Labore entlasten: Corona-Schnelltest zum Freitesten reicht
Niedersachsens Gesundheitsministerium empfiehlt, auf PCR-Tests zu verzichten, wenn es darum geht, eine Quarantäne oder Isolation vorzeitig zu beenden. Ab jetzt reicht ein negativer Schnelltest.
Beide Testmethoden, der zertifizierte Schnelltest sowie der PCR-Test, sind nach der neuen Quarantäne-Verordnung zulässig. Nur Beschäftigte in Krankenhäusern und in der Pflege müssen weiterhin einen negativen PCR-Test nachweisen. Es geht dabei laut Ministerium unter anderem darum, die Gesellschaft am Laufen zu halten. Wenn alle auf das PCR-Test-Ergebnis warten müssten, wären sie mindestens einen zusätzlichen Tag in Quarantäne. Das Ergebnis des Schnelltests dagegen liegt nach einer Viertelstunde vor.
Sind Antigen-Schnelltests verlässlich genug?
Wie sicher Antigen-Schnelltests eine Infektion - gerade mit der Omikron-Variante - im Gegensatz zu den PCR-Tests nachweisen, wird seit Wochen heftig debattiert. Michael Heins, Labor-Leiter am Klinikum Osnabrück und Vertreter der niedersächsischen Landesgruppe im Berufsverband Laborärzte, sagt, das Schwierige sei die Qualität der Tests. Es sei interessant, wie groß die Unterschiede dabei seien. Die Testergebnisse würden zum Beispiel auch durch die Temperatur beeinflusst. Er vermutet, dass die Ergebnisse eines Container-Testzentrums im Freien weniger zuverlässig sein könnten, weil das Testmaterial kälter sei.
Land hält Risiko für vertretbar
Schnelltests seien zwar nicht so sicher wie PCR-Tests, das Risiko aber vertretbar, sagte Oliver Grimm, Sprecher des niedersächsischen Gesundheitsministeriums, am Freitag. So sei die Ansteckungsgefahr bei Omikron zum Schluss hin geringer. Wenn also Schnelltests am Ende einer Quarantäne nicht anschlagen, sei es sehr wahrscheinlich, dass keine oder nur noch sehr wenige Viren da sind. Infektionen seien aber immer noch möglich, sagte Grimm, der ausdrücklich darauf hinwies, dass zum frühzeitigen Freitesten aus der Quarantäne oder Isolation ein Schnelltest in einem Testzentrum, in der Apotheke oder beim Arzt erfolgen muss.
Labore sollen entlastet werden
Durch das Freitesten mit einem Schnelltest sollen laut Gesundheitsministerium vor allem die Labore entlastet werden. Bundesweit sind den zuständigen Laboren derzeit rund 2,5 Millionen PCR-Tests pro Woche möglich. Steigen die Fallzahlen angesichts der Omikron-Variante jedoch weiter rasant an, könnte eine Priorisierung der Untersuchungen notwendig werden, sagte Sprecher Grimm weiter. Je mehr sich diese Variante ausbreitet, desto stärker werde es einen Druck auf die Testkapazitäten geben. Und dann werde es auch bei den PCR-Tests zu einer Priorisierung kommen müssen. Wie eine solche Priorisierung aussehen könnte, werde im Krisenstab der Bundesregierung diskutiert. "Noch ist die Situation nicht da. Man bereitet sich darauf vor."
Lieferengpässe in den Laboren
Grimm betonte, dass die privaten Labore, die die PCR-Tests auswerten, länderübergreifend arbeiteten. Laut dem Verband Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM) sind die Labore derzeit zu rund 65 Prozent ausgelastet. Wie viele Proben untersucht werden können, liege auch an Personal, Geräten, Platz und Material, so der Osnabrücker Labor-Leiter Heins. Ihm zufolge gibt es regelmäßig Liefereinbrüche und Mängel etwa bei Pipettenspitzen, Abstrichtupfern und Reagenzröhrchen. Das Klinikum Osnabrück habe sich einen so großen Vorrat angelegt, dass es mindestens zwei Monate weitermachen könne. Heins sieht die Labore im Land aber grundsätzlich ziemlich am Limit. Sollte jetzt eine Riesenwelle kommen, könnten sie vorübergehend durch Überstunden und Mehrarbeit noch mehr machen - das aber gehe nicht auf Dauer.
Quarantäne ohne Test endet nach zehn Tagen
In Niedersachsen gelten ab Sonnabend gelockerte Quarantäne-Regeln entsprechend den Beschlüssen der Bund-Länder-Konferenz. Am Freitag hat der Bundesrat zugestimmt, damit ist der rechtliche Rahmen geschaffen. Isolation und Quarantäne enden in der Regel nach zehn Tagen. Nach sieben Tagen kann man sich zudem entweder per Schnelltest oder per PCR-Test freitesten lassen. Bisher galt für Kontaktpersonen einer mit Omikron infizierten Person eine strikte Quarantäne von 14 Tagen ohne die Möglichkeit des Freitestens. Geboosterte Kontaktpersonen müssen sich gar nicht mehr in Quarantäne begeben. Dasselbe gilt für Personen, deren zweite Impfung oder Genesung weniger als drei Monate zurückliegt.
Weitere Regeln zu Isolation und Quarantäne:
- Beschäftigte in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und Einrichtungen der Eingliederungshilfe können die Quarantäne mit einem negativen PCR-Test sowohl im Fall einer Erkrankung als auch als Kontaktperson bereits nach sieben Tagen beenden.
- Wer einen positiven Schnelltest hat, muss sich erst einmal isolieren. "Die Pflicht zur Absonderung gilt auch ohne eine Anordnung des zuständigen Gesundheitsamtes", betont das Gesundheitsministerium. Betroffene sollen zudem umgehend einen PCR-Test zur Abklärung machen - es ist erlaubt, dafür das Haus zu verlassen.
- Infizierte haben die Pflicht, eine Kontaktliste anzulegen, die sie dem Gesundheitsamt auf Verlangen zur Verfügung stellen müssen. Die Betroffenen werden zudem gebeten, selbstständig ihre engen Kontaktpersonen der letzten 48 Stunden zu informieren.
