Shutdown in Niedersachsen - ein halbes Jahr danach
Im März ist das Virus da: Der erste Corona-Fall in Niedersachsen wird am 1. März 2020 registriert. Zehn Tage später werden alle Großveranstaltungen mit mehr als 1.000 Besuchern abgesagt. Vor sechs Monaten, am Freitag, 13. März, kündigt die Landesregierung den landesweiten Shutdown an. Ab 17. März bleiben dann Schulen und Spielplätze ebenso geschlossen wie Geschäfte mit Ausnahme von Apotheken und Lebensmittelmärkten. Theater und Bibliotheken sind bereits dicht. Der Alltag, wie wir ihn kennen, existiert nicht mehr.
Lockdown, Shutdown - was denn nun?
Eine neue Situation - und ein neues Wort. Sprachforscherin Annette Klosa-Kückelhaus hat dem WDR ihre Definition für die Begriffe Lockdown und Shutdown vorgestellt: "Ein Zeitraum, in dem fast alle wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aktivitäten auf politische Anordnung hin stillgelegt sind", so definiert Klosa-Kückelhaus den Neologismus. Unterdessen werden die Regelungen noch einmal verschärft - auch in Niedersachsen.
Corona-Infektionen in Niedersachsen (März bis September)
Kontaktverbot ab 23. März
Das sogenannte Kontaktverbot kommt am 23. März. Erst etwa drei Monate später dürfen sich im Land wieder bis zu zehn Personen treffen, auch ohne auf den zuvor vorgeschriebenen Mindestabstand von 1,50 Meter einzuhalten. Dazu gelten weitere Regeln, etwa, dass der Aufenthalt im öffentlichen Raum nur alleine, mit einer weiteren nicht im Haushalt lebenden Person oder im Kreis von Angehörigen des eigenen Hausstands gestattet ist.
Anfang April: Erste Lockerungen
Gastronomie-Betriebe schließen, nur Lieferung und Außer-Haus-Verkauf sind erlaubt. Auch Friseure, Kosmetikstudios, Massagepraxen und Tattoo-Studios machen dicht. Zwei Wochen lang spielt sich praktisch kein öffentliches Leben in Niedersachsen ab. Erst ab 4. April werden erste Lockerungen verkündet - die Baumärkte öffnen wieder. Es dauert dann noch einen Monat, bis die ersten Schüler am 4. Mai in die Klassenzimmer zurückkehren.
"Shutdown war notwendig"
"Der Shutdown und damit jede einzelne Maßnahmen waren notwendig, um die Ausbreitungsgeschwindigkeit zu verlangsamen", heißt es aus der Staatskanzlei rückblickend. Doch die Regelungen bleiben nicht ohne Folgen. Ein Beispiel: Während die Telefon-Seelsorger im Februar bundesweit etwa 97.000 Gespräche führte, sind es im März bereits etwa 113.000 und im April, also unmittelbar nach dem Shutdown, mehr als 117.000. Der verlorene Alltag hinterlässt Spuren bis heute, wo die Gesichtsmaske zum Straßenbild gehört.
