Mehr Umwelt, keine Preiserhöhungen? Schweinehalter skeptisch
Nach einem Agrarkongress mit Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) haben Schweinehalter in Niedersachsen skeptisch reagiert. Die Angst: dass die Ziele der Politik nicht finanzierbar sind.
Mehr Umwelt, mehr Geld für Landwirte - allerdings zeitgleich kaum höhere Preise für Fleisch: Wie das künftig zusammengehen soll, ist die große Frage bei Niedersachsens Schweinehaltern. So auch bei Hubertus Berges vom Landvolk im Landkreis Cloppenburg. Er befürchtet, dass Landwirten mit großen Ställen nicht genug geholfen wird, wenn die Politik jetzt zugunsten kleiner Betriebe umsteuert. "Das ist wie beim Kohleausstieg, nur ohne Ausgleich", so Berges. Auch beim Thema Tierwohl kommt Skepsis aus Niedersachsen: So würde er gerne bessere Ställe bauen, sagte Landwirt Johannes Wilking vom Landvolk Vechta. Dafür müsse allerdings das Baurecht schnell vereinfacht werden.
Ministerien wollen enger zusammenarbeiten
Es gibt aber auch Zuspruch: Torsten Staack von der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands in Damme bewertet es positiv, dass das Landwirtschafts- und Umweltministerium künftig enger zusammenarbeiten wollen. Das hatten die Minister Özdemir und Steffi Lemke (Grüne) beim Kongressauftakt in Berlin angekündigt. Ihr erklärtes Ziel: Mehr Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit. Aber auch, dass künftig mehr beim einzelnen Landwirt ankommen soll, findet Staack grundsätzlich gut. Allerdings müsse die Politik jetzt schnell konkret handeln, sagte der Schweinehalter. Denn: Viele Betriebe kämpften zurzeit jeden Tag um ihre Existenz, so Staack.
Schweinehalter: Wasser steht bis zum Hals
Und noch ein Thema stößt den Schweinehaltern bitter auf: die Corona-Hilfsgelder. Vielen Landwirten stünde durch die Pandemie das Wasser bis zum Hals, hatte die Interessengemeinschaft der Schweinehalter in Damme bereits vor dem Kongress gewarnt. Die Bundesregierung müsse immer noch einiges klarstellen, damit die Hilfsgelder bewilligt werden könnten. In dem Punkt hake es, sagte Staack dem NDR in Niedersachsen. Aktuell müssen Landwirte nachweisen, dass Umsatzeinbrüche nur auf die Pandemie und nicht auf andere Umstände wie die Afrikanische Schweinepest zurückzuführen sind.
