheinen offenbar zu greifen. So verzeichnet die Landwirtschaftskammer zuletzt einen Rückgang der Raupen-Zahlen. "Die Population im vergangenen Jahr hat sich nicht besonders ausgeweitet. Es gab also kaum Zuwachs", sagte Brand von der Landwirtschaftskammer. Dabei habe auch das Wetter eine Rolle gespielt. So habe das vergangene, vergleichsweise kühle und nasse Jahr die Ausbreitung der Raupe gebremst. Diese liebe es vor allem trocken und warm. Dagegen könne das trockene, warme Frühjahr 2022 ähnlich wie in den trockenen Jahren 2018, 2019 und 2020 zu einer verschärften Lage im kommenden Jahr führen.